Beim Broker Kosten sparen

Kosten fressen an der Rendite. Ein Blick auf die Gebühren lohnt sich auf alle Fälle. Tipps dazu gibt Benjamin Manz im Interview über Online-Broker, Courtagen und Transparenz.

Text: Pascal Hügli

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Passives Investieren ermöglicht günstiges Anlegen auf der Produktebene. Warum sollte ein Investor auch die Verwaltungs- und Depotgebühren beachten?

Da auch beim Kauf und Verkauf der Produkte hohe Kosten anfallen können. Zwischen Schweizer Banken bestehen grosse Kostenunterschiede bei Depotgebühren und Transaktionskosten. Diese gilt es bei der Auswahl von ETF-Produkten zu beachten.

Welche Kostenblöcke sind relevant?

Depotgebühren für die Verwaltung sowie Courtagen beim Kauf und Verkauf der Wertschriften können je nach Betragsgrösse, Handelsort und ETF-Typ variieren. Dazu kommen die staatlichen Stempelsteuern bei allen Käufen und Verkäufen von Wertschriften, die unabhängig von der Bank anfallen. Bei Transaktionen in Fremdwährungen können zudem noch Kursgebühren anfallen. Oder Banken verrechnen zusätzlich zu den Courtagen Börsengebühren.

Wie findet man den günstigsten Anbieter?

Wir haben einen unabhängigen und interaktiven Vergleich des Online-Trading. Dieser berücksichtigt dank anbieterspezifischen Algorithmen die genauen Kosten, darunter auch Depotgebühren, Courtagen, Stempelgebühren, Pauschalgebühren und weitere Spezialgebühren wie Echtzeitaufschläge.

Ist das günstigste immer das beste Angebot?

Die Kosten sind ein wichtiger Faktor, aber natürlich nicht der einzige. Wichtig ist zum Beispiel auch die Trading-Plattform: Ist sie nutzerfreundlich? Hat der Online-Broker die gewünschten Tools im Angebot? Lassen sich die gewünschten Wertschriften an allen gewünschten Börsenplätzen handeln? Deshalb empfehlen wir, vor dem richtigen Trading zuerst ein kostenloses Demokonto beim gewünschten Online-Broker zu eröffnen.

Es fällt auf, dass die Courtagen für Transaktionen bei ausländischen Börsen massiv höher sind. Ist das wirklich gerechtfertigt?

Es ist nicht so, dass die Courtagen an ausländischen Börsen prinzipiell höher sind. Manche Banken unterscheiden gebührentechnisch zwischen den Börsenplätzen, andere verlangen dieselben Courtagen für alle Börsenplätze. Je nach Börsenplatz und Broker können aber tatsächlich zusätzliche Börsengebühren verrechnet werden.

Sind die Abwicklungs- und Verwaltungskosten relevant für einen langfristig orientierten Anleger, der wenig bis gar keine taktischen Massnahmen tätigt?

Natürlich sind die Produktgebühren ein wichtiges Kriterium – aber wie gesagt nicht das einzige. Bei einer teuren Bank bezahlt man nur schon für das Deponieren der eigenen ETF happige Gebühren.

Wie sieht es aus für Anleger, die unter dem Jahr viel handeln wollen?

Ein Vieltrader muss neben den Depotgebühren noch genauer auf die Transaktionskosten – die Courtagen – achten. Diese fallen bei allen Schweizer Banken und Online-Plattformen an, allerdings in unterschiedlicher Höhe.

Wie beurteilen Sie den ausländischen Broker Degiro, der gegenüber Schweizer Banken einiges günstiger ist?

Es gibt Hunderte von internationalen Online-Brokern – und viele sind tatsächlich günstiger als Schweizer Banken. Degiro und verwandte Anbieter operieren aus dem Ausland und werden nicht von der Finma reguliert. Doch je nach Standort ist die Regulierung teilweise schwach. Viele ausländische Anbieter sind zudem nicht im Besitz einer Banklizenz. Allgemein sollten sich deshalb nur erfahrene Trader, die viel handeln und wissen, worauf Sie achten müssen, für einen internationalen Broker entscheiden.

Warum nur erfahrene Trader?

Der Kostenunterschied zu den günstigsten Brokern im Schweizer Markt ist vor allem für Anleger relevant, die häufig handeln. Für Gelegenheitstrader lohnt sich der Mehraufwand und das erhöhte Risiko bei einem ausländischen Broker in der Regel nicht. Interessant ist, dass immer wieder ausländische Anleger aus Sicherheitsüberlegungen den umgekehrten Weg wählen und sich für einen Schweizer Broker entscheiden. Obwohl sie wissen, dass sie eine Schweizer Bank teurer zu stehen kommt.

In den USA bietet das Start-up «Robinhood» Börsengeschäfte per Smartphone an, kostenlos. Verrückt oder bald auch in der Schweiz möglich?

In der Schweiz ist das kurz- und mittelfristig undenkbar. Erstens sind die Kosten hier deutlich höher, zweitens ist der Schweizer Markt viel zu klein, um solche Marketing-Angebote à la Silicon Valley finanzieren zu können. Allerdings muss man bei der angelsächsischen Marketing-Sprache immer genau hinschauen: Auch Robinhood verlangt Gebühren, doch die sind auf der Webseite gut versteckt. Kostenlos sind nur die Online-Transaktionen von amerikanischen Aktien. Für diverse weitere Transaktionen fallen Extragebühren an. Der Premium-Account kostet sogar je nach Depotgrösse bis zu 200 Dollar – pro Monat!

Ganz generell: Die Gebühren der Banken für Wertschriftengeschäfte sind hoch. Glauben Sie, dass Fintech-Unternehmen mehr Transparenz und tiefere Kosten bringen könnten?

Die Gebühren sind im Schweizer Trading tatsächlich hoch. Daran hat sich in den letzten Jahren nicht viel geändert – trotz unserer Webseite, die mehr Transparenz in den Markt gebracht hat. Der Grund liegt wohl darin, dass der Schweizer TradingMarkt viel zu klein ist, um als regulierter Schweizer Anbieter mit Discountpreisen überleben zu können. In der Vermögensverwaltung hingegen gab es auch in der Schweiz einige neue günstigste Angebote durch Robo-Advisor.

*Benjamin Manz ist Gründer und CEO von moneyland.ch


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