Das Alpha-Potenzial kann wegfallen

Einzelne Faktoren können den Vergleichsindex schlagen. Was ist nun besser? Auf einzelne Faktoren zu setzen oder einen Multi-Faktor-Ansatz zu wählen?

Immer mehr Multi-Faktor-Produkte kommen auf den Markt. Wie können diese Konstrukte ins Portfolio integriert werden?

Faktoren sind ein guter Weg, um Exposure in bekannte Risikoprämien wie Value, Momentum oder Small Caps einzugehen und damit ein Potenzial für Outperformance zu schaffen. Aus einer gesamtheitlichen Perspektive ist es wichtig, auf eine gute Diversifikation zwischen den Faktoren zu achten.

Sollen Anleger auf einen einzigen oder mehrere Faktoren -setzen?

Einzelne Aktienfaktoren sind sehr zyklisch. Das bedeutet, dass sie sich über mehrere Jahre hinweg schlechter entwickeln können als der Markt. Wir glauben, für die meisten Investoren macht es mehr Sinn, innerhalb eines Portfolios auf verschiedene Faktoren zu setzen. Damit kann eine stabilere Outperformance und eine bessere Diversifikation erreicht werden.

Welche Faktoren haben sich in den letzten zehn Jahren am besten bewährt?

Die besten Faktoren sind nicht notwendigerweise diejenigen, die sich in der Vergangenheit am stärksten entwickelt haben. Es sind eher jene, welche auch in Zukunft outperformen werden. Aus dieser Perspektive glauben wir, dass Value, Momentum, Qualität und Small Caps robuste Faktoren sind. Auf der anderen Seite denken wir, dass beispielsweise ein reiner Low-Volatility-Faktor heute eine eher hohe Bewertung hat und darum mit Besonnenheit betrachtet werden sollte.

Viele aktive Fonds schlagen die Benchmark nicht. Wie sieht es bei Multifaktor-Fonds aus?

Es gibt akademische Beweise, dass Faktoren wie Value und Momentum die Benchmark über einen langen Zeitraum beständig übertroffen haben. Doch weil sich immer mehr Investoren Faktoren-Portfolios einsetzen, könnte das Alpha-Potenzial in Zukunft wegfallen. Wir glauben daher, dass für die künftige Performance eine aktive Faktor-Umsetzung und eine sorgfältige Portfolio-Konstruktion notwendig sind, um diese überlaufenen Trades anderer Investoren zu vermeiden.

Es gibt nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. Welchen Gefahren muss sich der Anleger beim Anlegen über Faktoren bewusst sein?

Für Aktieninvestoren ist es wichtig zu verstehen, dass wir keinen Faktor kaufen können. Wir können nur ein Portfolio kaufen, das ein grosses Exposure zu diesem Faktor hat. Entlang dieses Exposures können andere ungewollte Risiken auftreten, zum Beispiel Illiquidität oder hohe Sensibilität auf Inflation für Small Caps. Diese Risiken aktiv zu verwalten ist vorrangig, um negative Überraschungen zu vermeiden, und eine robuste künftige Outperformance zu erreichen.

Alexei Jourovski, Managing Director, Unigestion Genf
sentifi.com

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