Das Kosten-Kriterium

Die Total Expense Ratio spielt aus Kostensicht eine entscheidende Rolle. Jedoch beinhaltet die Kennzahl bei weitem nicht alle Gebühren die innerhalb eines ETF anfallen.

Text: Barbara Kalhammer

Teil 2 der Wissensserie zur ETF Selektion (siehe auch «Anlegern fehlt das ETF-Wissen» und den ersten Teil: «Die Wahl des richtigen Index» )

ETF werden vor allem für ihre Einfachheit, Transparenz und ihre tiefen Kosten geschätzt. Gerade in Zeiten, in denen die Suche nach Rendite beschwerlich ist, rückt die Kostenkomponente vermehrt in den Blickpunkt. Denn um eine Renditesteigerung zu erreichen, ohne dabei höhere Risiken einzugehen, bleibt einem nichts anderes übrig, als die Kosten zu senken – schliesslich sind diese die sicheren Renditekiller.

Der Erfolg einer Finanzanlage hängt massgeblich von den effektiven Kosten ab, die sich im Zeitablauf aufstapeln. Die Gebühren fallen in den Produkten, im Handel und in der  Verwaltung an. Der grosse Vorteil dabei: Im Gegensatz zur Marktentwicklung können Kosten gesteuert werden.

Bei den Produktkosten haben ETF die Nase vorn. Im Vergleich zu traditionellen Anlagefonds sind ihre Kosten deutlich tiefer. Dies ist mitunter der Grund, warum professionelle Anleger wie Pensionskassen in den vergangenen Jahren immer stärker auf die kostengünstige passive Vermögensverwaltung setzen. Mehr dazu lesen Sie hier: Renditetod Transaktionskosten

Gesamtkostenquote

Im Gegensatz zu Fonds fallen bei ETF weder Ausgabeaufschlag noch Rücknahmegebühren an. Dafür muss ein Anleger beim Kauf von ETF Ordergebühren und den Spread, die  Differenz zwischen An- und Verkaufskurs, bezahlen. Im Hinblick auf die Kosteneinsparungen wird jedoch die Gesamtkostenquote am stärksten beachtet. Die Total Expense Ratio (TER)  gibt die jährlichen Kosten eines Fonds an. In der TER sind Kosten wie Verwaltungs- und Depotbankgebühren enthalten. Auch Paul Gerhard Schulz von der Notenstein Privatbank sagte im Interview «Die TER ist wenig aussagekräftig» und gibt darüber hinaus Ratschläge für die ETF-Selektion.

Eine Auswertung basierend auf den Daten des Researchhauses Morningstar zeigt, dass die durchschnittlichen Gesamtkosten (Total Expense Ratio/TER) bei den in der Schweiz  zugelassenen Obligationen-ETF bei 0,23 Prozent liegen. Aktive Bondfonds dagegen kosten im Schnitt 1,12 Prozent. Auf den ersten Blick scheint die Differenz von 89 Basispunkten nicht  allzu gross, doch relativ betrachtet beträgt der Unterschied 25 Prozent. Das gleiche Bild zeigt sich bei Aktien-ETF, wo die durchschnittliche TER 0,42 Prozent beträgt. Traditionelle Aktienfonds dagegen kosten 1,65 Prozent. Ein Wechsel auf kosteneffiziente Indexfonds bringt eine Kostenersparnis von durchschnittlich 75 Prozent.

Jedoch muss berücksichtigt werden, dass die TER auch trügerisch ist. Sie eignet sich als guter Startpunkt für die Beurteilung eines ETF, jedoch anders als der Name impliziert, sind nicht alle Kosten enthalten. Vor allem die Aufwendungen, die aus Umschichtungen aufgrund von  Index-Rebalancierungen entstehen, sind in der Gesamtkostenquote nicht erfasst. Auch anfallende Swap- und Indexgebühren werden nicht berücksichtigt. Somit taugt diese Kennzahl nur bedingt.

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Die Kosten sind vor allem bei einem  mittel- bis langfristigen Anlagehorizont nicht zu unterschätzen. Denn wegen des Zinseffekts vergrössert sich diese Differenz mit zunehmender Anlagedauer: nicht linear, sondern exponentiell.

Doch neben den Gebühren für den ETF müssen auch die Transaktionskosten beachtet werden. Einen vertieften Einblick liefert der Beitrag: Kosten – ein sicherer Verlust

In der nächsten Serie widmet sich 10×10 der Bedeutung der Geld-Brief-Spanne, dem sogenannten Spread, bei der Selektion. Erklärungen zu solchen Fachbegriffen finden Sie im umfangreichen 10×10 Glossar.


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