Die ETF-Auswahl will geübt sein

Die tiefen Kosten sind das beste Verkaufsargument für ETF. Vernachlässigt wird dabei oftmals der Spread. Doch eine genauere Betrachtung zeigt, dass durch den Vergleich der Geld-Brief-Spanne wichtige Renditepunkte erzielt werden können.

Text: Barbara Kalhammer

Die Kostenkomponente nimmt bei der ETF-Wahl besonders in Zeiten, in denen Finanzmärkte nur niedrige Renditen bieten, eine übergeordnete Rolle ein. Bei börsenkotierten Indexfonds  wird dazu in erster Linie die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, TER ) als Vergleichsmass herangezogen. Darüber hinaus sollten aber auch die Handelskosten, also die Geld-Brief-Spannen, nicht vernachlässigt werden. Als Spread wird die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis bezeichnet. Beeinflusst wird er von der Anlageklasse und den Handelszeiten des  Basiswerts.

In der Regel gilt: Je liquider die Werte im Index, desto liquider der börsengehandelte Indexfonds. Auch die Volatilität beeinflusst die Geld-Brief-Spanne. Ein stark schwankender Index zieht breitere Spreads nach sich. Vor allem bei kurzfristigen, starken Schwankungen des Index kann sich die Spanne kurzfristig ausweiten. Bei liquiden Märkten beträgt der Spread meist  zwischen 0,05 und 0,3 Prozent, bei weniger liquiden oder geschlossenen Märkten liegt er zwischen 0,3 und 1,0 Prozent.

Verantwortlich für die Handelbarkeit der Produkte sind die  Market Maker, welche die Geld- und Briefkurse stellen. Aus der Differenz generieren sie ihre Erträge. Market Maker haben aber nicht die Möglichkeit, den Spread einfach so erhöhen,  sonst würden Anleger zu einem anderen Anbieter wechseln. Daher müssen sie sich auf ausländischen Märkten absichern. Dies ist bei liquiden Märkten bedeutend einfacher als bei Indizes aus exotischen Regionen. Darüber hinaus spielt die Zeitzone eine Rolle. Wenn der US-M arkt noch geschlossen ist, erfolgt die Preisfindung sowie die Absicherung beispielsweise über Futures. Hier besteht das  Risiko, dass die Annahmen falsch sind. Es macht also durchaus Sinn, beispielsweise bei den amerikanischen Börsen die Eröffnung abzuwarten.

Einhaltung der Kursspannen

Dem freien  Spiel der Märkte haben jedoch die Börsen Schranken gesetzt. In der Schweiz zum Beispiel verlangt die SIX Swiss Exchange für jede ETF- Zulassung einen Market Maker. Dieser verpflichtetsich, börsentäglich für ein Mindestvolumen Kauf- und Verkaufskurse zu stellen. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht hat maximale Abweichungen der Geld-B rief-K urse  definiert. Das Einhalten der vordefinierten Grössen bei den Kursspannen wird von der Börse überwacht. Die Spannen unterscheiden sich allerdings je nach Basiswert. Für ein Barometer  mit einem während der offiziellen Börsenzeiten gehandelten Aktienanteil von mehr als 50 Prozent beträgt der Spread maximal zwei Prozent. Die meisten Börsen haben ähnliche Regeln, es  gibt jedoch einige Ausnahmen. So unterbricht beispielsweise die Deutsche Börse den Handel bei volatilem Geschäft. Die Schweizer Börse gestattet den Market Makern aus  verschiedenen technischen Gründen, vorübergehend keine Geld- und Briefkurse zu stellen.

Vergleich spart Kosten

Der Spread hängt also von zahlreichen Faktoren ab.In erster Linie von der Liquidität und der Volatilität des Basiswerts. Darüber hinaus aber auch von den Handelsvolumen, der  Orderbuchtiefe, dem Handelsplatz und der Anzahl der Market Maker. Vor dem Handel sollte die aktuelle Kursspanne beurteilt werden. Ob sie relativ gesehen hoch ist, kann am besten  durch den Vergleich mit den Spannen ähnlicher ETF ermittelt werden.

Eingesehen werden können die Daten bei den jeweiligen Börsen. Bei der SIX Swiss Exchange können dazu die Qualitätsmerkmale (MQM) herangezogen werden. Dass durch einen solchen Vergleich Kosten gespart werden können, zeigen die Spreads für SMI , MSCI Europe Small-Cap, MSCI  Emerging Markets und iBoxx US D TreasuryBond. Allein für das Schweizer Barometer variieren die durchschnittlichen Geld-B rief-S pannen stark. Bei den meisten Anbietern sind sie jedoch von 2011 zu 2012 zurückgegangen.

Einzig bei iShares war ein Anstieg von 21 auf 26 Basispunkte (BP ) zu verzeichnen. Ein erschwerter Marktzugang macht sich bei den ETF auf Emerging Markets bemerkausgebar. Den  tiefsten Spread liefert die Deutsche Bank mit 14 Basispunkten, gefolgt von der Credit Suisse, Lyxor und iShares, die unter 40 BP liegen. Über 50 BP beträgt der durchschnittliche Spread  bei UBS, Source, HSBC, Amundi und State Street.

Wie erwähnt, ist der Spread bei kleineren und weniger liquiden Märkten grösser. Dies zeigt sich eindrücklich am Beispiel der Indexfonds auf den MSCI Europe Small Cap. Hier kann nur die Deutsche Bank mit einem Spread von unter 0,5 Prozent aufwarten. Bei ComStage und State Street liegt der Wert bei einem Prozent.

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Besonderheiten bei Bonds

Beim Vergleich  der Produkte muss darauf geachtet werden, dass tatsächlich die selben Anlageklassen und Märkte gegenübergestellt werden. So sind normalerweise die Spreads von  festverzinslichen Titeln höher als jene von Aktien. Grund dafür ist, dass festverzinsliche Wertpapiere in erster Linie ausserbörslich gehandelt werden. Das bedeutet, die Anleger haben  keine genaue Vorstellung von der Preisbildung. Aufgrund der mangelnden Transparenz verbreitern sich die Spreads. Besonders hohe Werte zeigen sich bei High-Yield-P rodukten, da  diese als weniger liquide gelten.

Aber auch bei den ETF auf den iBoxx US D Treasury Bond 1-3Y sind die Unterschiede gross. Während es bei der Deutschen Bank durchschnittlich nur 4 Basispunkte sind, beträgt der Wert  bei Amundi, Credit Suisse und Lyxor rund 20. Zudem sind die Spannen im Vergleich zum Vorjahr bei Amundi und Lyxor deutlich breiter geworden.

Die Analyse zeigt auf, dass die  Spreads der Anbieter für den gleichen Index variieren. Das ist zurückzuführen auf den Creation-Redemption- Prozess. Dieser findet einmal täglich statt und beinhaltet im Primärmarkt  den Tausch von Wertpapierkörben gegen ETF-Anteile und umgekehrt. Der Austausch der Wertpapierbaskets gegen die ETF-Anteile führt zu einer guten Handelsqualität, also einem engen Handel um den Net Asset Value (NA V).

Wenn sich der Preis des ETF zu  weit von seinem NA V entfernt, treten Arbitrageure in den Markt. Wenn beispielsweise der ETF-Preis über jenem des zugrundeliegenden Wertpapierkorbes liegt, können authorisierte Marktteilnehmer Aktien und Bargeld in den Fonds einbringen und erhalten dafür Creation-E inheiten, die sie im Anschluss verkaufen. Auf diesem Weg wird der Kurs nahezu auf den NA V gedrückt. Das verhindert, dass ETF eine Prämie oder einen Abschlag zu ihrem NAV aufbauen. Für Anleger wird sichergestellt, dass sie das Produkt immer nahe seines fairen Wertes kaufen oder verkaufen.

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Sinkende Spreads

Über alle Anlageklassen hinweg zeigt sich aber, dass die durchschnittlichen Spreads trotz der wachsenden Zahl der Produkte gesunken sind. 2011 lag der Wert noch bei 67 Basispunkten,  aktuell beträgt er 55. Die tieferen Spannen zeigten sich besonders bei Credit Suisse, Lyxor und UBS , während jene der Commerzbank stiegen.

Hier muss jedoch zwischen den  verschiedenen Anlageklassen unterschieden werden: So verbesserten sich die Spreads der Credit Suisse bei Industrie- und Schwellenländerindizes, bei der UBS vor allem im Rohstoffbereich. Ausserdem zeigt sich, dass die Geld- und Briefkurse im September und Oktober 2011 sowie im Januar 2012 deutlich höher waren, als sie es aktuell sind. Grund dafür  dürften die in den vergangenen Monaten deutlich gesunkenen Volatilitäten an den Aktienmärkten sein.

Dass sich ein Vergleich der Spreads bei der Kostenoptimierung lohnt, ist  unbestritten. Es gibt jedoch einige Aspekte zu berücksichtigen. So sollte der Vergleich nicht auf Tagesbasis erfolgen, sondern etwas weiter in die Vergangenheit reichen. Darüber hinaus muss man wissen, dasss hohe Spannen und Ausschläge immer wieder auftauchen können. Diese müssen aber nicht von Dauer sein. Manchmal zahlt es sich aus, auf bessere Bedingungen zu warten oder den Anbieter zu kontaktieren.


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