«Die Investorenrendite beträgt fünf Prozent»

Fünf Prozent Rendite – eine lukrative alternative Anlageform für Investoren. Teddy Amberg liefert Hintergründe zu P2P-Lending, auch bekannt als Crowdlending.

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Herr Amberg*, was ist Peer-to-Peer-Lending bzw. Crowdlending?

Peer-to-peer-Lending, auch bekannt als Crowdlending bringt Kreditnehmer und Anleger direkt zusammen. Wir sind quasi das Airbnb für Kapital. Das Modell schafft eine Win-Win-Situation, in der Kreditnehmer weniger bezahlen und Anleger mehr verdienen.

Wie gross ist der Schweizer Markt?

Das gesamte P2P-Lending Volumen betrug im letzten Jahr 55 Millionen Franken. Der Marktanteil ist damit verschwindend klein. Diese Finanzierungsart wächst jedoch rasant: So wurde das Volumen von 2016 bereits im ersten Quartal 2017 übertroffen.

Was für Volumina erwarten Sie künftig ?

In England und den USA sind die Summen pro Kopf 8 bis 15 Mal höher. Wir erwarten einen Aufholeffekt und denken, dass wir in fünf Jahren ähnliche Marktanteile erreichen können. Das Gesamtvolumen dürfte spätestens im nächsten Jahr die Milliardenmarke durchbrechen.

Wie hoch ist die durchschnittliche Rendite der Investoren auf Ihrer Plattform?

Die Nettorenditen für Anleger bewegen sich zwischen drei bis acht Prozent pro Jahr. Seit Lancierung im März 2015 betrug die durchschnittliche Nettorendite mehr als fünf Prozent. Das Risiko ist ein Totalausfall des Kreditnehmers.

Wie hoch ist die Ausfallquote?

Seit Start mussten wir keine Ausfälle verzeichnen. Das hängt mit der guten Zahlungsmoral in der Schweiz und dem professionellen Credit Scoring zusammen. Mit zusätzlichem Wachstum und Drehen des Kreditzyklus aber werden Ausfälle kommen. Das ist Teil des Geschäfts und im Zinsmodell enthalten.

Ist P2P-Lending «Zockerei» oder eine echte Anlagealternative?

Das klassische Kreditgeschäft ist ein Risikogeschäft – für dieses Risiko werden die Anleger mit einem Zins entschädigt. Das ist beim Online-Lending nicht anders. Wir sind überzeugt, dass unsere Jahresrenditen das eingegangene Risiko im heutigen Negativzinsumfeld ausreichend entschädigen. Zum Vergleich: BBB-Obligationen in Franken rentieren aktuell bei 0,5 Prozent.

Worauf müssen P2P-Investoren achten?

Wie immer gilt: Niemand sollte sein gesamtes Vermögen auf eine Karte setzen. Zudem sollten Investoren innerhalb der Anlageklasse auf ausreichende Diversifikation achten. Am besten vergleicht man die verschiedenen Plattformen, die Angebote und Konditionen sowie das Team dahinter. Grundsätzlich gilt: Je höher der versprochene Zins, desto höher das Risiko.

Wie sicher sind die angebotenen Kredite?

Wir haben zahlreiche Massnahmen zum Schutz unserer Anleger implementiert: Jede Kreditanfrage wird von uns geprüft und anhand unseres proprietären Credit Scorings konsistent einer Ratingstufe zugeteilt. Diese Ratingstufe bestimmt den Zinssatz. Überdies werden viele Kredite besichert, beispielsweise mit einem Grundpfand. Kredite an natürliche Personen beinhalten zudem eine Todesfallrisikoversicherung.

Ein Totalausfall ist aber möglich.

Ja, das ist im Kreditgeschäft immer möglich. Doch bei CreditGate24 wird ein Totalausfall durch die Solidaritätsvereinbarung verhindert. Wenn alle Recovery-Massnahmen abgeschlossen sind und der Ausfall definitiv ist, werden die Verluste unter den involvierten Anlegern aufgeteilt.

Worin bestehen die angesprochenen Recovery-Massnahmen?

Wenn die Zahlungen in Verzug sind und keine gemeinsame Lösung gefunden werden kann, wird bei Bedarf ein externes Inkassounternehmen eingeschaltet. Wie kommt das Rating zustande? Unser Rating beruht auf den klassischen Bonitätsprüfungsmethoden von etablierten Finanzinstituten, die wir mit Big-Data-Analysen ergänzen. Da unsere Mitarbeiter zuvor bei bekannten Universal- und Kreditbanken gearbeitet haben, ist unser Wissen im Kreditgeschäft mit dem der traditionellen Anbieter vergleichbar.

Wie hoch sind die Verwaltungskosten?

Wir erheben eine Servicegebühr von einem Prozent auf alle Rückflüsse, sprich Amortisation und Zins. Bei einem Kredit mit einer Laufzeit von vier Jahren entspricht das 0,25 Prozent pro Jahr.

Welcher Vermögensklasse würden Sie P2P-Investments zuweisen?

P2P-Lending ist eine Form von Privatplatzierungen. Viele unserer Anleger zählen es zu den alternativen Anlageformen.

Wäre ein P2P-Fonds nicht ein effizienteres Anlagevehikel?

Die Vorteile eines einbuchbaren und voll einbezahlten Vehikels liegen auf der Hand – mehrere Anbieter arbeiten derzeit an solchen Produkten.

Gibt es irgendwo bereits solche Vehikel?

In England und den USA gibt es sie bereits seit 2009. Diese Produkte haben mittlerweile Dimensionen angenommen, die auch für die Wallstreet interessant sind. Anfangs 2017 beispielsweise hat der US-P2P-Anbieter Prosper eine Obligation über fünf Milliarden Dollar aufgelegt.

Seit kurzem bieten Sie auch einen Sekundärmarkt an. Was ist die Idee dahinter?

Unser Ziel war es, die Eintrittshürden für Anleger möglichst tief zu halten. Viele Anleger sind bereit, Kredite mit zwei bis drei Jahren Laufzeit zu finanzieren. Noch länger wollen sich einige nicht binden. Mit dem Sekundärmarkt besteht nun die Möglichkeit, bei Bedarf vor Laufzeitende wieder an Liquidität zu kommen.

* Teddy Amberg ist Partner und Chief Business Development Officer bei creditgate24.


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