Kolumne
Alex Hinder  CEO bei Hinder Asset Management

Kosten als langfristiger Renditekiller

Der Zinseszinseffekt wird oftmals unterschätzt. Doch durch die Reinvestition der Anlagesumme wachsen die Kapitalerträge stärker. Dabei sollten Anleger aber unbedingt die Kosten im Blick behalten.

Vom Zinseszinseffekt profitieren Anleger, die ihre Zinserträge reinvestieren. Dadurch wird in der kommenden Periode nicht nur die ursprüngliche Anlagesumme verzinst, sondern auch  der reinvestierte Ertrag, womit die Anlagesumme absolut gesehen immer stärker wächst. Damit nehmen auch die Kapitalerträge mit der Zeitdauer exponentiell zu. Der Zinseszinseffekt   wirkt umso stärker, je höher der Zins und je länger die Laufzeiten sind. So haben selbst kleine Renditeunterschiede langfristig einen enormen Einfluss auf die Vermögensentwicklung. Während sich der Zinseszins auf der Ertragsseite positiv auf die Vermögensentwicklung auswirkt, fungiert er auf der Kostenseite im gleichen Ausmass als eigentlicher Renditekiller.

Folgendes Beispiel soll die Auswirkungen zeigen: Ein Anleger investiert 200 000 Franken über 30 Jahren je zur Hälfte in einen aktiv verwalteten Anlagefonds mit einer  Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, TER ) von 1,8 Prozent pro Jahr sowie in einen kostengünstigen ETF mit einer TER von 0,4 Prozent pro Jahr. Wir gehen davon aus, dass beide Anlagen eine identische Bruttorendite vor Abzug der Kosten von durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr erwirtschaften. Wir ziehen nun die Kosten von 1,8 beziehungsweise 0,4 Prozent vom Bruttoertrag ab und schauen uns die Vermögensentwicklung der beiden Anlagen an.

Nach zehn Jahren beträgt das Vermögen im aktiv verwalteten Anlagefonds 150 895 Franken, die im  günstigeren ETF investierte Summe erreicht einen Wert von 172 440 Franken. Nach zehn Jahren hat der Anleger mit dem ETF also 21 544 Franken mehr eingenommen aufgrund der   tieferen Kosten. Nach 20 Jahren liegt die Differenz bei 69 661 Franken. Der Zinseszinseffekt lässt mit zunehmender Dauer die Schere zwischen den beiden Fonds exponentiell immer  weiter aufgehen: Nach 30 Jahren beträgt die Differenz fast 170 000 Franken! Das Vermögen im günstigen ETF hat sich in den 30 Jahren mehr als verfünffacht, während sich dasjenige im aktiven Fonds nur mit dem Faktor 3,4 gestiegen ist. Wer auf teure Anlageprodukte setzt, muss bei einem Startkapital von 100 000 Franken über einen Zeitraum von 30 Jahren eine  Mehrrendite von fast 170 000 Franken erzielen, um nur schon die Mehrkosten gegenüber dem kostengünstigen ETF wettzumachen.

Kein Wunder ist der Leistungsausweis der Mehrheit der aktiven Fondsmanager ungenügend. Kosten fungieren langfristig als eigentliche Vermögensvernichter. Das bestätigen auch diverse Studien, welche die Auswirkungen von Gebühren auf die langfristige Performance von Anlagefonds untersuchten. Alle kommen zur gleichen Konklusion: Hohe Kosten führen langfristig zu unterdurchschnittlicher Performance.

Während die zukünftige Marktentwicklung in den Sternen steht, können Anleger die Kosten mehr oder weniger kontrollieren und vorhersagen. Ich rate daher, die Hände von teuren Anlagevehikeln wie aktiv verwalteten Fonds, Hedge Funds und Strukturierten Produkten zu lassen. Die Mehrheit der Fondsmanager schafft es sowieso nicht, die Indexperformance langfristig zu übertreffen. Und wer weiss schon im Voraus, welche Fonds besser abschneiden werden als der Index? Stattdessen empfehle ich, bei der Umsetzung der Anlagestrategie auf ETF und Indexfonds zu setzen. Diese bilden eine Anlageklasse praktisch eins zu eins ab. Sie weisen nicht nur tiefe Verwaltungsgebühren auf, sondern sind daneben völlig transparent, liquide und breit diversifiziet.


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