Mit angezogener Handbremse

«Wer reich werden will, muss vor allem Verluste vermeiden», sagt Jim Rogers. Dieses Ziel verfolgen auch Low-Volatility-ETF.

Text: Rino Borini

Low-Volatility-ETF wollen bei Kurseinbrüchen weniger stark verlieren, bei steigenden Aktienkursen aber dennoch mitverdienen – so das Grundprinzip. Doch ganz so einfach ist das eben  nicht. Da die einzelnen Anbieter unterschiedliche Methodologien verwenden, muss die Verpackungsbeilage genau studiert werden. Die zwölf zugelassenen ETF unterscheiden sich, nebst  ihrer Anlageausrichtung, bezüglich Kosten und Abbildungsmethode. Der Kostenaspekt fällt sofort auf – doch ein teurer ETF muss nicht zwingend schlechter sein.

Die Crux liegt in der  Abbildungsqualität, die durch die zugrundeliegende Strategie bestimmt wird. Am Beispiel der Low-Volatility-ETF auf den US-Aktienmarkt werden die Unterschiede klar. Den einfachsten  Weg wählt State Street: Der ETF investiert in die 100 Aktien aus dem S&P 500 mit der geringsten historischen 252-Tages-Volatilität. Ein einfaches Konzept – jedoch basierend auf  vergangenen Daten. Das muss nicht zwingend schlecht sein. Das grösste Manko liegt im Branchen-Klumpenrisiko. So ist der ETF aktuell mit 31 Prozent in Aktien aus dem Sektor Versorger  investiert. Beim S&P 500 hingegen sind es lediglich 3,5 Prozent der Titel. Einzig auf Titelebene gilt deren maximale Gewichtung (4 Prozent).

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Ossiam und iShares hingegen blicken in die Zukunft und prognostizieren künftige Volatilitäten sowie Korrelationen und konstruieren das Portfolio mit der geringsten Volatilität. iShares  orientiert sich dabei stark am S&P 500, so darf ein Sektor maximal 5 Prozent von der Gewichtung im Basisindex abweichen. Ossiam fokussiert sein Produkt weniger auf den S&P 500,  sondern gewichtet die 250 liquidesten Aktien aus dem Index mittels des Minimum-Varianz-Ansatzes. Sie kappen das Sektorengewicht auf grosszügige 20 Prozent.

In Punkto Aktualität  punktet Ossiam: Der Index wird monatlich angepasst und repräsentiert somit die neuste Marktentwicklung. Die anderen Indizes schichten quartalsweise (SPDR) oder halbjährlich (iShares)  um. Doch Kosten und Nutzen müssen gegenübergestellt werden: Eine erstmalige Anpassung kann die Kosten erhöhen. Da die meisten Produkte erst kürzlich aufgelegt wurden, ist die  Zeitreihe zu kurz, um einen objektiven Renditevergleich zu erstellen. Doch alle Strategien haben eines gemeinsam: Sie konnten in der Vergangenheit die Volatilität reduzieren.


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