Schwergewichte im Index

Marktkapitalisierte Indizes geraten immer wieder in Kritik. Doch auch Smart Beta ist nicht immer die optimale Lösung.

Text: Rino Borini

Die Vorteile der Exchange Traded Funds sind bekannt. An vorderster Front sind es der kostengünstige Kauf des Marktbetas und der börsentägliche Handel. Doch das «günstige» Beta hat seine Tücken. Die meisten Investoren setzen dabei auf marktkapitalisierte Indizes. Diese werden wiederum wegen ihrer kapitalmässigen Dominanz einiger weniger Titel kritisiert. Das gilt vor allem für das Schweizer Barometer SMI, in welchem ein einziger Titel, der Lebensmittelkonzern Nestlé, 23 Prozent bestimmt. Das europäische Pendant, der Euro Stoxx 50, beinhaltet 30 Aktienwerte, wobei der mächtigste Titel lediglich 5,5 Prozent ausmacht. Das klingt nach wenig, ist es aber nicht.

Die Folgen können exemplarisch anhand des US-amerikanischen S&P 500  gezeigt werden. Dieser stieg in den vergangenen Jahren deutlich an, und ein Teil dieses Anstiegs ging auf eine einzige Aktie zurück: Apple. Im Herbst letzten Jahres erreichte das  Dividendenpapier die Rekordmarke von 705 Dollar, das Unternehmen war somit rund 660 Milliarden Dollar wert. Und je wertvoller eine Firma, desto grösser wird auch ihre Gewichtung in  einem Index. Somit beeinflusste Apple den S&P 500 Index auf dem Höhepunkt zu 4,5 Prozent. Das bedeutet: Wenn der Kurs von Apple damals um zehn Prozent stieg, bewegte dies das  Barometer um 0,45 Prozent nach oben. Dasselbe gilt natürlich auch nach unten – und genau das passierte dann auch. Der Technologiekonzern stürzte auf die Marke von 435 Dollar, ein  Drittel weniger als während des Allzeithochs. Dieser Wertverlust belastete den Index um mehr als ein Prozent. Auch mit dem geringeren Kurswert ist der Gigant mit 3,2 Prozent immer noch  sehr mächtig im Index vertreten.

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Und hier liegt die Krux: Grundsätzlich spiegeln marktkapitalisierte Indizes die Marktrealität am besten, doch sie neigen zu einer Übergewichtung überbewerteter Titel, umgekehrt bei  unterbewerteten Aktien. Daher haben viele ETF-Anbieter Indexfonds aufgelegt, die genau dieses Problem beseitigen sollen, indem alle Komponenten genau gleich gewichtet sind. Doch  Gleichgewichtungsansätze wiederum sind immer dann im Nachteil, wenn Standardwerte besser laufen als Nebenwerte. Zum Schluss ist es eine Philosophiefrage. Denn eigentlich kauft der  passive Investor einfach das Marktbeta und wünscht keinerlei Verzerrungen. Wer an diese Philosophie glaubt, investiert in marktkapitalisierte Indizes. Und diese gibt es auf alle  erdenkbaren Anlagestile und -segmente. Es gilt somit, aktiv in passive Produkte zu investieren.


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