Sind aktive Fonds aktiv genug?

Wer auf eine aktive Fondsstrategie setzt, bezahlt eine höhere Gebühr und erwartet dafür mittel- bis langfristig eine Überrendite zum Vergleichsindex. Die Realität sieht anders aus.

Text: Rino Borini

Immer wieder taucht die Frage auf, wie aktiv aktive Fonds tatsächlich sind. Der Grund, dass die Debatte immer wieder aufflackert: Eine Vielzahl der Fondsmanager schlägt ihren Vergleichsindex nicht, da sie sich zu stark an der Benchmark orientieren. Es fehlt der Mut, aktiv vom Vergleichsindex abzuweichen – doch genau das ist ja das Wesen des aktiven Anlegens. Nur so ist es möglich, eine Mehrrendite zu erreichen.

Und genau dafür bezahlt der Anleger eine höhere Gebühr als bei einer passiven Anlage. Doch aktives Anlegen beinhaltet die Gefahr, für eine gewisse Zeit auf der falschen Seite der Performancekurve zu liegen. Viele fürchten um ihre Erfolgsbilanz – und letztlich um ihre Karriere. Anleger fragen sich zu Recht, warum sie zu teuren, aktiv verwalteten Fonds greifen sollen, wenn sie mit ETF dem Markt direkt folgen können.

Eine Kennzahl, die Aufschluss darüber gibt, wie stark die Zusammensetzung des Portfolios von jener eines bestimmten Wertpapierindex abweicht, ist der Active Share, also der Anteil der wirklich aktiven Anlagen. Beträgt der Wert null Prozent, bildet der Fonds das Barometer 1:1 ab. 100 Prozent bedeutet eine komplett eigenständige Strategie.

Ernüchternde Ergebnisse

Das Vermögenszentrum hat in einer Studie zwischen 2005 und 2014 öffentlich vertriebene Anlagefonds auf den Schweizer Aktienmarkt verglichen. Als «echte» aktive Fonds wurden solche definiert, die einen Active Share von mehr als 50 Prozent aufweisen. Produkte unter dieser Marke wurden als «unechte» aktive Fonds klassifiziert.

Das Resultat ist ernüchternd: Die Mehrheit der untersuchten Fonds zeigt nur eine geringe Abweichung vom Vergleichsindex. Der durchschnittliche Active Share der untersuchten Fonds betrug in den zehn Jahren jeweils leicht mehr als 30 Prozent. Das ist nicht Sinn der Sache, denn genau der Active Share sorgt für die Rendite.

Das zeigte sich bei den Fonds eindrücklich: Ein hoher Active Share brachte auch eine Outperformance. In neun der zehn Einjahresperioden war der Anteil der echten aktiven Fonds mit Überrendite gegenüber dem Benchmark höher als der Anteil der unechten aktiven Fonds. Blickt man auf die Kosten, wird das Bild noch trüber. Die echten Aktiven schlagen mit durchschnittlich 1,81 Prozent zu Buche. Wenn sie tatsächlich eine Überrendite erzielen, ist das durchaus akzeptabel.

Problematisch sind dagegen die unechten Aktiven, deren Gebühr durchschnittlich 1,4 Prozent betrugt – und das für Fonds, die kaum von der Benchmark abweichen. Diese Fonds haben so gut wie keine Daseinsberechtigung, erhält man doch mit einem ETF in etwa die gleiche Positionierung – jedoch zu deutlich geringeren Kosten. Anleger, die sich Investitionen in aktive Fonds überlegen, sollten darum verstärkt auf den Active Share achten.


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