Sparpläne mit ETF

Das Angebot an Sparplänen mit ETF ist der Schweiz rar. Manuel Rütsche vom VermögensZentrum weiss warum und erklärt die Vorteile und Fallstricke der Lösungen.

Text: Barbara Kalhammer

Die Zinsen befinden sich aktuell auf sehr tiefem Niveau. Warum sind Sparpläne dennoch attraktiv?

Es gibt verschiedene Arten von Sparplänen, bei denen unterschiedliche Anlageklassen wie Obligationen, Rohstoffe oder Aktien berücksichtigt werden. Die Tiefzinsproblematik zeigt sich beim Sparen mit ETF weniger. Die eingesetzten Positionen im Anleihenbereich haben in diesem Jahr bis zu vier Prozent zugelegt. Sparpläne mit Aktien erscheinen aufgrund der tiefen Zinsen jedoch attraktiver. Hier profitieren Anleger auch von den Ausschüttungen. So liegt die Dividendenrendite beim SPI bei drei Prozent.

Welche Vorteile bieten die Sparpläne?

Anleger profitieren vom Zinseszins- und vom Durchschnittskosteneffekt. Gerade der Zinseszins-Effekt – der von Einstein als «achtes Weltwunder» bezeichnet wurde – wird von vielen  Anlegern unterschätzt. Diese sollten daher auch die Gebühren genau im Auge behalten, denn schon geringe Unterschiede können einen enormen Effekt auf das Endvermögen haben.

Was ist der Durchschnittskosteneffekt?

Auch er zeigt seine Wirkung über die Zeit. Wer bei einem Sparplan monatlich, quartalsweise oder jährlich investiert, erreicht eine Glättung des Einstandspreises. Teilweise wird zu  höheren Preisen zugekauft, dann erhält der Anleger weniger Anteile für sein Geld – sind die Preise niedrig, erhält er mehr. Der Effekt funktioniert aber nicht in einem Markt, der nur fällt.  In diesem Fall bringt auch der tiefere Einstiegskurs wenig.

Fonds-Sparpläne sind weit verbreitet, warum ist das Angebot für Lösungen mit ETF so gering?

In Deutschland ist das Angebot an ETF-Sparplänen viel grösser als in der Schweiz. Hierzulande gibt es nur wenige Lösungen. Die Gründe dafür dürften betriebswirtschaftliche Überlegungen der Banken sein. Sie setzen vor allem Fonds ein, in erster Linie auch eigene Produkte, weil sie mit diesen dank höheren Gebühren mehr verdienen. Aktive Fonds haben das Ziel, eine Überrendite zu erzielen. Die enorme Breite der Fondspalette macht es allerdings schwierig, die richtigen Produkte auszuwählen, und so bleibt das Ziel oftmals unerreicht.

Warum eignen sich ETF so gut für Sparpläne?

Der Hauptgrund sind die tiefen Gebühren. Dadurch sind die Ersparnisse gegenüber Fondssparplänen über die Jahre hinweg für Anleger enorm. Zudem zeigt sich aktuell eine positive  Entwicklung bei den ETF. Die Gebühren einiger Anbieter wurden in den vergangenen Wochen weiter gesenkt. Für ETF sprechen auch die Einfachheit und die hohe Transparenz.

Wie sieht der Sparplan bei VZ aus?

Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten: Die Pläne können online oder offline abgeschlossen werden. Bei der ersten Variante müssen Anleger elf Fragen beantworten, daraus wird ein Risikoprofil erstellt. Anhand der eigenen Risikoneigung wird anschliessend ein Vorschlag ausgearbeitet. Dabei gibt es vier unterschiedliche Strategien, mit Aktienanteilen zwischen 25  und 100 Prozent. Ergänzt wird das Portfolio durch Zinswerte, Rohstoffe und Immobilien.

Können Anleger auch selbst Produkte auswählen?

Wir geben nur eine Empfehlung ab, natürlich können Anleger auch andere Strategien wählen, Gewichtungen der einzelnen Anlageklassen und Regionen vornehmen oder einzelne  Produkte, also ETF , favorisieren.

Wie gross ist das Universum?

Prinzipiell stehen alle an der SIX Swiss Exchange gelisteten Produkte zur Verfügung. Doch mit einer Vielfalt von über 900 ETF würden wir die Anleger schlichtweg überfordern. Daher  werden rund 30 Produkte vorselektiert.

Nach welchen Kriterien erfolgt diese Selektion?

In erster Linie vergleichen wir den Total Return, denn darin sind auch alle Gebühren enthalten. Wichtig ist zudem auch die Replikationsart. Wir bevorzugen dabei Produkte mit physischer Nachbildung, sofern dies möglich ist. Im Rohstoffbereich beispielsweise muss man natürlich Kompromisse eingehen. Betrachtet wird weiters die Qualität der  Indexnachbildung anhand des Tracking Errors.

Können Anleger nur aus diesen 30 Produkten auswählen?

Ja. Wünscht ein Anleger ein anderes Produkt, so muss er sich dieses über einen normalen Kauf beispielsweise via E-Banking ins Portfolio legen. Wir bieten Anlegern bei der Auswahl aber nicht einfach die gleichen Märkte von unterschiedlichen ETF -Anbietern an, sondern legen den Fokus auf verschiedene Barometer. Bei den USA kann beispielsweise aus S&P 500, Nasdaq und MSCI Nordamerika gewählt werden.

Wo liegen die Unterschiede der verschiedenen ETF-Sparmöglichkeiten?

Ein wichtiger Punkt sind die Gebühren. Besonders bei kleineren Beträgen sollten Anleger darauf achten, nicht zu hohe Courtagen zu bezahlen. Auch das Anlageuniversum und die Transparenz sind entscheidend.

Wie sehen die Kosten beim VZ Vermögenszentrum aus?

Bei uns gibt es eine Fixgebühr in Höhe von 0,55 Prozent. Darin sind Depotgebühr, Transaktionskosten, Titelselektion, Rebalancingkosten und Administrationsgebühren enthalten. Hinzu kommen noch die Kosten für die ETF , der Spread bei Kauf und Verkauf sowie die Umsatzabgabe. Bei ETF betragen die Gebühren, also die Total Expense Ratio, durchschnittlich 0,3 Prozent. Zudem gilt bei uns eine Mindest-Anlagesumme von 500 Franken.

Was bedeutet das im Detail?

Zwar kann der Anleger jeden Monat kleine Beträge einzahlen, doch erst wenn 500 Franken erreicht sind, wird das Geld investiert. Danach beginnt die Rechnung quasi wieder bei null, bis erneut 500 Franken erreicht sind.

Wird das Geld in der Zwischenzeit verzinst?

Nein, auf das Geld erhält man aktuell keine Zinsen.

Somit rentiert es sich eigentlich erst bei höheren Beträgen?

Das ist richtig, bei Kleinstbeträgen von 20 Franken pro Monat macht ein Sparplan wenig Sinn, weil das Geld nicht investiert wird und dennoch die jährliche Gebühr anfällt. Zwar kann man immer unterschiedliche Summen einzahlen und auch Pausen einlegen oder das Konto jederzeit auflösen, aber bei kleinen Summen ist man mit einem Sparkonto wohl besser beraten. Hier ist auch das Risiko tiefer, dafür sind aber auch die Renditeerwartungen gering.

Ist es eine Alternative, mit ETF selbst zu sparen?

Das ist durchaus möglich. Anleger müssen aber bedenken, dass in der Pauschale von 0,55 Prozent sehr viele Kosten inkludiert sind. Es ist daher wichtig, mehr auf Transaktionskosten und  Courtagen zu achten.  Nimmt ein Anleger die Auswahl selbstvor, muss er auch ein gewisses Wissen mitbringen, um in der breiten Produktpalette den passenden ETF zu finden.

Manuel Rütsche, Leiter Business Development beim VermögensZentrum.
sentifi.com

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