Tracking Error und Tracking Differenz

Bei der Selektion von ETF wird dem Tracking Error eine grosse Bedeutung zugemessen. Um das richtige Produkt zu wählen müssen allerdings noch weitere Kennzahlen berücksichtigt werden.

Text: Barbara Kalhammer

Viele Anleger erachten den Tracking Error (TE) als entscheidendes Kriterium bei der ETF-Auswahl. Was sagt die Kennzahl aus?

Das Ziel eines ETF ist die möglichst genaue Abbildung der Wertentwicklung des zu replizierenden Index. Der TE zeigt an, wie gut ihm dies gelingt. Er bezeichnet demnach den durch die  Renditedifferenz gemessenen Nachbildungsfehler des ETF im Vergleich zu seiner Benchmark. Je grösser der TE, desto schlechter die Replikation des Basiswerts. Im Idealfall sollte der TE etwa in der Höhe der Managementgebühren liegen. Leider ist dies nicht immer der Fall.

Eignet sich der TE gut für die ETF-Auswahl?

Bei der Selektion ist der TE mit Vorsicht zu geniessen. Denn ein Wert von Null bedeutet nur, dass die Renditedifferenz zwischen ETF und Index konstant ist. Ob sie positiv oder negativ ist, weiss man nicht. Hierfür wird die Tracking-Differenz (TD) angewendet, die im Gegensatz zum TE einfach erklärbar ist. Sie gibt Aufschluss darüber, wie gross der Renditeunterschied  zwischen ETF und zugrundeliegendem Index ist – aber nur über einen genau definierten Zeitraum.

Kann durch den TE die Abbildungsqualität des ETF ausreichend beurteilt werden?

Sicherlich gibt der TE Auskunft darüber, wie konstant die Renditeunterschiede zum Index sind, doch die Tracking-Differenz sollte bei der Selektion ebenfalls eingebunden werden. Hinzu kommt die Betrachtung der Höhe der Managementgebühren sowie des Spreads.

In welchem Verhältnis stehen TE und Replikationsart?

Theoretisch gibt es ein Verhältnis, da der Swap bei swapbasierten ETF dafür eingesetzt wird, die Wertentwicklung des Index an den ETF weiterzugeben. Theoretisch sollten somit  synthetisch replizierende ETF einen niedrigeren TE aufweisen. Der Praxis hält diese Theorie nicht immer stand, denn vor allem bei kleineren Indizes mit wenigen Komponenten sind ETF-Anbieter von voll replizierenden ETF in der Lage, eine äusserst genaue Replikation anzubieten. Das theoretische Bild lässt sich aber bei grösseren Indizes besser erkennen. Hier stellt sich die synthetische Replikationsmethode als die effizientere heraus.

Welche Rolle spielen Dividendenzahlungen in Bezug auf den TE?

Diese können durchaus einen Einfluss auf den TE haben. Sie sind ein Grund, warum ein TE überhaupt erst entsteht. Es kommt darauf an, wann die Dividenden in den Fonds fliessen und wie diese steuerlich behandelt werden.

Was muss bei der Betrachtung der Tracking-Differenz beachtet werden?

Wie erwähnt, beschreibt die Tracking Difference den Renditeunterschied zwischen dem ETF und dem zugrundeliegenden Index für einen bestimmten Zeitraum. Und genau dieser Zeitraum ist zentral, denn bei Marktstudien mit sehr attraktiven TD ist Vorsicht geboten. Sie können allenfalls für einen bestimmten Zeitraum optimiert erstellt worden sein. Ich habe  selber auch schon Analysen gesehen, die über einen mehrjährigen Zeitraum mit einer attraktiven positiven TD glänzten. Hätten Anleger diesen ETF allerdings in den falschen zwölf  Monaten gekauft und wieder verkauft, wäre der TD negativ gewesen.

Vor allem bei grossen Indizes muss auf die Veränderung der Kennzahl über verschiedene Zeiträume geachtet  werden. Gerade deswegen finde ich, dass die kombinierte Anwendung von TE und TD bei der Fondsanalyse ein guter Ansatz ist. Bei grossen Indizes sollte der Fokus jedoch vor allem auf  den TE gelegt werden, da eine genaue Replikation dieser Barometer entsprechend aufwändiger ist, kann es vor allem bei der Optimized-Sampling-Methode zu entsprechenden Tracking-  Abweichungen kommen.

Dominique Böhler, Public Distribution Schweiz bei der Commerzbank, zuständig für den Vertrieb von Comstage ETF
sentifi.com

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