Traum und Wirklichkeit

Immer wieder verpackt die Finanzindustrie verheissungsvolle Anlagethemen in Finanzprodukte. In der Vergangenheit haben sich diese öfters als Rohrkrepierer erwiesen.

Anlagethemen erleiden immer wieder Schiffbruch. Insbesondere bei exotischeren Themen ist oft ein langer Atem nötig. Das gilt auch für «Seltene Erden»: Vor rund zehn Jahren wähnte man Unternehmen aus diesem Bereich als die künftigen Kursraketen.

Die Zertifikate- und die ETF-Industrie lancierten entsprechende Indexprodukte, die zu Beginn tatsächlich starke Kurssteigerungen zeigten. Doch der Absturz kam – und zwar heftig. Der vom Indexanbieter Solactive gerechnete Rare Earth Index notierte 2010 bei über 500 Punkten, heute liegt er bei rund 20.

Ein ähnlicher Hype entstand um die Mongolei zwischen 2007 und 2011, als die dortige Börse um 800 Prozent zugelegt hatte – mehr als jeder andere Aktienmarkt in dieser Periode. Doch da die mongolische Wirtschaft vor allem auf den Abbau von Bodenschätzen setzte, kam auch hier die Ernüchterung: Die Mongolei steht vor der Staatspleite.

Hauptursachen für den Absturz sind der Einbruch der Rohstoffpreise und das verlangsamte Wachstum Chinas. Anleger, die damals auf Indexzertifikate setzten und diese nicht rechtzeitig verkauften, erlitten hohe Kursverluste.

Die elementare Frage des Timings

Zwar weniger exotisch, dennoch äusserst kreativ zeigen sich die jüngsten ETF-Neulancierungen auf dem amerikanischen Markt. Immerhin verbergen sich dahinter etablierte Unternehmen – die Gefahr eines Absturzes ist damit weniger akut. Eines der Produkte ist der von State Street im Juli 2016 lancierte SSGA Gender Diversity Index ETF.

Dahinter steckt die Idee, dass Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil auf Führungsebene besser abschneiden würden als Unternehmen mit tieferer Frauenquote. Der zugrundeliegende Index setzt somit auf US-Firmen, die auf Stufe Management und Verwaltungsrat einen vergleichsweise hohen Frauenanteil aufweisen. Scheinbar konnte State Street das Anlegerinteresse wecken: Per Ende Dezember verwaltete dieser ETF beinahe 275 Millionen Dollar. Eine beachtliche Leistung.

Ein anderes heisses Thema ist Whisky. Die Nachfrage nach amerikanischen Whiskys wie Bourbon, Tennessee und Rye steigt rasant an: In den letzten fünf Jahren wuchs sie um 50 Prozent. Auch Irish Whisky und Single Malt Scotch setzten ihr rasantes Wachstum mit einem Umsatzplus von 159,4 Prozent respektive 85,8 Prozent seit 2010 fort. Der von ETF Managers Group lancierte Whisky-ETF investiert in börsenkotierte Unternehmen weltweit, die in der Herstellung von Whisky oder Spirituosen tätig sind.

Grundsätzlich können mit Themen gezielte Akzente in einem Portfolio gesetzt werden. Doch der richtige Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkt ist, insbesondere bei exotischen Themen, elementar. Und genau hier scheitern viele Anleger. Investoren sollten solche Themen lediglich als Beimischung einsetzen und immer -innerhalb des Portfoliokontexts in Bezug auf das individuelle Chancen-Risiko-Profil.


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