«Vollständige Transparenz ist selbstverständlich»

Die Auswahl des richtigen Vermögensverwalters sollte sorgfältig geprüft werden. Denn neben der fachlichen Expertise sollten auch die Kosten für die Vermögensverwaltung genauer unter die Lupe genommen werden. Im übrigen fallen an diversen Stellen weitere Kosten an.

Text: Barbara Kalhammer

Herr Manz, nicht alle ETF-Anleger treffen die Auswahl selbst, viele greifen auf die Be­ratung eines Vermögensverwalters zurück. Doch ähnlich wie bei den Produkten ist auch hier die Auswahl gross. Worauf sollte in erster Linie geachtet werden?

Die Kosten einer Vermögensverwaltung werden sowohl bei Banken als auch bei unabhängigen Vermögensverwaltern immer noch unterschätzt. Es fallen zahlreiche Gebühren an. Das beginnt bei den eigentlichen Verwaltungs- und Beratungsgebühren, führt über Konto-, Depot-, Fremdwährungs- und Handelsgebühren bei der Depotbank bis hin zu Produktgebühren.

Hier bestehen grosse Unterschiede zwischen den Anbietern.

Richtig. Darum empfiehlt es sich unbedingt, im Vorfeld alle anfallenden Gebühren zu vergleichen und Offerten von mehreren Anbietern einzuholen. Wichtig ist zudem, sich bei der Auswahl des Verwalters ausreichend Zeit zu lassen. Darüber hinaus sollte bei den Experten, wenn nötig auch hartnäckig, nachgefragt werden. Manchmal ist es auch sinnvoll, von einem anderen Experten eine Zweitmeinung einzuholen.

Welche weiteren Aspekte sollte der Vermögensverwalter erfüllen?

Eine Vielzahl an Kriterien, von denen ich hier nur die wichtigsten erwähnen kann. Der Vermögensverwalter sollte direkt der Finanzmarktaufsicht Finma unterstellt oder zumindest einer sogenannten Selbstregulierungsorganisation (SRO) angehören. Weiters sollte der Anbieter über eine gute Ausbildung, Expertise und Erfahrung verfügen und transparent über seinen bisherigen Leistungsausweis sowie die zukünftige Anlagestrategie informieren.

Wie sieht es hinsichtlich der Kosten aus?

Eine vollständige Transparenz hinsichtlich der Kosten und allfälliger Retrozessionen muss selbstverständlich sein. Ein Vermögensverwalter sollte immer im besten Interesse des Kunden handeln, das heisst, seine Anlageentscheidungen möglichst unabhängig treffen. Und ein guter Vermögensverwalter muss stets ein offenes Ohr für die Anliegen und Fragen des Kunden haben.

Bei welchen Verhaltensmustern sollte man hellhörig werden?

Man sollte sich nicht von einem schönen Büro, einem schicken Anzug oder der hübschen Sekretärin blenden lassen. Dringend abraten würde ich von Vermögensverwaltern, die Risikotoleranz und Risikofähigkeit ihrer Kunden nicht im Vorfeld erfragen oder auf Kundenfragen bezüglich Anlagestrategie, Leistungsausweis oder Kosten ausweichend antworten. Das kontinuierliche Umschichten des angelegten Vermögens sowie der Kauf von teuren Anlageprodukten können auf Spesenschinderei hindeuten. Zudem ist es ratsam die vereinbarte Anlagestrategie nach dem Beratungsgespräch schriftlich vom Vermögensverwalter festhalten zu lassen.

Wer ETF handeln will, sieht sich mit weiteren Kosten konfrontiert. Ein Anleger ist wahrscheinlich auch mit einem Vergleich des Angebots für den Wertschriftenhandel gut beraten, oder?

Auf jeden Fall. Nicht nur bei der eigentlichen Vermögensverwaltung fallen eine Reihe von Gebühren an, sondern auch beim Wertschriftenhandel. Internetaffine Anleger, die sich die Wahl der ETF-Produkte zutrauen, können diese selber über Online-Broker kaufen und verkaufen. Ohne Berater können so massiv Gebühren eingespart werden. Die teuerste Bank kann durchaus bis zu zehnmalso teuer sein wie der günstigste Broker.

Worauf sollte der Fokus bei der Auswahl der Broker liegen?

Auch hier gilt, dass der Schweizer Online-Broker Finma-akkreditiert sein sollte. Weitere Kriterien sind eine günstige Kostenstruktur, die gewünschten Online- und Mobile-Tools sowie Dienstleistungen. Internationale Online-Broker sind teilweise noch günstiger als Schweizer Anbie­ter, sind aber nur erfahrenen Tradern zu empfehlen.

Was muss hinsichtlich der Kosten berücksichtigt werden?

Ein individueller Vergleich lohnt sich unbedingt, da die Gebührenunterschiede der einzelnen Anbieter enorm sind. Auf der moneyland-Webseite lassen sich die relevanten Depotgebühren und Courtagen individuell je nach persönlichem Nutzungsprofil vergleichen sowie zahlreiche Dienstleistungen nach Filterkriterien sortieren.

Unterscheiden sich die Angebote für Kunden je nach ihrem Handelsvolumen?

Ja, in der Tat. Es gibt es nicht den Online-Broker, der für alle Nutzungsprofile am günstigsten ist. Das hat unter anderem damit zu tun, dass die Gebühren bei vielen Brokern von der Anzahl und dem Volumen  der aussgeführten Transaktionen abhängig ist. Ein persönlicher Vergleich drängt sich also auf. Ratsam ist, nicht nur die Handels- und Depotgebühren von ETF unter die Lupe zu nehmen, sondern von allen Wertschriftenkategorien, die man handeln möchte.

Welche Anbieter haben in der Schweiz die Nase vorn?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Prinzipiell sind Online-Broker wie zum Beispiel CornèrTrader oder Cash Zweiplus bezüglich Courtagen und Depotgebühren deutlich günstiger als Banken, die zusätzliche Beratungen anbieten. Swissquote gehört im Aktienhandel nicht zu den günstigsten Online-Brokern, hat aber für am Schweizer Markt kotierte ETF ein günstiges Pauschalangebot von neun Franken pro Transaktion.

Neben den Trading-Gebühren müssen auch die Depotführungsgebühren beachtet werden. Worin steckt hier die Krux?

Bei einem Vergleich sollten alle anfallenden Gebühren berücksichtigt werden. Dazu zählen in diesem Fall auch die Depotgebühren, die in der Regel vierteljährlich bis einmal pro Jahr anfallen. Einige Anbieter, beispielsweise PostFinance und CornèrTrader, verlangen gar keine Depotgebühren. PostFinance kann im Gesamtvergleich aufgrund der verlangten Tradingkosten jedoch nicht mit den günstigsten Anbietern konkurrieren.

Vor allem bei Anlegern in Schweizer Franken fallen auch die Fremdwährungskosten ins Gewicht.

Ja. Falls man beabsichtigt, im Ausland kotierte Wertschriften mit Fremdwährungen zu kaufen, muss man die oftmals versteckten Fremdwährungsgebühren beachten. Banken, Broker und nicht selten auch Vermögensverwalter addieren jeweils einen zusätzlichen Gebührenaufschlag auf die offiziellen Fremdwährungskurse. Dieser so genannte Spread wird nicht für alle Produktgruppen aktiv ausgewiesen. Da man mit ETF eher eine passive Handelsstrategie verfolgt, fallen solche Fremdwährungsgebühren natürlich weniger ins Gewicht als bei anderen Trading-Klassen wie etwa Aktien oder strukturierten Produkten. Wer Fremdwährungsgebühren umgehen möchte, muss sich auf am Schweizer Markt kotierte ETF in Schweizer Franken beschränken.

Benjamin Manz, Gründer und Geschäftsführer von moneyland.ch, dem führenden Finanz-Vergleichsdienst.
sentifi.com

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