Wertpapierleihe rückt in den Hintergrund

Die Esma sieht von einer Beschränkung der Wertpapierleihe ab. Im Gegenzug verzichten immer mehr ETF-Anbieter auf die zusätzliche Ertragsquelle. Grund dafür ist das Sicherheitsbedürfnis der Anleger.

Text: Barbara Kalhammer

Mit Spannung wurden die neuen Richtlinien der europäische Aufsichtsbehörde Esma (European Securities and Markets Authority) für börsenkotierte Indexfonds erwartet. Doch bekanntlich wird die Suppe in den meisten Fällen nicht so heiss gegessen, wie sie gekocht wird. So sind von den anfänglich diskutierten Regeln (Siehe 10×10 Ausgabe 10/11) nur wenige übrig geblieben.

Vorschriften erlassen wurden im Bereich der Wertpapierleihe. So sollen die Erträge aus den Geschäften dem ETF künftig in vollem Umfang gutgeschrieben werden. Einzig die Transaktionskosten dürfen vom Anbieter abgezogen werden. Weitere Einschränkungen wie eine Obergrenze werden nicht gemacht. Das bedeutet, den ETF-Anbietern steht es weiterhin frei, die Wertschriften im Fondsvermögen auszuleihen. Genauer gesagt verleiht der Fondsmanager die im Creation-Prozess erhaltenen Werte. Für diese erhält der Verleiher vom Leiher Sicherheiten (Collaterals), die vertraglich fixiert sind.

Prinzipiell können ETF bis zu 95 Prozent ihres Nettoinventarwertes verleihen. In der Praxis liegen die Werte deutlich tiefer. Durch diese Geschäfte können Zusatzerträge generiert werden. Ein weiterer Vorteil ist die höhere Liquidität. Die Wertpapierleihe ist jedoch nicht ohne Risiko. Denn wenn der Leiher die Wertpapiere nicht zurückgeben kann, muss der Verleiher die hinterlegten Sicherheiten veräussern und die ursprünglich ausgeliehenen Papiere am Markt zurückkaufen. Dabei kann ein Verlust entstehen. Um das Risiko zu senken, nehmen manche Anbieter eine Übersicherung vor.

Freiwillig eingeschränkte Wertpapierleihe

Auch wenn die Esma die Leihe nicht eingeschränkt hat, so sehen die Anbieter scheinbar durchaus Handlungsbedarf. So hat Marktführer iShares Ende Juni die Wertpapierleihe in seinen ETF auf 50 Prozent des Fondsvermögens beschränkt. Grund für die Massnahme sei das aktuell hohe Sicherheitsbedürfnis der Anleger, vor allem hinsichtlich des Kontrahentenrisikos zeigten sie sich besorgt. Der Anbieter ETFlab verzichtet seit Dezember 2011 sogar komplett auf die Wertpapierleihe. Auch die UBS führt in einigen neu emittierten Fixed Income ETF keine Wertpapierleihe mehr durch. Ebenso hält es Swiss & Global Asset Management bei ihren vier Smart Equity ETF.

Auch Source und Pimco verleihen beim Pimco German Government Bond Index Source ETF und allen weiteren Fonds auf deutsche Staatsanleihen keine Titel. Damit wird zwar dem Anlegerbedürfnis Rechnung getragen, es muss jedoch berücksichtigt werden, dass sich der Verzicht auf die Wertpapierleihe negativ auf die Nettorenditen der Fonds auswirken kann. Denn durch die Leihe können Anbieter beispielsweise die Transaktionskosten senken.


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