Kolumne
Mojmir Hlinka
Mojmir Hlinka  Direktor bei AGFIF International AG

125 Jahre Dow Jones: Er ist nicht, was er zu sein scheint

Der berühmteste aller Börsen-Indizes, der Dow Jones, feiert seinen 125. Geburtstag. Der Index hat von Investoren viel abverlangt. Aber noch viel mehr hat er gegeben.

Als der Journalist Charles Dow im Jahr 1896 den Dow Jones Industrial Index schuf, um den Lesern seines Börsenbriefs einen neutralen Vergleich für die Schwankungen am Aktienmarkt und der einzelnen Titel zu ermöglichen, bestand der Index zunächst aus zwölf Werten. Einer davon war General Electric (GE), das ikonische US-Industriekonglomerat. Der Index startete am 26. Mai bei 40,96 Punkten.

Über 100 Jahre später, am 26. Juni 2018 fiel GE aus dem Dow Jones Index, der damals bei rund 25’700 Punkten stand. Das gleiche Schicksal hatte in den Jahrzehnten zuvor alle anderen 1896 im Index enthaltenen Aktien ereilt.

«Das Vergleichen hindert uns oft daran, etwas Neues zu entdecken», schrieb die deutsche Lyrikerin Anke Maggauer-Kirsche vor bald 30 Jahren. Sie hat natürlich Recht – in Bezug auf den Vergleichsindex Dow Jones aber nicht.

Im Gegenteil: 57 Änderungen hat der Index in seiner Geschichte erfahren. Die Punktezahl aktuell: knapp 35’000 Punkte. Nach jedem Börsencrash kam der Index umso stärker und in einer erneuerten Zusammensetzung zurück – auch zuletzt, nach dem durch die Corona-Pandemie verursachten Einbruch.

Kurzum: Der Dow Jones Index ist auf seiner Zeitachse kaum vergleichbar. Er hat sich nach einem darwinistischen Prinzip ständig erneuert. Zuletzt war die Apple-Aktie in den Index aufgenommen worden, was die Relevanz von Innovation und Technologie als Treiber der globalen Wirtschaft spiegelt.

Vergleichbar ist einzig die Punktezahl des Index‘ und die Geschwindigkeit des Anstiegs.  Orientierungspunkte bilden die Crashes und die Allzeithochs.

Anlegerfallen im Down Jones

Für Anleger lauern im Index darum zwei grössere Fallen: Die eine Anlegerfalle ist der Availability-Bias. Investoren, welche «aus Vorsicht» den kräftigen Rebound nach dem Corona-Crash ausgelassen haben, sind höchstwahrscheinlich dem Availability-Bias erlegen. Sie haben sich aufgrund ihrer sehr präsenten Wahrnehmungen im Marktgeschehen leiten lassen, nicht aufgrund von objektiven Fakten.

Die zweite Anlegerfalle im Dow Jones ist der All-time-high-Bias: Ein Index, dessen Kurve nach oben zeigt und ein Allzeithoch nach dem anderen knackt, verleitet Investoren zu zögern. Sie leiden gewissermassen unter Höhenangst, da sich der Index ja von nun an in unbekannte Höhen schwingt und sie glauben, dass ein Allzeithoch das Zeichen für den nächsten Crash ist.

Zurück zum Zitat unserer Lyrikerin: Vergleicht man den Dow Jones mit dem Schweizer SMI, wird auch klar, wo die Musik wirklich spielt. Kein Thema müsste ein Vergleich der Anlageklassen sein: Aktien sind mit Abstand die erfolgreichste – und werden es in bei der anhaltenden Geldflut der Notenbanken und der anziehenden Konjunktur nach Corona noch einige Zeit bleiben.

*Mojmir Hlinka ist Direktor bei AGFIF International AG


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