Gratis muss nicht günstig sein

Der Preiskampf in der Fondsbranche ist unerbittlich. Kürzlich lancierte Fidelity Indexfonds ohne Gebühren. Über Gratis-Fonds und deren versteckte Gebühren.

Text: Rino Borini

Der Preiskampf in der Fondsbranche ist unerbittlich. Seit Jahren sind die Gebühren von ETF am Fallen. Die Anbieter gehen davon aus, dass mehr Vermögen in die Produkte fliesst, wodurch sie den Umsatzeinbruch auffangen können. Anders geht der amerikanische Asset Manager Fidelity vor. Er preschte Anfang August mit einem Gratis-Angebot vor und bietet zwei Indexfonds an, die überhaupt keine Gebühren verlangen.

Diese beiden Fonds sind am Namen sofort erkennbar: Der Fidelity Zero Total Market Index Fund bildet die Entwicklung von rund 2500 US-Aktien ab und der Fidelity Zero International Index Fund repräsentiert ein globales Aktienportfolio entwickelter Volkswirtschaften. Doch das Angebot gleicht einer Lockvogel-Aktion. Diese Gratis-Fonds sind nur auf der hauseigenen Plattform (in den USA) verfügbar.

Die Kontoeröffnung und der Handel mit den Produkten ist kostenlos, aber sobald ein Kunde in ein anderes Finanzinstrument investieren möchte, werden Gebühren fällig. Letztlich ist das wohl eher eine tolle Eigenwerbung für das Fondshaus. Denn Fidelity ist im Bereich von passiven Finanzprodukten bisher keine Referenz, es gilt nach wie vor als ein aktiver Fondsmanager.

Und insbesondere die aktiven Fonds sind die Sorgenkinder der Industrie, denn sie verbuchen – im Vergleich zu passiven Lösungen – teilweise dramatische Vermögensabflüsse und sitzen zudem auf einer hohen Kostenstruktur. Parallel mussten sie wegen des Aufkommens der günstigen ETF auch an ihren Gebühren schrauben, wie eine Analyse von Morningstar zeigt.

Obwohl der Preis für die meisten Investoren ein zentraler Faktor ist, ist er nicht der einzige. Denn letztlich zählt die Qualität der Indexreplikation. Und die Praxis zeigt, dass nicht zwingend der günstigste Indexfonds auch das beste Tracking bieten muss. Kurz gesagt, gratis ist gut, aber muss nicht besser sein.


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  1. Thorsten

    Solange man willensstark genug ist, nicht auf die kostenpflichtigen anzuspringen, wenn sie einem angeboten werden, sehe ich keinen wirklichen Nachteil von diesen „Zero“ ETFs.

    Wenn man genau schaut, sind auch einige ETFs von iShares und Vanguard in den letzten Jahren bereist kostenlos – zwar wird noch eine minimale TER von 0,07% oder 0,09% ausgewiesen, die erzielte TD (Tracking Difference) ist dann aber negativ.

    Der ETF war dann für mich als Anleger umsonst zu haben 🙂
    (in der Regel durch Zusatzeinnahmen über Wertpapierleihe)

    Viele Grüße
    Thorsten

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