Academy: Was ist ein ETF?

Exchange Traded Funds (ETF) gehören zu den erfolgreichsten Finanzprodukte der letzten zwei Dekaden. Obwohl die Produkte durch ihre Einfachheit überzeugen, gibt es immer wieder Fragen. Antworten auf die wichtigsten Fragen im Umgang mit ETF.

Was ist ein ETF?Was ist ein ETF

Was ist ein ETF?

ETF (börsenkotierte Indexfonds; Exchange Traded Funds) sind passiv verwaltete Indexfonds, die an der Börse gehandelt werden. Sie sind ohne Laufzeitbeschränkung ausgestattet. Sie bilden einen Basisindex, dies können Aktien-, Obligationen-, Geldmarkt-, Immobilien-, Hedge Funds-, Währungs- oder Rohstoffindizes sein, nahezu 1:1 ab. Dabei versuchen die ETF-Anbieter, den Tracking-Error so gering wie möglich zu halten. Dadurch brauchen ETF kein teures aktives Managementteam. Diesen Kostenvorteil können Anbieter von börsengehandelten Indexfonds dem Anleger zurückgeben.

ETF weisen deswegen eine attraktive Kostenstruktur auf. Aufgrund der exakten Abbildung eines Indizes, kommt es zu keiner weiteren Aktivität im Portfolio, weil die permanenten Umschichtungen wegfallen. Die jährlichen Verwaltungskosten liegen um einiges tiefer als bei den traditionellen Anlagefonds. Daneben fallen keine Kosten wie Ausgabeaufschlag oder Rücknahmekommission an. Der Endinvestor zahlt, nebst der jährlichen Verwaltungsgebühr, lediglich die üblichen Transaktionsgebühren (Courtage etc.). Kosten können Sie steuern, Finanzmärkte nicht!

Gehandelt werden sie wie Aktien an der Börse. Ihre Vorteile sind die deutlich tieferen Kosten als Fonds und ihre Transparenz. Mit ETF kann ein Investor – diversifiziert – in jede Anlageklasse investieren und profitiert von einem fortlaufenden Börsenhandel.

Was sind weitere Vorteile von ETF?

Diversifikation: Nebst dem Kostenaspekt, bieten ETF noch weitere Vorteile. Durch die Anlage in einen ganzen Wertpapierkorb profitiert der Investor von einer einhergehenden Risikodiversifikation. Mit einer einzigen Transaktion erhält er Zugang zu einem ganzen Markt. Der Anleger profitiert also nicht nur von einer erheblichen Reduktion seiner Transaktionskosten, sondern ist automatisch – gemäss der modernen Portfoliotheorie – breit diversifiziert.

Transparenz: ETF zeichnen sich besonders durch ihre hohe Transparenz aus. Während man bei aktiven Anlagefonds oftmals «Die Katze im Sack» kauft, weiss man bei ETF genau wie das Vermögen tatsächlich angelegt ist. Durch einen aktienähnlichen Charakter sind jederzeit alle notwendigen Börseninformationen abrufbar. Ebenso kann ein Anleger ganz exakt die Zusammensetzung des ETF nachvollziehen. Die Anbieter zeigen auf ihren Internseiten täglich den Wertpapierkorb. Auch der aktuelle Wert ist jederzeit durch den fortlaufend berechneten indikativen NAV (Net-Asset-Value) nachprüfbar. Dieser bildet die Grundlage für die Market Maker, um ihre verbindlichen Geld- und Briefkurse an der Börse zu stellen.

Liquidität: Die Liquidität zählt zu den wichtigsten Vorteilen der börsengehandelten Indexfonds. Sie können sie jederzeit zu den üblichen Börsenzeiten kaufen und verkaufen. Einerseits wird Liquidität durch den börsentäglichen Handel im Sekundärmarkt generiert, andererseits ergänzt der sogenannte Creation-/Redemption-Prozess den Sekundärmarkt. Der Creation-/Redemption-Prozess bewirkt, dass die Liquidität nicht durch dessen Grösse beschränkt wird, sondern höchstens durch die Liquidität der Bestandteile im zugrunde liegenden Basiswert. Für den Handel werden sogenannte Market Maker verpflichtet, damit ist fortlaufend ein An- und Verkauf zu fairen Kursen möglich.

Wie bilden ETF einen Index ab?

ETF können grundsätzlich nach drei Methoden abgebildet werden:

Physische, volle Replikation
Die «Full-Replication» entspricht einer genauen Nachbildung des Basiswerts. Dabei wird in die dem Basiswert zugrundeliegenden Wertpapiere investiert. Diese Methode funktioniert primär bei Indizes, die über eine hohe Liquidität und einen einfachen Marktzugang verfügen, weil die Aktienkörbe dem Basiswert laufend angepasst werden müssen.

Physische, repräsentative Repliaktion
Eine andere Art des Indextrackings stellt die sogenannte Representative-Sampling-Methode dar. Das Fondsvermögen wird, im Gegensatz zur Full-Replication, nicht in einzelnen Indexkomponenten investiert, sondern lediglich in eine repräsentative Auswahl der Indexwertpapiere. Dabei werden primär die grosskapitalisierten Unternehmen berücksichtigt.

Synthetische Replikation
Ein dritter und immer öfter anzutreffender Ansatz ist die synthetische Replikation eines Indizes. Dabei geht der ETF eine Swaptransaktion mit einer Investmentbank ein. Bei diesem Verfahren wird ein Aktienkorb, der nicht zwingend mit den einzelnen Indexwerten in Zusammenhang stehen muss, gegen die Rendite des Indizes getauscht, eben «geswappt». Mit diesem Verfahren versuchen die ETF-Anbieter ein möglichst präzises Tracking zu erreichen und können damit auch einige Hürden wie Dividenden (Zeitpunkt und Besteuerung) oder auch Indexanpassungskosten umgehen. Jedoch haben die Ucits-III-Regulierungen (Europäische Richtlinien für Anlagefonds) hier eine Sicherheitsbarriere eingebaut. Die ETF-Anbieter dürfen bis zu maximal 10 Prozent des Nettoinventarwerts Swappositionen eingehen.

Wie ist die Liquidität von ETF?

Die Liquidität eines ETF ist so hoch wie die des ihm zugrunde liegenden Index. Eine einfache Eselsbrücke kann hierbei helfen: Je höher die Marktabdeckung eines Index, desto niedriger seine Liquidität, was zu höheren Geld-Brief-Spannen führt. Ebenfalls zu berücksichtigen ist der Faktor Marktzugang. Bei einem Emerging-Market-Index beispielsweise ist er nicht immer gegeben, was zu erheblichen Problemen führen kann. Auch hier kann eine Faustregel herbeigezogen werden: Je schwieriger der Marktzugang, desto höher sind die jährlichen Verwaltungskosten und die Geld-Brief-Spanne. Bei Indexfonds auf entwickelte Märkte stellt sich diese Problematik nicht. Bei der Auswahl eines ETF sollte neben der Geld-Brief-Spanne auch Kriterien wie die Marktbreite, also die im Order­buch ersichtlichen Volumen und die Markttiefe, beachtet werden.

Kann ich jederzeit kaufen und verkaufen?

ETF werden zu an einer Börse gehandelt, analog wie eine Aktie. Dazu stellen Market Maker zu den Börsenzeiten verbindliche An- und Verkaufspreise. Anleger sollten deswegen die Handelskosten, also die Geld-Brief-Spanne (Spread), nicht vernachlässigen. Um keine wertvollen Renditepunkte zu verschenken, ist es ratsam diese so gering wie möglich zu halten.

Welche Rolle spielen die Market Maker?

Für jede ETF-Zulassung verlangt die Schweizer Börse mindestens einen Market Maker, der sich verpflichtet, börsentäglich Geld- und Briefkurse für einen Mindestbetrag zu offerieren. Die Kursspannen dürfen eine vordefinierte Grösse nicht überschreiten, wobei die Vorschriften je nach Basiswert variieren. So gilt beispielsweise für Indizes mit einem während den offiziellen Börsenzeiten gehandelten Aktienanteil von mehr als 50 Prozent ein Spread von maximal 2 Prozent (je 1 Prozent auf jeder Seite des indikativen Nettoinventarwerts, NAV). Werden mehr als 50 Prozent der im Index abgebildeten Aktien zu anderen Börsenzeiten gehandelt (beispielsweise japanische Werte), darf der Handelsspread die 5-Prozentmarke nicht überschreiten. Um die Qualität der Market Maker zu prüfen, führt die Schweizer Börse seit einigen Jahren Qualitätsmerkmale (MQM).

Welche Risiken haben ETF?

Grundsätzlich bestehen bei Exchange Traded Funds, wie bei anderen Wertpapieren auch, zwei namhafte Risiken, das allgemeine Marktrisiko und das altbekannte Wechselkursrisiko. Bestimmte politische oder gesellschaftliche Ereignisse können schwere Auswirkungen auf den Markt haben und sogar den gesamten Börsenmarkt einbrechen lassen. Da die börsengehandelten Indexfonds nahezu 1:1 einen Index abbilden, bewegen sie sich identisch mit dem zugrundeliegenden Börsenbarometer. In diesem Fall verliert man als ETF-Besitzer genau so viel, wie die abgebildete Benchmark fällt.

Währungsrisiko
ETF können Währungsrisiken aufweisen, denn jeder börsengehandelte Indexfonds weist zwei Währungsparameter auf: die Fonds- und die Handelswährung. Die Fondswährung ist massgebend für die Investitionen und die Bewertung eines ETF. Die Handelswährung bestimmt die Währung für die Börsenkotierung. Diese beiden Parameter können voneinander abweichen. Zudem gilt die anlegerspezifische Depotreferenzwährung zu berücksichtigen, die sowohl von der Handels- und/oder Fondswährung abweichen kann.

Gegenparteirisiko
Ein Gegenparteirisiko entsteht bei synthetischen ETF. Dies ist allerdings durch die gesetzlichen Vorgaben beschränkt. Nach den EU-Fondsrichtlinien Ucits darf das Gegenparteirisiko nicht mehr als 10 Prozent des Sondervermögens betragen. In der Regel ist es aber deutlich geringer. Dennoch kann es im Insolvenzfall des Kontrahenten zu Verlusten kommen.

Betreiben ETF Wertpapierleihe?

Einige physish-replizierende ETF betreiben Wertpapierleihe. Sie ermöglicht zusätzliche Erträge zu generieren. ETF Anbieter weisen es auf ihrer Internetpräsenz und im Factsheet in der Regel aus, in welchem Umfang sie Wertpapierleihe betreiben. Der Investor geht jedoch ein weiteres Risiko ein: Wenn der Leiher seiner Verpflichtung, die Wertpapiere zurückzugeben, nicht nachkommen kann, dann ist der Verleiher gezwungen, die Sicherheiten zu verkaufen und die ursprünglich ausgeliehenen Papiere am Markt zurückzukaufen. Dabei kann ein Verlust entstehen, wenn beispielsweise die Sicherheiten für den Kauf nicht ausreichen. Um das Risiko zu senken, nehmen manche Anbieter eine Übersicherung vor.

Was ist der Nettoinventarwert?

Normalerweise wird ein ETF zu Preisen nahe am NAV (Net Asset Value; Nettoinventarwert) gehandelt. Der NAV wird einmal täglich vom Fondsanbieter berechnet. Er gibt den Wert des Portfolios zu einem festgelegten Zeitpunkt an. Konkret bezeichnet der Net Asset Value den Rücknahmepreis eines Fondsanteils. Er berechnet sich aus dem aktuellen Wert der enthaltenen Wertpapiere, den sonstigen Vermögensgegenständen sowie dem Barvermögen abzüglich der Verbindlichkeiten, dividiert durch die Anzahl der im Umlauf befindlichen Fondsanteile.

Was ist der Unterschied zu Indexfonds?

ETF wie auch Indexfonds verfügen über zahlreiche Ähnlichkeiten. Nebst  vielen Gemeinsamkeiten gibt es jedoch einige frappante Unterschiede, die es zu beachten gilt:

Börsenhandel: Wie es der Name bereits andeutet, können Exchange Traded Funds (ETF) jederzeit gekauft oder verkauft werden. Indexfonds dagegen sind nicht an einer Börse kotiert. Kauf und Verkauf erfolgt wie bei aktiven Anlagefonds einmal täglich über den Fondsanbieter beziehungsweise die Hausbank.

Preisbewertung: ETF werden durchgehend während der Börsenzeiten gehandelt, als Kursbasis gilt der indikative Nettoinventarwert (iNav). Für die tägliche ETF-Liquidität sind Market Maker verantwortlich. Deren Gebühren werden direkt dem Fondsvermögen belastet. Indexfonds dagegen werden einmal täglich bewertet, dabei gilt der Nettoinventarwert, zu dem ein Anleger kauft oder verkauft. Indexfonds haben darum keine Market Makers.

Stempelsteuer: ETF unterliegen der Stempelsteuer. Bei in der Schweiz domizilierten ETF sind es 0,075 Prozent, bei ausländischen sind es 0,15 Prozent. Bei Indexfonds hingegen fallen keine Stempelsteuern an.

Transaktionskosten: Wer einen ETF über die Börse kauft, dem werden von der Hausbank Courtagen belastet. Bei Indexfonds wird eine Ausgabe- beziehungsweise eine Rückgabegebühr erhoben. Wie hoch sie ist, wird im Fonds-Factsheet ersichtlich.

Handelskosten: Bei ETF fallen implizite Kosten an, die Differenz zwischen dem Geld- und Briefkurs. Beim Indexfonds entfällt diese Spanne, dafür gibt es die erwähnte Ausgabe-/Rücknahmegebühr.

Anlagezweck: Für taktische Massnahmen sind ETF besser geeignet, da sie jederzeit an der Börse gehandelt werden können. Zudem ist die Vielfalt in Bezug auf Anlagemärkte, Strategien und Anlageklassen bedeutend grösser. Viele Märkte und Anlageklassen werden von Indexfonds nicht abgebildet, von ETF dagegen schon. Indexfonds fokussieren eher auf Kernmärkte.

Was ist der Unterschied zu Zertifikaten?

ETF und Indexzertifikate bilden allesamt den Markt nahezu eins zu eins und versuchen nicht den Index zu übertreffen. Dennoch unterscheiden sich die Produkte in einigen Aspekten. Während ETF und Indexfonds keine Fälligkeiten haben, können Indexzertifikate ohne Open-End-Charakter einen festen Rückzahlungspunkt aufweisen. ETF gelten als kostengünstig, da hier nur Managementgebühren und die Geld-Brief-Spanne anfallen. Indexfonds und ETF gelten rechtlich gesehen als Sondervermögen. Das bedeutet, dass im Konkursfall das Geld nicht in die Konkursmasse fällt, sondern an den Anleger ausbezahlt wird. Indexzertifikate sind als Schuldverschreibungen und weisen ein Emittentenrisiko auf. Im Konkursfall können Anleger leer ausgehen, denn die Vermögenswerte fallen in die Konkursmasse und werden nur zurückbezahlt, wenn noch genügend Mittel zur Verteilung zur Verfügung stehen.


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