«As goes January, so goes the year?»

Die diesjährige Börsenrallye gehört zu den stärksten des Jahrzehnts. Die Dividendenpapiere profitieren weiter vom jüngsten Fed Entscheid, ihren Straffungskurs abzubremsen. Doch das gute Börsenwetter könnte von weniger günstigen Wachstumsaussichten getrübt werden.

Text: Adriano B. Lucatelli*

Die Aktienanleger haben ihren Optimismus noch nicht verloren, denn seit Jahresbeginn kennen die Börsen nur eine Richtung, steil nach oben. Werden sich die Aktienmärkte weiter so entwickeln, wie eine bekannte Börsenweisheit besagt: Wie der Januar, so das ganze Jahr?

Grundsätzlich sehen wir weiteres Potenzial für Dividendenpapiere. Dafür sprechen nur schon die mögliche Einigung im amerikanisch-chinesischen Zollstreit und die zurückhaltende Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken. Das schöne Wetter könnte jedoch von weniger günstigen Wachstumsaussichten und niedrigeren Gewinnerwartungen der Firmen getrübt werden.

Die Notenbanken werden auf die Abkühlung der Weltwirtschaft reagieren. In den USA wird es deshalb zu einer Verlangsamung der Zinsschritte kommen, in Europa werden die Zinsen kaum vor dem September 2020 angezogen, und als Konsequenz dürfte die Schweizerische Nationalbank ihre Geldpolitik kaum in Eigenregie ändern können.

Der US-Dollar dürfte kurzfristig allerdings noch stark bleiben. Schwächere Konjunkturdaten aus den USA dürften dann aber zu einem Abschmelzen der Gewinne führen.

Das Gold dürfte weiter zulegen. Tatsächlich haben mit Gold hinterlegte ETFs seit Jahresbeginn grosse Zuflüsse erfahren. Für eine weitere Preissteigerung spricht die Ankündigung der US-Notenbank, vorerst nicht weiter an der Zinsschraube zu drehen. Goldaktien dürften sogar noch mehr zulegen, ist doch die angepasste Fed-Politik noch nicht voll eingepreist. Einen Strich durch die Rechnung der Anleger könnte aber Italien machen. Der Vize-Regierungschef Matteo Salvini fordert den Verkauf der Goldreserven zur Finanzierung der Ausgabenpläne. Das Risiko, dass dieses Szenario eintritt, stufen wir aber als sehr klein ein.

Der Ölmarkt zeigt Stärke. Der Grund liegt in der Disziplin der Opec-Staaten und Russlands, die ihre im vergangenen Dezember vereinbarten Förderkürzungen tatsächlich eingehalten haben. Ein Preiszerfall infolge des wachsenden US-Ölangebots konnte so bisher erfolgreich abgewendet werden. Die Stärke des Öls dürfte aber nur so lange anhalten, wie die Opec die Produktion weiterhin drosselt. In dieser Hinsicht bleiben wir aber skeptisch.

 

*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Co-Founder und CEO von Descartes Finance, einem führenden Robo-Advisor in der Schweiz. Zudem hält er verschiedene Verwaltungsratsmandate. 

Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.

 


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