Kolumne
Alex Hinder  CEO bei Hinder Asset Management

Der Index machts aus

Das Angebot an ETF wächst kontinuierlich. Um das passende Produkt auszuwählen, müssen Anleger auch dem abgebildeten Index Beachtung schenken. Denn die Wahl des Index bestimmt schliesslich das Risiko und die Rendite des ausgewählten Produkts.

Wer einen ETF kaufen möchte, muss wissen, welchen Index das Produkt abbildet. Soll es beispielsweise ein ETF auf den Schweizer Aktienmarkt sein, so muss man wissen, auf welche  Aktienindizes überhaupt ETF zur Verfügung stehen. In der Schweiz gibt es nur vier mögliche Barometer: SPI, SMI, SLI und SMIM. Wer sich hingegen für ETF in Europa oder den USA  interessiert, stösst nicht nur auf eine viel breitere ETF-Auswahl, sondern auch auf eine immense Indexvielfalt. Dies ist besonders für weniger versierte Investoren ein Problem, die keinen Zugang zu grösseren Datenbanken haben.

ETF sind zwar ein ideales und einfaches Anlageinstrument für jedermann, aber für viele stellt die «richtige» Indexwahl ein erhebliches Problem  dar. Meiner Ansicht nach ist der Indexentscheid wichtiger als die spezifische Wahl des ETF. Im Gegensatz zur philosophischen Huhn-Ei-Frage können wir bei der ETF-Auswahl ganz klar sagen: Zuerst kommt die Indexauswahl und dann die Wahl des entsprechenden ETF. Wer zum Beispiel ein Produkt auf den europäischen Aktienmarkt kaufen möchte, muss wissen, ob er einen Index für Euroland oder Europa inklusive Grossbritannien, der Schweiz und Norwegen verwenden will. Im ersten Fall könnte dies der EuroStoxx50 sein, im zweiten Fall der  Stoxx50. Oder ist vielleicht doch der MSCI Europa geeigneter? Die Wahl des Index bestimmt schliesslich das Risiko und die Rendite des ausgewählten Produkts. Jeder ETF-Investor sollte sich deshalb im Index-Dschungel auskennen. Dieser dürfte in der Zukunft noch dichter werden.

Bei den heute dominierenden Indizes werden die Titel nach der Marktkapitalisierungsmethode gewichtet. Diese basiert auf der modernen Portfoliotheorie, nach welcher das  Marktportfolio effizient ist und optimale Risiko-/Rendite-Eigenschaften aufweist. Solche Indizes verfolgen eine Momentum-Strategie, bei der in der Vergangenheit überdurchschnittlich erfolgreiche Titel ein höheres Indexgewicht erhalten. Dies kann zu Klumpenrisiken führen, wie etwa während der Technologiehausse Ende der 90er oder während des Energiebooms  anfangs der 80er Jahre im vergangenen Jahrhundert.

In den letzten Jahren wurden deshalb alternativ gewichtete Indizes entwickelt, welche die Klumpenrisiko-Problematik entschärfen sollen – sogenannte  «smarte» Indizes. Darunter versteht man unter anderem volatilitätsreduzierende Indizes. Diese basieren auf der empirischen Beobachtung, dass Aktien mit relativ geringen  Kursschwankungen langfristig überdurchschnittlich gut rentieren. In diesem Segment wurden in den letzten Jahren zahlreiche neue Indexfonds lanciert. Besonders 2011 waren diese Fonds ausserordentlich erfolgreich, was zu einem erheblichen Mittelzufluss führte. 2012 ging das Interesse wieder deutlich zurück. Neben volatilitätsreduzierenden Indizes gibt es auch andere Indexvarianten wie gleichgewichtete Indizes, bei der jede Aktie das gleiche Gewicht erhält, Indizes für High-Dividend-Strategien oder fundamental gewichtete Indizes.

Auf welches Barometer beziehungsweise ETF soll der Anleger nun setzen? Für die grossen, breiten Märkte würde ich einen bekannten Index wählen, der auf der Marktkapitalisierung basiert.  Zusätzlich soll man alternative Indizes einsetzen, die gleichgewichtet sind oder eine volatilitätsreduzierende Strategie verfolgen. Die Klumpenrisiko-Problematik wird dadurch entschärft und es besteht die Chance auf eine längerfristig deutlich bessere Performance bei geringerem Risiko.


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