Die Konsolidierungswelle

Der Konkurrenzkampf im ETF-Markt wächst. Nebst einer wachsenden Zahl an Schliessungen sind tiefere Kosten die Folge.

Text: Barbara Kalhammer

Der US-Anbieter Global X Funds schliesst vier seiner ETF, hiess es Anfang Oktober. Nachrichten wie diese waren in den vergangenen Monaten keine Seltenheit, gleich mehrere ETF-Anbieter in den USA haben Schliessungen ihrer Produkte angekündigt. Ingesamt wurden seit Jahresbeginn weltweit 86 ETP eingestellt. Im Gesamtjahr 2011 waren es nur deren 30. Gemäss der Prognose von Analysten wird sich dieser Trend fortsetzen.

Nach Einschätzungen der ETF-Nachrichtendienste IndexUniverse und Lipper rentieren sich ETF erst, wenn sie mehr als 100 Millionen Dollar verwalten. Den Lipper-Daten zufolge gibt es in den USA jedoch 573 ETF, die älter sind als ein Jahr und dennoch weniger als 100 Millionen Dollar verwalten. Auch in der Schweiz könnte sich die Zahl der angebotenen Produkte durch Schliessungen wieder reduzieren. In zahlreichen ETF sind nämlich weniger als 2 Millionen Franken investiert. Abhängig vom Markt kann sich ein Produkt ab rund 50 Millionen Franken rentieren.

Auch Simon Klein, Lyxor ETF-Chef für Europa, kündigte in einem Interview mit Reuters an, dass im Bedarfsfall weniger volumenstarke Produkte ganz vom Markt genommen würden. Nebst Schliessungen ist auch der Rückzug kleinerer Anbieter zu erwarten. «Es wird mittelfristig zu einer Konsolidierung in der Branche kommen», so Klein weiter. Ingesamt werden die Margen in dem Bereich enger und die Wettbewerbsintensität steigt zu.

Die ersten Auswirkungen zeigen sich auch hier in den USA, wo ein regelrechter Kostenkampf entbrannt ist. Um Kosten zu sparen, hat die Investmentgesellschaft Vanguard bei 22 ETF den Indexanbieter gewechselt. Laut Informationen von IndexUniverse ist der Grund eine Auseinandersetzung über die Gebühren für den Schwellenländerfonds Vanguard MSCI Emerging Markets ETF. Gewechselt wird von MSCI zum britischen Datenanbieter FTSE und dem US-Anbieter CRSP. Fondsgesellschaften bezahlen den Indexanbietern Lizenzgebühren für die Nutzung ihrer Produkte. Durch tiefe Gebühren fallen auch die Kosten für die Anteilseigner.

Ebenfalls involviert in den Preiskampf sind BlackRock und der Discount-Broker Charles Schwab. Wenn sich diese Entwicklung weiter fortsetzt, werden Emittenten vermehrt auf unbekanntere Indizes oder selbst gebaute Barometer zurückgreifen. Problematisch ist dabei jedoch, dass diese häufig weniger durchschaubar und geläufig sind als die bekannten Indizes von Stoxx oder MSCI.


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