Die Krux mit Themenfonds

Themenfonds steigen in der Gunst der Anleger. Inzwischen werden diese Anlagevehikel auch in der Säule 3a eingesetzt. Der Anlageexperte Adriano Lucatelli findet, dass Themenfonds in der Vorsorge nichts zu suchen haben.

Text: Gastbeitrag Adriano B. Lucatelli

Fonds, die sich einem bestimmten Anlagethema widmen, sind in den letzten Jahren stark gewachsen. In den letzten drei Jahren hat sich das verwaltete Vermögen in Themenfonds mehr als verdreifacht und ist per Ende März 2021 weltweit auf 596 Milliarden Dollar gestiegen. Dies entsprach 2,1 Prozent aller weltweit in Aktienfonds investierten Mittel, gegenüber von 0,6 Prozent vor zehn Jahren.

Besonders hoch in der Anlegergunst stehen Themen rund um die Energiewende, gefolgt von technologischen Themen wie Digitale Wirtschaft, Robotik oder Künstliche Intelligenz – sie machen über die Hälfte des Marktes aus. Aber auch Mobilität, Diversität oder Cannabis sind Themen, mit denen sich gutes Storytelling betreiben lässt, und von den Anbietern daher fleissig bespielt werden. Das zeigt sich an den Neulancierungen: Im Jahr 2020 wurde weltweit die Rekordzahl von 237 neuen Themenfonds aufgelegt, gegenüber 167 im Jahr 2019.

Themenfonds können für kurz- bis mittelfristige Portfoliooptimierungen durchaus sinnvoll sein. Doch renditetechnisch schneiden die meisten Vehikel langfristig schlecht ab. Mittlerweile kommen Spezialitätenfonds, wie sie auch genannt werden, sogar bei Säule-3a-Produkten zum Einsatz – doch das ist eine denkbar schlechte Idee.

Vier Gründe, warum Themenfonds in der privaten Vorsorge, aber auch in einer langfristigen strategischen Asset-Allokation, nichts zu suchen haben.

1) Ungenügende Performance

Das wichtigste Argument gleich zu Beginn: Themenfonds erzielen in der Regel keine guten Renditen. Zu diesem Urteil kommt eine Morningstar-Studie nach einem Performancevergleich mit 1400 Themenfonds über ein längeres Beobachtungsfenster. Auf fünf Jahre betrachtet, beträgt die Erfolgsquote nur 43 Prozent. Betrachtet man die letzten 15 Jahre, so wurde mehr als die Hälfte der thematischen Fonds weltweit geschlossen. Und nur jeder fünfte thematische Fonds hat überlebt und gleichzeitig eine bessere Performance als globale Aktien erzielt.

Da Themenfonds ihre Renditeziele oft nicht erreichen, geben viele schnell wieder auf. Jeder fünfte Fonds wurde innert fünf Jahren liquidiert, nach zehn Jahren betrug die Überlebensrate magere 45 Prozent.

Diese Zahlen zeichnen ein düsteres Bild für Anleger. Sie deuten darauf hin, dass die Chancen schlecht stehen, einen Themenfonds aus einem grossen Universum zu finden, der nicht nur über längere Zeiträume überlebt, sondern besser abschneidet als globale Aktien. Gerade bei einer langfristigen Investition wie der dritten Säule oder bei einer Freizügigkeitslösung braucht es Produkte, auf die nachhaltig Verlass ist.

2) Zu spät zur Party

Dass Themenfonds nicht zu überzeugen wissen, liegt nicht selten am Timing. Börsentrends werden oft erst dann in Form eines Themenfonds angeboten, wenn sich die Zeit der überdurchschnittlichen Erträge dem Ende zuneigt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Titel bereits in aller Munde, (zu) hoch bewertet und somit keine lukrative Investition mehr. Beispiele für solche Themen sind der 3D-Druck, Cannabis oder der 5G-Mobilfunkstandard.

3) Wenig Diversifikation

Bei eher neuen Themen ist oft noch nicht klar, welche Unternehmen sich am Markt durchsetzen werden. Themenfonds investieren in mehrere dieser hochspezialisierten Unternehmen, in der Regel Small Caps, und sind dementsprechend wenig diversifiziert.

Themenfonds liefern nicht nur wenig Diversifikationspotenzial, sie sorgen zudem für Klumpenrisiken. Das gilt vor allem für den Bereich, der am häufigsten aufgegriffen wird und die Hälfte der Themenfonds-Investitionen ausmacht: Technologie.

Dieser Sektor ist in den wichtigen Leitindizes in der Regel bereits massiv vertreten, so etwa im US-Leitindex S&P 500. Wer bereits in die breiten Indizes investiert ist, verringert mit einem Technologiefonds die Diversifikation seines Portfolios – gerade in der Säule 3a sollte das tunlichst vermieden werden.

Die Diversifikationsfalle lauert auch bei Themen, bei denen man es nicht erwartet. So ist selbst der «Gender Equality»-Fonds mit knapp 15 Prozent in globale Tech-Firmen investiert, beim Vegan-ETF sind es 18 Prozent. Solche Fonds verkaufen sich vielleicht gut, und die Intention dahinter mag lobenswert sein. Doch bei solchen Themenfonds kauft man in erster Linie eine gute Geschichte – aber nicht das, was man meint zu bekommen.

4) Hohe Gebühren

Themenfonds verkaufen oft eine gute Geschichte – und gute Geschichten lassen sich gut verkaufen. Mit Kosten von um die 1,50 Prozent herum sind Themenfonds deutlich teurer als andere Anlageprodukte. Die höheren Kosten bestätigt auch eine Untersuchung des IFZ Investment Blog der Hochschule Luzern, in der thematische und nicht-thematische nachhaltige Anlagefonds verglichen wurden. Mit Mediankosten von 1,8 Prozent waren die thematischen Nachhaltigkeitsfonds rund 50 Basispunkte teurer.

Bei passiven Nachhaltigkeitsfonds fiel der Vergleich mit 0,45 Prozent versus 0,22 Prozent noch deutlicher zu Ungunsten der Themenfonds aus. Auch die kleinsten Unterschiede bei den Gebühren können in der Vermögensverwaltung enorm viel ausmachen– gerade bei langfristigen Anlagen mit der Säule 3a.

Themenfonds verkaufen oft eine gute Geschichte – und gute Geschichten lassen sich gut verkaufen. Mit Kosten von um die 1,50 Prozent herum sind Themenfonds deutlich teurer als andere Anlageprodukte. Die höheren Kosten bestätigt auch eine Untersuchung des IFZ Investment Blog der Hochschule Luzern, in der thematische und nicht-thematische nachhaltige Anlagefonds verglichen wurden. Mit Mediankosten von 1,8 Prozent waren die thematischen Nachhaltigkeitsfonds rund 50 Basispunkte teurer.

Bei passiven Nachhaltigkeitsfonds fiel der Vergleich mit 0,45 Prozent versus 0,22 Prozent noch deutlicher zu Ungunsten der Themenfonds aus. Auch die kleinsten Unterschiede bei den Gebühren können in der Vermögensverwaltung enorm viel ausmachen– gerade bei langfristigen Anlagen mit der Säule 3a.

Hände weg von Themenfonds in der Säule 3a

Dass Themenfonds von Anlegern überhaupt in Betracht gezogen werden, liegt daran, dass immer wieder mal einer obenaus schwingt. Davon sollte man sich jedoch nicht blenden lassen, denn es handelt sich um Ausnahmen.

Die Regel ist die beim ersten Punkt genannte Tatsache, dass drei von vier Themenfonds den MSCI World nicht schlagen. Von einer solchen Investition ist grundsätzlich abzuraten – und erst recht, wenn es um die langfristige Anlage geht, wie beispielsweise bei der privaten Vorsorge.

Bei der Säule 3a kann man die vermeintlich tollen Geschichten, mit denen Themenfonds-Anbieter ihre Produkte anpreisen, getrost ignorieren. Mit einem «langweiligen», dafür nachhaltig für Erfolg aufgestellten Portfolio ist man weit besser bedient.

*Adriano B. Lucatelli ist Gründer und CEO des digitalen Vermögensverwalters Descartes Finance AG. Nebst der Verwaltung des freien Vermögens, bietet Descartes auch digitale Säule 3a- und Freizügigkeitslösungen an.


sentifi.com

Top 10 meistdiskutierte Werte



Kommentar schreiben

  • (will not be published)