Aktientipps – die «Must-Haves» Europas

Viele Anleger sind angesichts der guten Börsenentwicklung verunsichert, ob und wo sich ein Einstieg noch lohnt – und wo nicht. Konkrete Aktientipps gibt der Schweizer Hedgefonds-Manager Rudolf Bohli von RBR Capital Advisors.

Wer an der Börse investieren will, braucht klare Überzeugungen. Diese beweist, wer fokussiert Aktien kaufen und (leer) verkaufen kann. Rudolf Bohli erläutert seine aktuellen Long- und Short-Aktientipps.

Kaufempfehlungen

1.

ADIDAS Von den 30 Unternehmen im DAX lieferte Adidas 2014 mit minus 37,8 Prozent die mit Abstand schlechteste Performance. Die Probleme sind vielfältig: Das ehemals hochprofitable Russland-Geschäft leidet, der ganze Golf-Bereich steckt ebenfalls in einer tiefen Krise. Hinzu kommen Positionierungsprobleme in den USA und der Reebok-Turnaround, der auf sich warten lässt. Dies ist alles hinlänglich bekannt, doch erst jetzt hat das Management vielversprechende  Massnahmen eingeleitet. Die Kernmarke allein rechtfertigt bereits die gesamte Marktkapitalisierung. Alle weiteren Aktivitäten wie Reebok und Taylor Made gibt es fast umsonst dazu.

2.

ILIAD Iliad ist einer der führenden französischen Mobilfunknetzbetreiber und Internetanbieter (u.a. Marke Free). Unter Gründer Xavier Niel ist die Firma mit einer preisaggressiven Wachstumsstrategie zum erfolgreichen Wettbewerber aufgestiegen, die Marktanteile werden weiterhin dynamisch ausgebaut. Das Ebitda dürfte sich bis 2018 verdoppeln. Mittelfristig ist eine Fusion mit Bouygues Telecom zu erwarten, was starke Kostensynergien ermöglichen und zu weniger  Preisdruck führen würde. Für den Aktienkurs bedeutet das ein Potenzial von gut 50 Prozent.

3.

PRISA Die Aktien des spanischen Medienkonglomerats um die Tageszeitung El Pais notieren noch auf Krisenniveau, obwohl der Turnaround gut vorankommt und es operative Lichtblicke gibt. Mit Santillana hat Prisa ein wachsendes Standbein im Lehrmittel-Publishing, das 70 Prozent des Ebitda beisteuert und in Lateinamerika weit besser als die Konkurrenz agiert. Das Kurspotenzial liegt laut Sum-Of-The-Parts-Bewertung bei 50 Prozent.

4.

TAMEDIA Der Kauf von Ricardo wird den Ergebnisanteil des digitalen Geschäfts rasch auf über 50 Prozent treiben. Die Online-Kooperation mit Swisscom wirkt sich mittelfristig positiv auf den Nettogewinn aus. Mit 20minuten, newsnet, local, search, jobs, homegate und car4you dominiert Tamedia die Schweizer  Internetlandschaft. Tamedia wird gegenüber höher bewerteten Titeln wie Schibsted und Axel Springer stark Boden gut machen.

5.

VOSSLOH Der Titel gehörte 2014 zu den Verlierern. Der Konzern mit Fokus auf Bahninfrastruktur und Schienenfahrzeuge musste eine grosse Restrukturierung einleiten. Der Knorr-Bremse-Eigner Thiele will seine 30 Prozent-Beteiligung ausbauen. Zugleich hat Makhmudov – seine Transmash ist der grösste russische
Schienenfahrzeughersteller – eine Drei-Prozent- Beteiligung gemeldet. Dies eröffnet grosses Kurspotenzial bei geringen Risiken.

Verkaufsempfehlungen

1.

ERAMET Die Aktien des französischen Minenkonzerns sind stark gestiegen, nachdem die Geschäftszahlen 2014 über den Markterwartungen lagen. Nach Jahren mit negativen Cashflows wurden Investitionen zurückgefahren, wodurch die Kostensenkungen endlich Realität wurden. Mittelfristig bleibt der Kurs eng  mit den Metallen Zink und Mangan verbunden, die sich auch 2015 schwach entwickeln werden. Die aktuelle Bewertung impliziert, dass die niedrigen Renditen sich den Kapitalkosten annähern, was bei den aktuellen Metallpreisen ambitioniert ist.

2.

Fiat Chrysler Automobiles (FCA) Trotz positiver Aussichten für den Automobilsektor ist die Fiat-Aktie ausgereizt. Der geplante Börsengang von Ferrari wird zeigen, dass in Fiat Chrysler Automobiles durchaus Wert steckt. Die Qualität der verbleibenden Geschäftsbereiche ist aber wenig begeisternd. Der Fiat 500 ist das einzige Modell mit Verkaufserfolg. Der US-Chrysler-Markt ist ausgereizt, die Restrukturierung in Italien kommt kaum voran und Lateinamerika ist so schwach wie der Cashflow der Gruppe. Zu erwarten ist eine Bewertung wie bei Renault – mit grossem Discount.

3.

PUMA Während die Aussichten für Adidas gut sind, bleibt die Aktie von Puma, das seit 2007 dem französischen Luxusartikel-Konglomerat Kering untersteht, uninteressant. Seither kommt Puma weder operativ noch als Aktie auf Touren. Ein visionärer «Vorturner» – wie in den 1990er-Jahren der legendäre CEO Zeitz –  ist nicht in Sicht. Die Marke hat den in der Ära Zeitz hart erarbeiteten Status als Lifestyle- Brand zum Grossteil bereits wieder verloren und dümpelt nun vor sich hin. Die Stars und die Kids tragen indes andere Marken. Ein Turnaround wäre kostspielig und vor allem langwierig. Was bleibt, ist eine fussballzentrierte, leicht angestaubte Sportartikelmarke mit einem EV-/Sales-Multiple, das noch gleichauf ist mit Adidas.

4.

PANALPINA Der Turnaround wird langwieriger als gedacht. Zurückgeworfen wird die Entwicklung durch eine ausgeprägte Schwäche im Pricing speziell im Bereich Air/Ocean. Der Welthandel und die Logistikbranche entwickeln sich momentan schwach und die Restrukturierung braucht Zeit. Die aktuelle Bewertung  nimmt aber bereits einen erfolgreichen Turnaround vorweg. So handelt die Aktie mit einer Prämie zu Kühne+Nagel und zur bereits gut positionierten dänischen DSV.

5.

ZARDORYA OTIS Zardoya Otis ist ein spanischer Hersteller von Aufzügen und Rolltreppen. Die Margen der Gruppe sind durch den Fokus auf das hochprofitable Wartungsgeschäft und die dominante Marktposition in einem wohl geordneten Heimatmarkt sehr attraktiv. Allerdings setzt die Krise im spanischen  Immobilienmarkt der Gruppe mit einem gewissen Zeitverzug zu, was ein Gewinnwachstum verhindert. Investments in Schindler oder Kone sind deutlich attraktiver.


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