Digitale Vermögensverwalter

Die Bankenbranche wird durch Digitalisierung und neue Kundenbedürfnisse auf den Kopf gestellt. Davon betroffen sind auch das Wealth- und das Assetmanagement. Keine unbekannte Situation, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt.

Text: Rino Borini

Vor 20 Jahren wurde in der Schweiz die weltweit erste vollelektronische Börse lanciert, der physische Börsenhandel wurde obsolet. Sämtliche Prozesse, vom Börsenauftrag bis zur Abwicklung, wurden komplett automatisiert. Den nächsten Entwicklungsschritt der Demokratisierung des Anlegens vollzog die Fondsindustrie. Als 1993 die ersten börsengehandelten Indexfonds (ETF) auf den Markt kamen, hatte die mächtige aktive Fondsbranche für die neue Konkurrenz nicht mal ein müdes Lächeln übrig. Doch die ETF-Branche verzeichnete über die letzten beiden Dekaden Jahr für Jahr ein zweistelliges Wachstum. Aktive Fonds können von solchen Zuwachsraten nur träumen.

Die neueste einschneidende Entwicklung sind digitale Vermögensverwaltungsplattformen, die oft unter dem Begriff Robo-Advisory laufen. Diese verwalten das Kundenvermögen mithilfe von Algorithmen. Wobei der Begriff «Robo» etwas irreführend ist, denn hinter den Plattformen stehen weiterhin Menschen.

Bevor ein Kunde überhaupt Nutzer eines Robo-Advisors werden kann, wird seine Risikofähigkeit mittels eines Online-Fragenbogens eruiert. Anhand des entstandenen Anlegerprofils berechnet der Algorithmus innert Sekunden eine passende Vermögensaufteilung. Grundlage für die Asset-Allokation bilden meist ein halbes Dutzend Standardportfolios, die auf die unterschiedlichen Risikoneigungen (von konservativ über ausgewogen bis zu aggressiv) angepasst werden. Abgebildet werden die Portfolios mit ETF.

Nicht für alle Marktsituationen geeignet

In der Schweiz gibt es mehrere digitale Vermögensverwalter, etwa das Vermögenszentrum, Swissquote, Moneypark, TrueWealth oder die Glarner Kantonalbank (GLKB). Sie unterscheiden sich teils sehr stark: Die GLKB bietet mit investomat.ch die Möglichkeit, zum Kernportfolio ausgewählte Anlagethemen zu ergänzen.

Bei Moneypark können Kunden ihren Vermögensaufbau oder ihre Sparziele (Eigenheim, Vorsorge) via Sparplan digital umsetzen. Interessant dabei: Die Abwicklung erfolgt durch die GLKB, welche die Technologie entwickelt hat. Auch das Vermögenszentrum bietet einen ETF-Sparplan an, dazu weitere, rein digitale Umsetzungsmöglichkeiten.

Was Anleger bei diesen Lösungen unbedingt beachten müssen, sind die Kosten. Es geht nicht darum, den günstigsten Anbieter zu finden. Vielmehr gilt es, das Preis-/Leistungsverhältnis genau zu prüfen. Bei den Gebühren lohnt sich vor allem der Blick auf die Produktkosten (TER). Denn diese sind in den gesamten ausgewiesenen Gebühren in der Regel nicht enthalten. Und schliesslich will auch derjenige, der sich für digitale Vermögensverwaltung entscheidet, langfristigen Anlageerfolg haben.


sentifi.com

Top 10 meistdiskutierte Werte



Kommentar schreiben

  • (will not be published)