Es regiert «Foma»

Viele Aktienindizes markieren einen Rekord nach dem anderen. Die Zentralbanken haben mit ihrer lockeren Geldpolitik dazu beigetragen. Wie könnte denn das Aktienjahr ausklingen?

Text: Adriano B. Lucatelli*

Die Stimmung an den globalen Börsen hat sich gewendet, und die Furcht vor einer bevorstehenden Rezession hat sich verflüchtigt; dies nur schon, weil das Hin und Her im Handelsdisput zwischen China und Amerika kaum mehr jemanden zu beeindrucken scheint.

In der Folge findet ein Run auf die Aktienmärkte statt, begleitet von immer neuen Allzeithochs. Angetrieben wird diese Entwicklung von «Foma» – kurz für «fear of missing out». Was zu Deutsch nichts anderes heisst, als dass man in Anlegerkreisen Angst hat, ein Aktienrally zu verpassen.

Wie könnte denn das Aktienjahr ausklingen? Wir erwarten, dass die Gewinne in den USA wieder steigen und den Markt zum Jahresende stützen werden. Deshalb sollte, wer mit den sporadisch auftretenden Volatilitäten aufgrund politischer Unsicherheiten leben kann, die Aktienpositionen nicht reduzieren. Die Lage ist ohnehin nicht beunruhigend, denn die Aktienhausse ist breit abgestützt.

Die Niedrigzinspolitik der Währungshüter führt dazu, dass Obligationen für den Anleger weiterhin recht unattraktiv erscheinen. Wer Renditemöglichkeiten sucht, findet diese nur noch bei Unternehmensanleihen. Dabei nimmt man höhere Kreditrisiken in Kauf oder man nimmt Langläufer ins Depot.

Wir gehen davon aus, dass der Greenback an Stärke gegenüber den wichtigsten Handelspartnern einbüssen wird. Dafür spricht vor allem die Tatsache, dass sich Wachstum und Zinsen in den USA der restlichen Welt angleichen werden. Ausserdem leitet die US-Notenbank weiterhin reichlich Liquidität ins Geldsystem.

Am Goldmarkt wurde ein Ausverkauf sowohl durch die Niedrigzinspolitik als auch aufgrund von Ängsten vor einem Crash des Aktienmarkts verhindert, was Stabilität für das gelbe Edelmetall mit sich brachte. Zudem stützten auch die stetigen Goldkäufe der Notenbanken die Preise, die aber weiterhin unter Druck bleiben werden, solange die Aktienmärkte, insbesondere in den USA, in die Höhe schiessen.

Trotz stetig wachsender Lagerbestände gab es bisher kaum Bewegungen beim Ölpreis. Das dürfte sich weiterhin kaum ändern, solange die politische Grosswetterlage anhält.

 

*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Co-Founder und CEO von Descartes Finance, einem führenden Robo-Advisor in der Schweiz. Zudem hält er verschiedene Verwaltungsratsmandate. 

Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.


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