Faktor-ETF in Covid-19 Zeiten

Seit einigen Jahren boomen die Faktor-ETF, oft auch Smart-Beta genannt. Doch wie schlagen sich die Produkte in der Praxis? 

Text: Rino Borini

Seit einigen Jahren erweitern viele Anleger ihr Portfo­lio mittels Aktienfaktoren-ETF um gezielt die Rendite-/Risikoeigenschaften des Aktiendepots zu steuern. Die Grundlage des faktorbasierten Investierens ist, dass Aktien mit bestimmten Merkmalen (Faktoren) langfristig tendenziell besser abschneiden als der breite Markt.

In den traditionellen Indizes sind alle Bestandteile entsprechend ihrer Marktkapitalisierung gewichtet. Naturgemäss sind in einem solchen Barometer Gut-, Mittel- und Schlecht-Performer dabei. Bei Faktor-ETF wird das zugrundeliegende Barometer nach einem klaren Regelwerk modifiziert. Das Ziel dabei ist es, den Anteil der Gut-Performer zu erhöhen beziehungsweise die Schwach-Performer zu senken. Ein Anleger profitiert entweder durch eine bessere Renditeerwartung oder das Risiko wird reduziert. Der Idealfall wäre, wenn beides optimiert wird.

Wie haben sich in diesem Jahr die bekanntesten Faktoren überhaupt entwickelt? Dazu lohnt sich ein Blick auf die MSCI World-Indexfamilie. Am wenigsten stark büsste die Momentum-Strategie («Der Trend, dein Freund») ein, gefolgt von Quality und Minimum-Volatility («Mit weniger Risiko mehr Ertrag»). Diese drei Strategien schnitten im 2020 (Stichtag 22. April 20) bedeutend besser ab, als der Marktdurchschnitt (MSCI World Standard: -16,08%).

YtD-Renditen ausgewählter MSCI World-Indizes (Stand 21. April 2020)

In nachfolgender Darstellung erkennt man, dass in der grossen Korrektur die Minimum-Volatility-Strategie (rote Kurve) robuster war und deutlich weniger stark einbüsste, als die anderen Faktor-Indizes. Doch nicht nur mit Volatilitätsstrategien liess sich eine bessere Rendite erzielen als der Marktdurchschnitt, sondern auch mit Qualitätsaktien. Bei der Auswahl zählen dabei Eigenkapitalrendite, Verschuldungsgrad und Nettogewinnmarge der Unternehmen.

Der Gewinner: Momentum. Sie setzt darauf, dass Aktien, die in der jüngeren Vergangenheit stark gestiegen sind, weiterhin kräftig zulegen. Denn die Favoriten der Anleger ändern sich nur langsam. Der MSCI World Momentum Index gewichtet die Aktien zum Beispiel anhand des Kursverlaufs der vergangenen sechs und zwölf Monate.

Kursentwicklung MSCI World Indizes


Die beliebtesten Faktoren einfach erklärt

  • Value: Aktien mit einer niedrigeren Bewertung tendieren eher dazu, sich besser zu entwickeln als höher bewertete Unternehmen.
  • Size: Aktien mit einer niedrigeren Marktkapitalisierung tendieren eher dazu, sich besser zu entwickeln als Aktien, die höher kapitalisiert sind.
  • Volatility: Aktien, die eine niedrigere Volatilität aufweisen, haben in bestimmten Marktphasen möglicherweise eine bessere Entwicklung als Aktien mit einer hohen Schwankungsbreite.
  • Quality: Aktien mit gesunden Bilanzen tendieren eher dazu, Aktien mit einer niedrigeren Qualität performancemässig zu übertreffen.
  • Momentum: Aktien mit aktuell guter Performance tendieren eher dazu, in naher Zukunft ebenfalls eine gute Wertentwicklung aufzuweisen.

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