Funktioniert Low-Volatility?

Im Schweizer Markt werden immer mehr Smart-Beta-ETF angeboten. Diese sollen insbesondere in schwierigen Marktphasen wie beispielsweise einer Baisse einen Mehrwert liefern. Bestehen die Produkte den Praxistest?

Text: Rino Borini

Risikoreduzierte Anlagen, im speziellen Minimum-Volatilitäts-ETF, haben im letzten Jahr ein fulminantes Wachstum erlebt. Weltweit sind über elf Milliarden Dollar in dieses Produktsegment geflossen, das Total der verwalteten Vermögen liegt nun bei 30 Milliarden Dollar. Damit gehören sie innerhalb der Kategorie Smart-Beta zu den klaren Verkaufsschlagern. Der Aufwärtstrend wurde auch in den ersten beiden Monaten 2016 nicht gebrochen. In Januar und Februar flossen weitere fünf Milliarden Dollar in Low-Volatility-ETF.

Anleger setzen vor allem auf breite Kernmärkte: Aktien Welt, Europa, Schwellenländer. Die Frage muss erlaubt sein: Funktionieren die Konzepte in schwierigen Marktphasen? Wenn man die letzten zwölf Monate als Messdauer nimmt, kann die Frage mit einem klaren Ja beantwortet werden. Denn während der Weltindex MSCI World, in Originalwährung, über fünf Prozent verlor, legte sein Low-Volatility Pendant um 4,5 Prozent zu.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den europäischen Marktindizes: Der MSCI Europe verlor fast neun Prozent, sein Minimum-Volatilitäts-Verwandter zeigt ein knappes Plus von 0,10 Prozent. Betrachtet man die Perfomance-Entwicklung auf eine Frist von drei Jahren, wird der Unterschied noch klarer: Der Standardindex weist eine positive Rendite von neun Prozent auf. Das Marktbarometer, das Aktien mit geringerer Volatilität abbildet, notiert mit einem fetten Plus von 25 Prozent.

Nicht für alle Marktsituationen geeignet

Bei Indexportfolios steht nicht die Rendite im Vordergrund, sondern die Volatilität der einzelnen Aktien. Die Zusammensetzung respektive Gewichtung eines solchen Depots basiert nicht auf der jeweiligen Marktkapitalisierung der Unternehmen, sondern auf ihrer Volatilität. Damit wird der Schwankungsbereich des Portfolios minimiert: Der Investor erhält letztlich das Wertpapierdepot mit den kleinstmöglichen Risiken. Die Minimum-Varianz-Optimierung bietet somit jedem Anleger die Möglichkeit, effizient zu investieren und das an den Finanzmärkten bestehende Missverhältnis zwischen Rendite und Risiko auszunützen.

Wichtig ist jedoch das Verständnis, dass dieses Vorgehen nicht in allen Marktsituationen gleich gut funktioniert. Einen hohen Nutzen bieten die Vehikel insbesondere in negativen oder seitwärtstendierenden Marktumfeldern. Bei einer Aktienbaisse verliert der Anleger infolge einer geringeren Portfoliovolatilität weniger, in einem Seitwärtsmarkt profitiert er von dieser Asymmetrie. Bei einer breiten und kräftigen Hausse kann ein solches Portfolio jedoch nur selten Alpha generieren. In solchen Phasen schneidet der Standardindex in der Regel besser ab.


sentifi.com

Top 10 meistdiskutierte Werte



Kommentar schreiben

  • (will not be published)