In die Plattform-Ökonomie investieren

Die vergangene Dekade war geprägt von Technologieaktien und dem Aufkommen der Plattform-Ökonomie. Firmen wie Amazon, Alibaba, Facebook oder Alphabet entwickelten sich zu zentralen Geschäftsmodellen der digitalen Ökonomie.

Text: Rino Borini
Plattform-Ökonomie

Am Ende der Nullerjahre, wie der Zeitraum von 2000 bis 2010 genannt wird, waren die Machtverhältnisse an den Börsen klar: Big Oil dominierte. Die Ölbranche stellte die Hälfte der Top-10 der höchstbewerteten Unternehmen der Welt, mit Exxon Mobil und PetroChina zudem die Nummer 1 und 2.

Zehn Jahre später ist von den Ölbaronen in den Top-10 keine Spur – die Technologiebranche hat übernommen, und zwar komplett. Sie stellt die sieben höchstbewerteten Firmen der Welt. Und Branchenprimus Amazon ist mit 1200 Milliarden Dollar fast dreimal wertvoller als das erste Nicht-Technologieunternehmen der Top-10, Warren Buffets Berkshire Hattaway. Dass der Technologiesektor derart übermächtig werden konnte, ist vor allem einem Umstand zu verdanken: den riesigen Möglichkeiten der Plattform-Ökonomie.

Die grössten börsenkotierten Unternehmen

Das Ziel der Plattform-Ökonomie besteht darin, Angebot und Nachfrage – datenbasiert – in einem Ökosystem aus Millionen von Teilnehmern zusammenzuführen. Dadurch gelingt es ihnen, direkte und indirekt Netzwerk-Effekte zu generieren. Je mehr Nutzer ein Netzwerk nutzen, desto höher der Nutzen für den einzelnen. Und je mehr Nutzer sich auf der Plattform befinden, desto grösser ist der Anreiz für Händler, ihre Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Dadurch wachsen sie nicht einfach nur schnell, sondern exponentiell. Die Dienste von Google, Facebook, Amazon oder Alibaba werden mittlerweile nicht von Millionen genutzt, sondern von Milliarden.

Die Antwort der Börse

Diese enormen Wachstumsmöglichkeiten haben auch einen Einfluss auf die Börsenentwicklung dieser Unternehmen, wie der MSCI ACWI IMI Digital Economy zeigt. Der 2019 von MSCI entwickelte Index bildet die Entwicklung der digitalen Wirtschaft ab. Dabei steht ACWI für All Country Index, IMI wiederum bedeutet: Investable Market Index. Die IMI-Variante deckt Large Cap, Mid Cap und Small Cap ab.

Das Barometer umfasst jene Unternehmen, denen in der Wertschöpfungskette der digitalen Wirtschaft eine bedeutende Rolle zugetraut wird. Sie kommen aus den Bereichen Robotics, Online-Zahlungsverkehr, Cybersecurity, E-Commerce, Cloud Computing oder Social Media. Mittlerweile hat MSCI den Index mit ESG-Selektionskriterien weiterentwickelt – in dieser Version sind beispielsweise Amazon oder Alibaba nicht mehr enthalten.

Diese Unternehmen aus der Plattform-Ökonomie stärker zugelegt haben als solche, die ein lineares Geschäftsmodell verfolgen, zeigt der Blick auf die vergangene Entwicklung: Die Treiber der Top-10 wie Amazon (YtD +28,5%), Netflix (YtD +30,3%), Nvidia (YtD +26,2%) oder Tencent (YtD +30,3%) profitieren alle stark von Netzwerkeffekten.

Firmen in digitaler Ökonomie schneiden besser ab

Themenorientierte Anlagen

Inzwischen ist die Plattform-Ökonomie auch mittels ETF und strukturierter Produkte investierbar, wobei sich die meisten Produkte auf ein bestimmtes Marktsegment beziehen. Der erste Anbieter, der den MSCI ACWI IMI Digital Economy zugänglich gemacht hat, war Lyxor (ISIN: LU2023678878). Der französische Anbieter hat sich für die ESG-Version entschieden.

Aber aufgepasst: Investoren sollten immer die Indexzusammensetzung im Auge behalten, um Doppelspurigkeiten mit anderen Indizes zu vermeiden. Denn im Basisindex MSCI ACWI IMI Digital Economy werden Amazon, Alibaba, Microsoft, Apple, Visa und weitere der Top-10 sehr stark gewichtet. Dieselben Titel erfahren jedoch bereits in Standardizes wie dem S&P 500 ein sehr starkes Gewicht. Somit besteht die Gefahr von Klumpenrisiken.


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