Indexfonds im Schatten der ETF

Passive Finanzprodukte schwimmen seit zwei Jahrzehnten auf einer Erfolgswelle. Meist wird von ETF gesprochen, doch auch Indexfonds wachsen stark. Die beiden Indexprodukte haben zwar dasselbe Ziel, doch sie unterscheiden sich in der Ausgestaltung.

Indexfonds versus ETF

Seit knapp zwei Jahrzehnten verzeichnen passive Finanzprodukte ein starkes Wachstum, wobei die Corona-Krise das Wachstum dieser passiven Vehikel weiter vorangetrieben hat. Die positive Entwicklung lässt sich am eindrücklichsten anhand der Vermögenszuflüsse in ETF darstellen (siehe Grafik unten). Gemäss dem Researchhaus ETFGI verwaltet die globale ETF-Industrie mittlerweile 6,6 Billionen Dollar – vor zehn Jahren war es mit 1,3 Billionen ein Vielfaches weniger. Jährliche Wachstumsrate: 18 Prozent.

Ein gutes Bild, auch in der Schweiz, zeigt sich bei traditionellen Indexfonds, die bereits länger auf dem Markt sind als ETF. Der grösste Aktienfonds hierzulande ist ein Indexfonds. Es handelt sich um den Credit Suisse Fonds CSIF Switzerland Total Market, der den breiten SPI Index abbildet und über elf Milliarden Franken verwaltet. Der Siegeszug der Indexfonds zeigt sich auch in der von Swiss Fund Data monatlich erhobenen Statistik: Über die Hälfte der 50 grössten Aktienfonds werden inzwischen passiv verwaltet.

Bei Privatanlegern haben börsengehandelte Indexfonds eine bedeutend höhere Sichtbarkeit als klassische Indexfonds. Das hat einerseits mit der Börsenkotierung, anderseits mit höheren Marketinganstrengungen der ETF-Anbieter zu tun. Während Privatanleger primär auf ETF setzen, nutzen professionelle Anleger verstärkt Indexfonds.

Gleiches Ziel, andere Verpackung

Grundsätzlich verfolgen ETF und Indexfonds dasselbe Ziel: Sie wollen möglichst exakt die Indexrendite abbilden – und dies mit möglichst tiefen Verwaltungskosten. Es ist somit nicht weiter verwunderlich, dass die beiden Finanzinstrumente ein ähnliches Kostenniveau aufweisen.

Unterschiede gibt es auch bei der Stempelsteuer, wobei die Indexfonds im Vorteil sind. Bei Fondsdomizil Schweiz fällt diese Abgabe von 0,075 Prozent weg, bei ausländischem Domizil fallen Stempelsteuern von 0,15 Prozent an. ETF-Investoren dagegen müssen die Stempelsteuer bei jedem Kauf oder Verkauf – unabhängig vom Fondsdomizil – bezahlen.

ETF sind dafür klar im Vorteil bezüglich Vergleichbarkeit der Produkte. Hier liegen die Indexfonds im Hintertreffen. Interessierte Anleger müssen diverse Anbieterseiten abklappern und sich durch einen Dschungel von Fondsklassen kämpfen, um einen geeigneten Indexfonds zu finden. Bis heute verfügt kaum ein Fondsanbieter über eine intuitive und benutzerfreundliche Produktsuche, die interessierten Anlegern tatsächlich eine Hilfe sind.

Indexfonds werden analog wie traditionelle Anlagefonds einmal täglich zum Nettoinventarwert (NAV) gezeichnet oder zurückgegeben. ETF dagegen bieten maximale Flexibilität: Die ETF an der Schweizer Börse können jederzeit gehandelt werden, wie Aktien. Ein weiterer Vorteil: Die Qualität der Preisstellung wird durch die Börsen geregelt und bieten Anlegern Sicherheit. Die Market Maker haben sich vertraglich zu einer fairen und transparenten Kursstellung verpflichtet und sorgen somit jederzeit für Liquidität. Auch die Vielfalt der abgebildeten Märkte und Strategien ist bei ETF deutlich grösser als bei Indexfonds. Inzwischen gibt es für fast jeden Wertpapiermarkt und Anlagethema entsprechende Produkte an der Börse.

Indexfonds versus ETF: Die wichtigsten Unterschiede

ETF oder Indexfonds? Beides!

Eine abschliessende Antwort auf die Frage, ob nun ETF oder Indexfonds die bessere Wahl sind, gibt es nicht. Investoren, die einen Markt strategisch beziehungsweise langfristig passiv abbilden möchten, fahren mit einem Indexfonds oft besser. Der Anleger zahlt dem Fonds lediglich die Transaktionskosten für den Erwerb oder Verkauf der Wertpapiere im Fonds in Form eines Ausgabe- und Rücknahmepreis. Dieser Mechanismus kann auch als Verwässerungsschutz für die bestehenden Anleger betrachtet werden.

Für Investoren, die volle Flexibilität verlangen, sind ETF die bessere Alternative. Mit ihnen können kurz- und mittelfristige taktische Massnahmen kostengünstig umgesetzt werden. Dabei sollte man sich jedoch immer eine Börsenweisheit vor Augen halten: Hin und her macht Taschen leer. Gerade bei ETF, wo nebst Gebühren der Bank auch die Stempelsteuer anfällt. Und letztere ist nicht zu unterschätzen – beziehungsweise höher als die Verwaltungskosten eines günstigen Aktien-ETF auf einen Kernmarkt.

Ob nun ETF oder Indexfonds die bessere Lösung ist, hängt letztlich von der persönlichen Anlagestrategie ab. In der Praxis dürfte es oft auch eine – hoffentlich passende – Kombination der beiden hinauslaufen.


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