Jeder will mitspielen

Gaming und E-Sports sind in aller Munde. Aus Anlegersicht gilt es, zwischen diesen beiden Dingen zu unterscheiden. Ein Portfolio für diese Bereiche sollte dabei aktiv und möglichst diversifiziert aufgegleist sein, zumal es sich bei dieser neuen Gaming-Welt um hochdynamische Märkte handelt.

Text: Pascal Hügli / Bild: Roman Kosolapov (Shutterstock.com)
E-Sport

Mercedes ist seit neustem Mobility Partner von ESL, dem grössten E-Sports-Unternehmen der Welt. Der Bierhersteller Budweiser wird bald das offizielle E-Sports-Bier auf den Markt bringen. Und Louis Vuitton ist mit Riot Games, dem grössten Computerspielhersteller, eine mehrjährige Partnerschaft eingegangen. Was einst als asozialer Zeitvertreib für introvertierte Nerds galt, wird heute immer mehr zum Massenphänomen einer schnell wachsenden Industrie.

Auch in der Schweiz hat sich in letzter Zeit so einiges getan. So hat beispielsweise die Swisscom im vergangenen Jahr die Heros League gestartet. Und die Postfinance hat in einem ersten Pilotprojekt für ein Jahr ein E-Sports-Team unterstützt. Mit dem Home of E-Sports soll hierzulande nun sogar eine Art Verbund zur aktiven Förderung der Schweizer E-Sports-Szene entstehen.

Aufmerksamkeitsmagnet E-Sports

Aus der Sicht des Anlegers gelte es allerdings klar zwischen E-Sports und Gaming zu unterscheiden, meint Tomas Hilfing, Senior Investment Manager bei der Falcon Private Bank. Bei E-Sports handle es sich in erster Linie um professionelle Teams, die in internationalen Wettkämpfen um Preisgelder spielen. So werden E-Sports bereits 2020 in Tokyo im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen gezeigt. Gaming hingegen umfasse heute weit über zwei Milliarden Menschen, die in ihrer Freizeit die unterschiedlichsten Videogames spielen, und sei daher eher mit Breitensport zu vergleichen, erklärt Hilfing.

E-Sports ist ein regelrechter Aufmerksamkeitsmagnet. Als Sektor und potenzielle Investmentmöglichkeit ist das E-Sports-Phänomen jedoch um ein Vielfaches kleiner als Gaming. 2021 soll der Umsatz von Ersterem bei ungefähr 1,6 Milliarden US-Dollar liegen. Die Gamingwelt hingegen generiert bereits heute Umsätze von 152 Milliarden. US-Dollar – Schätzungen zufolge sollen die Konsumausgaben für Videospiele bis 2022 sogar auf bis zu 196,0 Milliarden US-Dollar steigen.

Globale E-Sports Umsätze

Investmentlösungen

Für die Methodologie von Investmentprodukten, wie zum Beispiel Fonds oder Indexzertifikate, ist diese klare Trennung durchaus wichtig. Überhaupt sollte man als Anleger immer genau hinschauen. So beinhaltet die Sparte Gaming oftmals auch die Glücksspielindustrie, was bedeutet, dass ein Investment auch an die Casinos in Las Vegas gehen kann. Wer also in die Entwicklung rund um Videospiele investieren möchte, sollte diesen Punkt beachten.

«Am Endes des Tages ist ein Anleger wohl gut beraten, E-Sports und Gaming zusammenzunehmen», argumentiert Daniel Egger, Falcons Chief Strategist. In der Anlagepraxis eine klare Trennung hinzukriegen, sei schwierig. Selbst E-Sports und Gaming sind häufig als sogenannter Pure Play nur schwer investierbar, da das Anlageuniversum trotz Popularität letztlich noch immer sehr überschaubar ist, da viele E-Sports-Anbieter nicht an einer Börse kotiert sind.

Die beiden Bereiche zu einem passiven Produkt vereint hat erst kürzlich das Anlagehaus VanEck. Seit Mitte Oktober führen sie den VanEck Vectors Video Gaming and E-Sports ETF im Sortiment, der auch Schweizer Investoren zugänglich ist. Die grösste Position im ETF macht das chinesische Unternehmen Tencent aus. Diesem gehören Riot Games zu 100 Prozent (Anbieter von «League of Legends»), Epic Games zu 40 Prozent («Fortnite») und Ubisoft zu fünf Prozent. Daneben betätigt sich Tencent auch auf dem Gebiet der 5G-Technologie, welche das Gaming in naher Zukunft ebenfalls stark mitprägen dürfte. Neben Tencent sind andere Software- aber auch Hardware-Firmen Teil des VanEck-ETF.

Angesichts der Schwierigkeiten, in «reine» E-Sports-Unternehmen zu investieren (und dabei sehr hohe unternehmensspezifische Risiken einzugehen) handelt es sich bei diesem ETF um eine gesunde Balance zwischen Diversifikationsgrad und Engagement in einem spannenden und schnell wachsenden Industriezweig.

Risiken bei Trendinvestments

Gemäss den Anlagespezialisten der Falcon Private Bank sollten sich Investoren stets vor Augen halten: In hochdynamischen Märkten, wie es die Bereiche E-Sports und Gaming sind, kann sich vieles schnell ändern, wie Anlagespezialist Hilfing an einem Beispiel aus den 2000er-Jahren verdeutlicht: So habe er damals einen Internetfonds verwaltet mit den prominenten Positionen AOL (America Online) und Yahoo. Nur ein Jahrzehnt später habe kaum jemand noch von diesen Namen gesprochen.

Angesichts dieser Tatsache biete sich bei schnelllebigen Märkten durchaus auch ein aktives Management an, wie Hilfing empfiehlt. Doch benötige die Verwaltung eines aktiven Fonds dann aber auch tatsächlich einen Fondsmanager, der sich auskennt und den Fonds aktiv, das heisst abseits der Benchmark, verwaltet.

Mit Trendinvestments sei es immer so eine Sache, meint Egger. Wenn man von ihnen in der Zeitung liest, dann dürfte es oftmals schon zu spät sein, in spezifische Unternehmen aus diesem Sektor zu investieren. Gerade im technologiegetriebenen E-Sports- und Gaming-Bereich seien die relevanten Firmen heute bereits sehr teuer. Da könne man mit einem breiten Investment in den NASDAQ dann eben doch nicht allzu schlecht fahren, so der effektive Ratschlag des Experten. Immerhin deckt man so auch die Techgiganten Microsoft, Google und Amazon ab, die fürs Gaming mehr als nur relevant sind.

Das zurzeit wertvollste Unternehmen Microsoft ist es mit seinem Betriebssystem, der Konsole Xbox und dem Streaming-Service Mixer. Google ist es mit Youtube und bald auch mit der Streaming-Plattform Stadia. Und auch Amazon hat als grösster Cloud-Service-jaAnbieter und Besitzer der grössten Streaming-Plattform Twitch gute Karten.


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