Keine Angst vor ETF-Schliessungen

Die ETF-Branche befindet sich im Wandel. Nach Jahren der Neukotierungen werden nun auch die ersten Produkte von der Börse genommen.

Text: Barbara Kalhammer

Das Jahr 2012 war äusserst erfolgreich für die ETF-Industrie. Insgesamt wurden mehr als 260 Milliarden Dollar investiert, die Zahl der Produkte stieg auf 4746. Dem kontinuierlichen  Wachstum der Produktpalette stand im vergangenen Jahr jedoch eine grosse Zahl an Produktschliessungen gegenüber. 60 ETP wurden vom Markt genommen, in den vergangenen Jahren  waren es nur je etwa 20. Lyxor zum Beispiel hat sich von seinem Engagement in Hongkong verabschiedet und alle zwölf ETF von der Börse genommen. Zudem haben sich auch einige  Anbieter ganz vom Markt zurückgezogen. In den USA war dies unter anderem Scottrade, in der Schweiz die Credit Suisse. Die Hälfte der geschlossenen Indexprodukte stammt aus dem  Bereich Aktien, 25 Prozent entfielen auf alternative Investments wie Short- und Leverage-ETF.

Gemäss Morningstar zeigt die erhöhte Anzahl der Schliessungen, dass die Anbieter jetzt bereit sind, unprofitable Produkte vom Markt zu nehmen, statt sie weiter künstlich am Leben zu  erhalten. Indexfonds brauchen eine gewisse Zeit, um sich auf dem Markt zu etablieren. Nach der Ansicht von Experten kann es zwei bis drei Jahre dauern, bis das Produkt genug Vermögen  gesammelt hat, um sich für den Emittenten zu rechnen. Abhängig vom Markt liegt diese Schwelle bei etwa rund 50 Millionen Franken. Oftmals werden aber auch kleinere ETF nicht  geschlossen. Gründe dafür kann eine Lücke in der Angebotspalette anderer Emittenten sein oder weil sie ein hohes Handelsvolumen aufweisen.

Folgen für den Anleger

Doch welche Auswirkungen hat eine Schliessung für die Anleger? Gordon Rose, ETF Analyst bei Morningstar, weist darauf hin, dass es zwei Arten von Schliessungen gibt. Wird beispielsweise  nur eine Share-Klasse an einer Börse geschlossen, können die Anleger entweder verkaufen oder in die Share-Klasse einer anderen Börse wechseln. Wird allerdings der  gesamte Fonds geschlossen, können Anleger, sobald sie darüber informiert wurden, verkaufen oder sie erhalten das Geld ausbezahlt, nachdem der Fonds von der Börse genommen wurde.  Dazu werden die Wertpapiere im Fonds liquidiert. Für die Auszahlung massgebend ist der letzte Schlusskurs. Zu Abweichunge im Preis kommt es nur durch eine zwischenzeitlich veränderte  Marktrendite des Index, erklärt Rose.

Steuerlich gibt es Unterschiede: Schweizer Anleger die ihre Anteile verkaufen, müssen keine Einkommenssteuer bezahlen. Warten sie allerdings bis zur Liquidation, unterliegen die im ausbezahlten Liquidationserlös enthaltenen Vermögenserträge der Einkommenssteuer. Einkommenssteuerfrei sind hingegen die im Liquidationserlös enthaltene Rückzahlung der vom Anleger geleisteten Kapitaleinzahlungen, der erzielten Kapitalgewinne sowie, im Falle von thesaurierenden ETF, die bereits bei Thesaurierung versteuerten Vermögenserträge.


sentifi.com

Top 10 meistdiskutierte Werte



Kommentar schreiben

  • (will not be published)