Kosteneffizient in Themen investieren

Die Zuflüsse in Themenfonds explodierte in den letzten Jahren regelrecht. Was sind die Gründe und woher kommen die Investorengelder überhaupt?

Nima Pouyan

Herr Pouyan*, die Volumina der Themenfonds sind in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Was ist der Grund?

Der Vorteil von thematischen Investments ist, dass Anleger einen Schwerpunkt auf gewisse Anlagebereiche legen können. Im Gegensatz zu den traditionellen Sektor-ETF sind dies häufig Zukunftsthemen wie beispielsweise Blockchain, erneuerbare Energien oder Fintech. Doch das thematische Investieren ist kein neuer Trend, so wurden beispielsweise Sektor-ETF auch in der Vergangenheit rege eingesetzt.

Worin unterscheiden sich Themenfonds und Sektor-ETF?

In den Themen-ETF finden sich nicht unbedingt die grossen Unternehmen wieder, sondern die Titel mit dem grössten Potenzial, von einem Trend zu profitieren. Die Marktkapitalisierung dieser Titel ist oft noch tief, dafür verfügen sie über Alleinstellungsmerkmale, dank derer sie sich in einigen Jahren zu Marktführern in ihrem jeweiligen Segment entwickeln können.

Welche Themen liegen derzeit bei Anlegern im Trend?

Derzeit sehen wir ein grosses Interesse für ETF, die Firmen aus dem Blockchain-Bereich abbilden. Die Blockchain-Technologie wird unsere Wirtschaft die nächsten Jahre prägen – wobei dies weniger Krypto-Währungen meint, die ebenfalls die Blockchain nutzen. Die Blockchain wird vielmehr den Bereich Tokenisierung und Smart Contracts prägen.

Welche konkreten Anwendungsfälle sehen Sie?

Nehmen wir zum Beispiel klassische Anlagen – sie werden künftig über die Blockchain handelbar sein. Oder das Abwickeln von Verträgen, das dank sogenannter Smart Contracts viel effizienter und transparenter möglich sein wird. Um von dieser Entwicklung profitieren zu können, ist es sinnvoll, frühzeitig in die Firmen investiert zu sein – und zwar in diejenigen, die am stärksten vom Wachstum profitieren werden. Nebst der Blockchain sehen wir den Bereich erneuerbare Energien als Megatrend der Zukunft. Mit der politischen Vorgabe zur CO₂-Neutralität werden Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind und forschen, in den nächsten Jahren eine sehr wichtige Rolle spielen.

Sie haben Blockchain-ETF erwähnt: Wie werden diese – beziehungsweise ihre Indexgrundlage – entwickelt?

Für unseren Invesco Elwood Global Blockchain ETF sind wir vor etwa drei Jahren mit Elwood/CoinShares, ein führender Asset Manager im Bereich digitale Assets, eine Kooperation eingegangen. Elwood/CoinShares verfügt über die nötige Expertise und analysiert die jeweiligen Unternehmen nach einem Bottom-up-Ansatz. Die evaluierten Firmen werden nach einem Punktesystem von 1 bis 5 bewertet: 1 bedeutet, das Unternehmen hat das Potential, um vom Blockchain-Bereich zu profitieren.

Ist dieses Ranking auch die Basis für die Gewichtung im Index?

Ja, genau. Unternehmen mit dem Rating 5 erwirtschaften bereits hohe Umsätze und Gewinne in diesem Bereich. Diese Firmen erhalten im Index das höchste Gewicht, diejenigen mit einer 1 das tiefste. Da man aber nicht zwangsläufig weiss, ob ein Unternehmen wirklich das Potential hat, das Google der Blockchain-Technologie zu werden, bietet sich ein diversifizierter ETF an.

Setzen primär Retailkunden auf Themen-ETF oder sehen Sie auch bei den professionellen Anlegern eine steigende Nachfrage?

Wir stellen fest, dass alle Investorengruppen in thematische ETF investiveren. Von institutionellen Anlegern wie Versicherungen und Pensionskassen bis hin zu Privatbanken und Private. Durch die Demokratisierung des Anlegens können auch Retailkunden von der Expertise der Asset Manager profitieren – und das zu günstigen Preisen. In der Vergangenheit waren solche Anlagestrategien vielfach den institutionellen Anlegern vorbehalten.

Im Backtesting schneiden Themenfonds immer gut ab. Wie hat sich der Blockchain-ETF gegenüber seinem Vergleichsindex MSCI World geschlagen?

Unser ETF hat seit drei Jahren einen echten Track Record. Im letzten Jahr hat der Blockchain-ETF mit 92,5 Prozent absoluter Wertentwicklung den Mehrwert des Expertenteams von Elwood/CoinShares bei der Selektion der einzelnen Unternehmen klar gezeigt.

Besteht bei international orientierten Aktienanlegern nicht die Gefahr von Klumpenrisiken? Diese sind mit grosser Wahrscheinlichkeit bereits in Technologie investiert, auch im Standardindex S&P 500 sind Technologieaktien stark gewichtet.

Beim S&P 500 finden sich die Unternehmen wieder, die in ihrem jeweiligen Segment bereits etabliert sind. Der Index weist nur eine sehr minimale Schnittmenge mit unserem Blockchain-ETF auf. Dies ist keine Überraschung, da die Unternehmen im Blockchain-ETF erst in einigen Jahren so gross und etabliert genug für den S&P 500 sein werden. Es gibt die eine oder andere Ausnahme im Index, die im Bereich Blockchain involviert ist. Allerdings sind die Umsätze in diesem Bereich – beispielsweise bei einer IBM – so gering, dass die Gewichtung auch im ETF sehr gering ist.

Nebst Themen werden auch ESG-Produkte stärker nachgefragt, doch nicht überall wo ESG draufsteht, ist auch ESG drin. Wie stellen Sie ihre Produkte zusammen, damit sie «echte» Nachhaltigkeit ins Portfolio bringen?

Bei Invesco spielt der Bereich ESG (Environment, Social, Governance) oder eben Nachhaltigkeit eine sehr wichtige Rolle. Auch in diesem Thema setzen wir auf Experten. Bei bei der Selektion unseres Global Clean Energy ETF unterstützt uns ein Nachhaltigkeitsteam von Wilderhill. Dazu kommt auch unser eigenes ESG-Team zum Einsatz, insbesondere im Bereich Impact & Proxy Voting.

*Nima Pouyan ist bei Invesco Head ETF Sales Switzerland & Liechtenstein


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