Mangelhafte Leitbarometer

Leitindizes erlauben, sich in Kürze ein Bild über den Markt eines Landes zu machen. Doch viele Indizes zeigen Schwächen und verdienen den Status als Leitindex nicht wirklich.

Text: Barbara Kalhammer

In den Medien ist die Entwicklung der Leitindizes omnipräsent. Das gilt vor allem für den Dow Jones, den weltweit bekanntesten und meistbeachteten Börsenindex. Als Leitindex sollte  das Barometer eigentlich das Marktgeschehen des Landes repräsentieren. Der Dow Jones zeichnet sich jedoch durch einige Besonderheiten aus, die seine Aussagekraft begrenzen und seine reale Bedeutung mindern.

Grund dafür ist, dass die Bestandteile im Index von den Herausgebern des Wall Street Journals ausgewählt werden und nicht nach einem strikten  Regelwerk wie beispielsweise beim DAX und dem SMI. Die Basis eines guten Index ist eine regelbasierte Methodik. Eine weitere Schwachstelle ist, dass die grösste Volkswirtschaft der Welt durch ein Barometer mit nur 30 Werten unzureichend widerspiegelt wird. Darüber hinaus ist der Index preisgewichtet.

Die Folge ist, dass das Unternehmen mit dem höchsten Aktienkurs den grössten Einfluss auf den Index hat. Neuere Erkenntnisse der modernen Finanztheorie bleiben unberücksichtigt. Aus diesen Gründen ist der Dow Jones zwar der  vermeintliche Leitindex der USA, aber zur Beurteilung der US-Wirtschaft wird in der Fachwelt dem S&P 500, der die Entwicklung von 500 Unternehmen abbildet, deutlich mehr  Aussagekraft zugemessen.

Kritik am SMI

Stellt sich die Frage, wer eigentlich definiert, was ein Leitindex ist. «Das bestimmt ganz allein der Markt», sagt Christian Katz, Chef der Schweizer Börse. Doch nicht nur das US-Barometer, sondern auch der SMI muss sich Kritik gefallen lassen. Der Index bildet die Kursentwicklung der grössten Unternehmen der Schweiz ab, gemessen am Börsenwert.

Obwohl das Barometer als Kurs- und Performanceindex berechnet wird, ist der Kursindex massgebend. Die Dividendenzahlungen werden darin jedoch nicht berücksichtigt. Enthalten sind die 20 grössten und  liquides ten Werte aus dem SPI. Damit werden rund 85 Prozent der Gesamtmarktkapitalisierung des Aktienmarktes abgedeckt. Problematisch ist jedoch, dass allein die drei grössten Titel,  Nestlé, Novartis und Roche, ein Gewicht von rund 60 Prozent aufweisen.

Dadurch haben Kursveränderungen dieser drei Werte übermässig grosse Auswirkungen auf den Index. Der  Anleger erreicht mit dem SMI also keine ausreichende Diversifikation der Einzeltitelrisiken. Eine Alternative dazu stellt der Swiss Leader Index (SLI) dar. Dieser umfasst die 30  liquidesten und grössten Werte des Aktienmarkts, wobei das Gewicht der einzelnen Titel auf neun Prozent begrenzt ist.

Somit erhöht sich die Bedeutung der kleinen Titel und das Kursrisiko ist besser diversifiziert. Anleger, die also einen Index als Basiswert eines ETF wählen, sollten sich genau überlegen, ob das zum Leitindex gekürte Barometer den Markt auch wirklich in hinreichender Art abbildet. Denn dies ist für den längerfristigen Anlageerfolg entscheidend.


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