Abbildungsqualität im Blick behalten

Der Tracking Error ist das Mass für die Abweichung des ETF vom Index. Doch gibt die Kennzahl auch Auskunft über die Abbildungsqualität des Indexfonds?

Text: Barbara Kalhammer

Teil 4 der Wissensserie zur ETF Abbildungsqualität (siehe auch «Anlegern fehlt das ETF-Wissen», den ersten Teil: «Die Wahl des richtigen Index», den zweiten Teil: Das Kosten-Kriterium und den dritten Teil: Liquidität ist entscheidend für Handelskosten)

Nicht nur Kosten und Liquidität sind entscheidende Kriterien für die Auswahl des passenden ETF, sondern auch die Abbildungsqualität. Um diese Beurteilen zu können, wir der Tracking Error (TE) herangezogen. «Er beschreibt die Standardabweichung der Rendite eines ETF zu seinem Basiswert. In die Berechnung fliessen sowohl negative als auch positive Abweichungen vom Mittelwert der Renditedifferenz ein. Die positiven Abweichungen werden meist unkritisch gesehen, da sie einen Vorteil implizieren», schreibt Lutz Johanning, Professor für empirische Kapitalmarktforschung in seiner Kolumne Tracking Error im Fokus. In seinem Beitrag nennt er ausserdem die wichtigsten Gründe für die Entstehung eines Tracking Errors.

Der Tracking-Unterschied bezeichnet implizite Kosten eines Investments in ETF: Indexfonds hinken, ceteris paribus, ihrer Benchmark in Höhe des TER (Gesamtkostenquote, Total Expense Ratio – mehr dazu auch im 2.Teil dieser Serie) definitionsgemäss hinterher. Weist ein ETF keine zusätzlichen Kosten aus, so sollte die Tracking-Differenz der TER entsprechen. Auf der anderen Seite haben Anbieter auch die  Möglichkeit, zusätzliche Erträge zu generieren, indem sie Wertpapierleihe betreiben. Die Gesamtkostenquote ist als zentrales Selektionskriterium somit nicht geeignet. Mehr zur Wertpapierleihe: Securities Lending – Die Katze im Sack kaufen?

Jedoch ist die Kennzahl mit Vorsicht zu geniessen, denn eine Studie der Credit Suisse hat nachgewiesen, dass der Tracking Error die effektiven Abweichungsrisiken in 82 Prozent der Fälle falsch erfasst und es somit bei einer auf dieser Kennzahl  basierenden Auswahl zu einem Fehlentscheid kommen kann.

Auch Dominique Böhler, Public Distribution Schweiz bei der Commerzbank, zuständig für den Vertrieb von Comstage ETF, äussert sich im Interview «Tracking Error und Tracking Differenz» kritisch zu der Kennzahl. «Bei der Selektion ist der TE mit Vorsicht zu geniessen. Denn ein Wert von Null bedeutet nur, dass die Renditedifferenz zwischen ETF und Index konstant ist. Ob sie positiv oder negativ ist, weiss man nicht. Hierfür wird die Tracking-Differenz (TD) angewendet, die im Gegensatz zum TE einfach erklärbar ist. Sie gibt Aufschluss darüber, wie gross der Renditeunterschied  zwischen ETF und zugrundeliegendem Index ist – aber nur über einen genau definierten Zeitraum.»

Noch drastischer formuliert es Thomas Merz, Head UBS ETF Europe bei UBS Global Asset Management, im Interview gegenüber 10×10: «Der Tracking Error lässt keine Schlüsse zu»

Um die Qualität der Indexabbildung zu beurteilen, ist ein Vergleich der historischen Renditen zielführender. Konkret kann ein  Anleger einen ETF aufgrund der kumulierten relativen Performance gegenüber dem Referenzindex vergleichen. Solche Berechnungen basieren auf dem täglich berechneten und  verfügbaren Nettoinventarwert (NAV). Dieser beinhaltet sämtliche Kosten, die bei der ETF-Replikation anfallen. Ebenso sind im NAV-Dividendeneinkommen oder allfällige Erträge aus der Wertpapierleihe enthalten.

Im letzten Teil der 10×10 Serie «Wie finde ich den besten ETF?» bieten wir eine Zusammenfassung über die wichtigsten Aspekte, Kriterien und Kennzahlen bei der ETF-Wahl.

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