Kolumne
Lutz Johanning  Professor für empirische Kapitalmarktforschung

Transaktionskosten bei aktiven und passiven Fonds

Transaktionskosten spielen bei aktiven und passiven Fonds eine wichtige Rolle. Der Professor für empirische Kapitalmarktforschung vergleicht die Gebühren im Detail.

Der Vergleich zwischen aktiven und passiven Fonds geht weiter – in diesem Beitrag beleuchten wir die Transaktionskosten. Diese fallen an, wenn Fonds Wertpapiere kaufen oder verkaufen. Um die Relevanz der Kosten einschätzen zu können, vergleichen wir die Kosten eines aktiven und eines passiven Fonds mit Bench-mark MSCI World. Analysiert werden Brokergebühren sowie Market-Impact- und Opportunitätskosten. In der Regel beauftragt der Fondsmanager einen Broker mit dem Kauf und Verkauf der Titel. Dafür bezahlt der Fonds eine Provision, die Brokergebühren. Die durchschnittlichen Gebühren der aktiven Fonds betragen 0,1 Prozent pro Transaktion. Bei passiven Fonds sind es 0,03 Prozent, dafür enthält der passive Fonds neben der Orderausführung keine weiteren Dienstleistungen wie etwa Research.

Bei aktiven Fonds ist der grösste Transaktionskostenblock meist der Market Impact. Grosse Orders bewegen die Kurse am Markt. Dabei wird der Aktienkurs durch eine grosse Kauforder im Durchschnitt selbst leicht erhöht und bei einem Verkauf leicht gesenkt. Diese Kosten betragen bei aktiven Fonds im Schnitt 0,17 Prozent. Passive Fonds, die zur Minimierung ihres Tracking Errors immer zum Schlusskurs handeln, weisen keine Kosten aus.

Die Gesamtkosten pro Transaktion belaufen sich bis hierher beim aktiven Fonds auf durchschnittlich 0,27 Prozent, bei passiven auf 0,03 Prozent. Während der aktive Fonds einen jährlichen Umsatz von etwa 100 Prozent aufweist, ist der des passiven Fonds auf Basis von Indexanpassungen etc. deutlich geringer. Wir unterstellen einen Umsatz von 10 Prozent. Die Transaktionskosten pro Jahr liegen damit beim aktiven Fonds bei etwa 0,54 Prozent, beim passiven nur bei 0,006 Prozent. Allerdings sind die Opportunitätskosten beim passiven Fonds höher. Diese fallen aufgrund adverser Kursbewegungen zwischen Anlageentscheidung und Ordererteilung an.

Nachdem der aktive Manager den Anlageentscheid getroffen hat, muss geprüft werden, ob die Fonds-Anlagegrenzen und -restriktionen eingehalten werden. Die Order wird häufig zeitlich verzögert erteilt. Die Kosten der adversen Kursbewegungen können bei einzelnen Transaktionen signifikant sein, im Schnitt sind sie bei aktiven Fonds aber Null. Bei passiven Fonds wäre als Anlagezeitpunkt die Mitteilung der Indexanpassung anzusetzen. Oft sind diese Änderungen schon Tage vorher bekannt. Aus der Literatur (Christophe Bernard (2014): Hidden costs in index tracking) ist bekannt, dass Aktien, die neu in einen Index kommen, in den Tagen davor im Durchschnitt stark ansteigen. Der Anstieg solcher Werte betrug im S&P 500 fast 7 Prozent. Titel, die aus dem Index herausfallen, sinken im Schnitt um 14 Prozent. Die Studie schätzt, dass dadurch bei passiven Fonds Kosten von 0,21 Prozent pro Jahr resultieren. Diesen Wert setzen wir als Opportunitätskosten des passiven Fonds an.

Der passive Fonds kommt auf geschätzte durchschnittliche Transaktionskosten von 0,216 Prozent pro Jahr, der aktive Fonds auf 0,54 Prozent. Die höheren Kosten des aktiven Fonds sind nicht überraschend, da es Teil der Managementphilosophie ist, die akquirierten Informationen in Transaktionen umzusetzen. Jedoch verfügt der Fonds über zusätzliches Renditepotenzial. Ob es der aktive Fonds dauerhaft schafft, eine bessere Rendite als der passive zu erwirtschaften, hängt somit nicht nur von der richtigen Titelauswahl ab, sondern auch entscheidend von den Transaktionskosten.


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  1. Stephan

    Ein sehr informativer Artikel, zumal die Kosten bei jeglichen Transaktionen nicht unterschätzt werden sollten. Dieser Artikel wird sicherlich dem ein oder anderen eine große Hilfe sein, um sich darüber zu informieren.

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