Was kommt nach dem verlustreichen Oktober?

Der Oktober gilt an den Aktienmärkten oft als Crash-Monat. Nach der jahrelangen Aktienhausse leuchten bei den Anlegern die Warnlichter. Doch weshalb zeigen sich die Aktienmärkte derzeit so nervös?

Text: Adriano B. Lucatelli*

Der überraschende Stimmungswandel hat die Börsen weltweit tief in Rot getaucht. Verschiedene bekannte Risikofaktoren – wie der Handelskonflikt zwischen den USA und China, die schwächelnde Wirtschaft in Europa, der Anstieg der Risikoprämie in China, Zinsängste in den USA – haben eine Neubeurteilung erfahren und dadurch die Börsen ins Rutschen gebracht. Der plötzliche Wertverlust hat auch beim «Angstbarometer» VIX Spuren hinterlassen, hat sich doch der US-Volatilitätsindex fast verdoppelt.

Wir gehen davon aus, dass die Aktienmärkte deutlich überverkauft sind. Deshalb ist eine Zwischenstabilisierung durchaus wahrscheinlich. Ausserdem hat der breite US-Index S&P 500 seit seinem Allzeithoch im September rund 10% verloren. Damit ist der US-Markt gemessen am erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für die nächsten zwölf Monate nicht mehr teuer. Auch die europäischen Aktienmärkte scheinen zumindest bewertungstechnisch attraktiv, sind doch die wichtigsten Belastungsfaktoren wie Brexit oder Italien bereits eingepreist.

Die US-Importzölle dürften aufgrund des spielenden Wettbewerbs nicht zu einer massiv höheren Teuerung führen. Die US-Notenbank wird also nicht an ihrem fest definierten Normalisierungspfad festhalten. Die Zinspolitik in Europa und in der Schweiz bleibt weiterhin locker.

Der Greenback profitiert unverändert von der hohen Zinsdifferenz der USA gegenüber den wichtigsten Handelspartnern. In den kommenden Monaten könnte das steigende Leistungsbilanz- und Budgetdefizit die US-Valuta wieder schwächen.

Das Gold hat sich im stürmischen Herbst als sicherer Hafen erwiesen. Ob die Stärke nachhaltig sein wird, hängt von der Zinspolitik der USA ab. Wir bleiben auf diesem Niveau skeptisch.

Die Sorge um die globale Wirtschaft bekam auch der Ölmarkt zu spüren. Der Preis dürfte weiterhin unter Druck bleiben, denn der Markt stellt sich auf höhere Fördermengen in Saudi-Arabien und Russland ein.

*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Co-Founder und CEO von Descartes Finance, einem führenden Robo-Advisor in der Schweiz. Zudem hält er verschiedene Verwaltungsratsmandate. 

Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden


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