Was taugen synthetische ETF?

Sind swapbasierte ETF Teufelszeug? Zu den Risiken und Vorzügen synthetischer ETF-Produkte.

Text: Rino Borini

Noch vor gut zehn Jahren legten einige Anbieter praktisch nur synthetische Produkte auf. Infolge der Eurokrise geriet diese Replikationsform wegen des inhärenten Gegenparteirisikos in Verruf, Anleger wandten sich von swapbasierten ETF ab. Daraufhin setzten viele Anbieter verstärkt auf physisch replizierende ETF.

Ein Blick auf die erzielte Fünf-Jahres-Performance zeigt, dass swapbasierte ETF zu Unrecht abgestraft wurden. Synthetische ETF liegen in diesem Beispiel bei drei grossen Benchmark-Indizes – S&P 500, MSCI World und MSCI Emerging Markets – in den Top-5. Und das, obwohl die künstlich konstruierten Produkte meist teurer sind als ihre physischen Pendants.

Synthetische ETF

Will ein Anleger in synthetische ETF investieren, muss er sich des zusätzlichen Gegenparteienrisikos bewusst sein und dass ein solcher ETF nicht zwingend in die im Index enthaltenen Wertpapiere investiert.

Wichtig ist die Transparenz. Sprich: Wer ist der Swappartner? Wie sieht das Trägerportfolio aus? Wenn diese Fragen beantwortet werden können, sind mit synthetischen ETF per se keine Gefahren verbunden. Denn meist werden die Risiken mit Sicherheiten – etwa durch Hinterlegung von Staatsanleihen – abgefedert, teilweise sogar überbesichert. Auch physische ETF können Gegenparteirisiken bergen – und zwar dann, wenn der Anbieter Wertpapierleihe betreibt.

Hintergrund: Wie funktioniert ein synthetischer ETF?

Eine Stärke synthetischer ETF ist es, weniger effiziente Kapitalmärkte oder komplexe Anlageklassen investierbar zu machen. Zudem ermöglicht diese Replikationsart eine fast perfekte Indexabbildung, da der ETF-Anbieter über eine Investmentbank die volle Indexrendite einkauft. Anders als bei physischen ETF investiert ein swapbasierter ETF nicht zwingend in die zugrundeliegenden Indexbestandteile.

Der ETF investiert in einen Korb aus Wertpapieren, den sogenannten Substitute Basket oder auch das Trägerportfolio. Und die Rendite dieses alternativen Portfolios wird mittels einer Swaptransaktion getauscht. Dabei geht es um einen vertraglich definierten Austausch von Zahlungsströmen. Die Wertpapierentwicklung des ETF-Portfolios wird mit dem Kontrahenten – in der Regel eine Investment Bank – gegen die Rendite des Referenzindex getauscht. Die Indexreplikation wird somit an den Swap-Kontrahenten delegiert. Dafür bezahlt er eine Gebühr, die dem Fondsvermögen belastet wird.

Der Haken bei dieser Replikationsart liegt im Gegenparteirisiko, falls der Swap-Anbieter seine Verpflichtungen im Insolvenzfall nicht mehr erfüllen kann. Dieses Risiko ist jedoch auf maximal zehn Prozent des Fondsvermögens begrenzt. Inzwischen sichern die meisten Anbieter den Swap vollständig ab.


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