Wie die Liquidität bei ETF entsteht

ETF-Experten liefern in einer neunteiligen Serie wertvolle Tipps & Tricks im Umgang mit börsengehandelten Indexfonds. Im vierten Teil geht es um die Frage der Liquidität. Wie entsteht diese eigentlich?

Text: Frank Mohr, Head ETF Sales Trading bei Commerzbank AG

 

Um sinnvolle Aussagen über die Liquidität von ETF treffen zu können, muss man den Unterschied zwischen Sekundär- und Primärmarkt kennen. Auf dem Sekundärmarkt findet der Handel von ETF-Anteilen statt, die Preise werden von den Market Makern an den Handelsplätzen gestellt, den Börsen.

Für einen ETF-Anteil gibt es jeweils einen Geld- und einen Briefkurs, die Differenz ist der Spread. Je enger der Spread, desto einfacher lassen sich die ETF-Anteile handeln. Diese sekundäre Liquidität der ETF-Anteile hängt also vom Handelsvolumen und der Handelstiefe ab. Handelsvolumen meint die Anteile, die an einem bestimmten Tag gehandelt werden. Die Handelstiefe gibt an, wie viele Kauf- und Verkaufsaufträge für einen ETF im Orderbuch gelistet sind.

Kreieren von ETF-Anteilen

Nebst der Börsenliquidität gibt es die primäre Liquidität. Sie drückt aus, wie effizient es ist, ETF-Anteile über den sogenannten Creation-/Redemption-Prozess zu schaffen oder zu tilgen. Da ETF-Anteile stets einen Korb von unterliegenden Wertpapieren abbilden, wird ihre primäre Liquidität durch die Liquidität der unterliegenden Vermögenswerte bestimmt. Sowohl für eine Creation als auch eine Redemption kann sich der Market Maker mit dem ETF-Anbieter entweder auf eine sogenannte In-Kind-Transaktion oder auf eine Cash-Transaktion einigen.

Bei der In-Kind-Transaktion besorgt sich der Market Maker die dem ETF zugrundeliegenden Wertpapiere selbst und tauscht sie mit dem ETF-Anbieter gegen Anteile. Bei der Cash-Transaktion werden die ETF-Anteile gegen Cash eingetauscht. Die Transaktionskosten, die bei der Creation sowie der Redemption anfallen, müssen stets durch den Market Maker abgegolten werden.

Wertpapier-Liquidität ist zentral

Die Liquidität eines ETF besteht aus mehreren Ebenen. Die oberste bildet der sekundäre Markt mit dem Börsenhandel, eine weitere Ebene ist der Handel über den OTC-Markt. In Europa ist dieser Markt der bedeutendste, ungefähr 70 Prozent der ETF-Anteile werden so gehandelt. Diese beiden Ebenen können der sekundären Liquidität zugerechnet werden. Die unterste Ebene ist der Primärmarkt und repräsentiert die primäre Liquidität.


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Auch wenn es verschiedene Ebenen der Liquidität gibt, ist es wichtig zu verstehen: Ausschlaggebend ist die Liquidität des unterliegenden Marktes jener Vermögenswerte, welche die jeweiligen ETF-Anteile abbilden. Wer als Investor die Liquidität eines ETF beurteilen will, muss dafür stets die Liquidität des unterliegenden Marktes heranziehen.

Eine Beurteilung der Liquidität eines ETF ohne auf die Liquidität der ihm zugrundeliegenden Wertpapiere zu schauen, ist insofern unvollständig, als dass sie den eigentlichen Bestimmungsfaktor der ETF-Liquidität ausklammert. Zudem sollte man auf die Anzahl Market Maker achten, mit denen der ETF in Verbindung steht, da sie einen Einfluss auf die Grösse des Handelsvolumens und die Handelstiefe haben.

Ein liquider unterliegender Markt und eine grosse Anzahl Market Maker sorgen dafür, dass ein ETF geringe Handelsspannen aufweist. Für Investoren ist ein enger Spread die Voraussetzung dafür, gekaufte ETF-Anteile für möglichst geringe Kosten wieder verkaufen zu können.

*Frank Mohr, Head ETF Sales Trading bei Commerzbank AG

 


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Teil 1: Wie wähle ich den richtigen ETF?
Teil 2: Wie funktionieren Short- und Leverage-ETF?
Teil 3: Mit Faktor-ETF das Rendite-/Risiko-Profil optimieren
Teil 4: Wie die Liquidität bei ETF funktioniert
Teil 5: Portfolio-Allokation von ETF
Teil 6: Verantwortungsvolles Anlegen mit ETF
Teil 7: Die richtige Auftragserteilung ist zentral
Teil 8: Worauf beim ETF-Kauf zu achten ist
Teil 9: Steuern beeinflussen die Rendite von ETF und Indexfonds


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