«Willkommene Atempause für Obligationenmärkte»

Andrew Keirle, Portfoliomanager des T. Rowe Price Emerging Local Markets Bond Fund, über die Lockerung der Liquiditätsbestimmungen durch die Notenbanken und die positiven Auswirkungen auf marktneutrale Währungsstrategien.

Welchen Anteil haben Zentralbanken an der jüngsten Rallye und welche Auswirkungen hat dies für die Kreditmärkte?

Führende Zentralbanken haben ihre restriktive Geldpolitik zurückgefahren und damit eine Trendwende im Vergleich zum letzten Jahr, in dem mehrere Zinserhöhungen umgesetzt wurden, eingeleitet. Vor allem der Kurswechsel der US-Notenbank Federal Reservewar ein wesentlicher Treiber für die jüngste Rallye. Wenn die grossen Zentralbanken weiterhin so locker wirtschaften und den Märkten mehr Liquidität zur Verfügung gestellt wird, könnte sich auch das kurze Ende der Kurve in den meisten traditionellen Anleihemärkten gut entwickeln.

Welche Anlageklassen profitieren von dieser Entwicklung?

Hochentwickelte Länder, in denen Zinserhöhungen bereits eingepreist wurden, könnten besonders attraktiv sein, da diese Anhebungen möglicherweise auf unbestimmte Zeit zurückgedrängt werden könnten. Ein Beispiel ist Israel, wo das Wachstum nachgelassen hat und die Inflation auf das untere Ende der Zielerwartung der Zentralbank zurückgegangen ist.
Eine lockerere Haltung der Fed könnten für einige Märkte mit höheren Renditen sogar die Tür für Zinssenkungen öffnen. Indien hat dies bereits genutzt und es besteht die Möglichkeit, dass andere Länder – wie etwa Mexiko – folgen könnten.

Welchen Einfluss hat die expansivere Geldpolitik auf die Schwellenländer?

Die erste Welle an Zuflüssen ist in die Aktien- und Devisenmärkte der Schwellenländer gegangen. Von den lockereren Finanzkonditionen und einer erhöhten Risikobereitschaft könnten jetzt auch lokale Währungsanleihen profitieren. Aussichtsreich erscheinen auch Obligationen aus Frontier Markets, da sie vielversprechende Ertragsprofile bieten. Günstig bewertet sind derzeit beispielsweise indonesische und rumänische Lokalwährungsobligationen.

Wo sehen Sie aktuell Risiken?

Die Dynamik kann nur anhalten, wenn das Wachstum ausserhalb der USA – insbesondere in China und im Euroraum – längerfristig deutliche Anzeichen einer Verbesserung zeigt.

In den vergangenen zehn Jahren erwirtschafteten Zinseinkommen den grössten Teil der Renditen eines Portfolios aus Emerging Market-Anleihen. Zugleich entwickelten sich Währungen zur bedeutendsten Risikoquelle. Wie steuern Sie diese?

Da haben sie Recht. Entscheidend ist, die Währungspositionierung aktiv zu steuern und sich nicht passiv auf das Beta zu konzentrieren. Wer beispielsweise long war in einem Korb an EM-Währungen und short gegenüber dem US-Dollar hat aufgrund des stärkeren Dollars Performance verloren. Das Risiko lässt sich vor allem durch die Anwendung marktneutraler Währungsstrategien reduzieren, die zudem dazu beitragen, die Volatilität zu mindern. So konnte beispielsweise in 2017 eine Long-Position in der indischen Rupie mit dem britischen Pfund oder dem australischen Dollar gekoppelt werden, anstatt sie mit einer Short-Position in US-Dollar zu kombinieren. Auch haben wir in der Vergangenheit beispielsweise die spezifischen Vorteile rohstoffexportierender Länder genutzt, ohne ein übermässiges Exposure gegenüber den Rohstoffpreisen einzugehen

 


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