«Zocken» mit ETF

Die Meinungen über Sinn oder Unsinn von Short- und Leveraged-ETF sind zweigeteilt. Sicher ist, dass sich diese Produkte nur für den Profi eignen.

Text: Rino Borini

Tradingorientierte Anleger versuchen oft, mit Hebeleffekten von einer kurzfristigen Markterwartung über steigende oder sinkende Kursbewegungen zu profitieren. Dazu setzen sie vielfach Derivate ein: Optionen, Futures oder strukturierte Produkte. Im Börsensegment der Strukis sind Spekulationsprodukte die Umsatzspitzenreiter. Jedoch bergen die Produkte auch  Risiken. Hauptgründe für einen allfälligen Schiffbruch sind der Zeitwertverfall oder eine falsche Erwartungshaltung bezüglich der Volatilität. Aus diesem Grund sind in den  vergangenen Jahren zunehmend vereinfachte Strukturen wie Faktorzertifikate oder Mini-Futures entstanden. Diese versuchen, einen Kursverlauf mit Hebeln möglichst exakt abzubilden, ohne Volatilitäseinflüsse.

Spekulationen können Anleger aber ebenso mit börsengehandelte Indexfonds umsetzen. Die Short- beziehungsweise Leveraged-ETF sind mit einem Hebel ausgestattet. Bei Short-ETF  führt die negative Kursentwicklung eines Indizes zu einem Wertzuwachs – ein Anleger spekuliert also auf eine Baisse. Bei Leveraged- Indexfonds kommt ein Hebel zum Einsatz, was zu einer allfälligen überproportionalen Wertsteigerung führt.

Geeignet sind die Produkte besonders für einen tradingorientierte Investoren, denn diese Art von Indexfonds verlangt eine klare Markterwartung, wesentlich mehr Verständnis von der Sache und eine andauernde Zuwendung. Diese Strategie-ETF profitieren von den gleichen Attributen wie klassische  börsengehandelte Indexfonds: sie sind einfach handelbar, verfügen über ein transparentes Indexkonzept und sind kostengünstig.

Nur für Profis geeignet

Ein besonderes Augenmerk gilt es  jedoch auf das Indexkonzept zu richten. Denn ganz so einfach ist es eben doch nicht. Grund für die Komplexität ist, dass die Produkte die Wertentwicklung des Referenzindex auf Tagesbasis,  multipliziert mit dem jeweiligen Hebel abbilden. Herangezogen wird jeweils die prozentuale Differenz zur letzten Notierung. Dies kann dazu führen, dass beispielsweise ein Short-ETF Verluste macht, obwohl der Index über einen längeren Zeitraum nachgibt. Das bedeutet: Es ist mathematisch nahezu sicher, dass diese ETF eine Rendite  erhalten, die nicht dem Doppelten des Index entspricht.

Faktisch steigt die Wahrscheinlichkeit also, dass ein Anleger weniger als das Doppelte der Rendite erzielt, je länger er einen solchen Indexfonds im Depot hält. Damit wird klar: Diese ETF sind einerseits nur für Profis und andererseits nur für kurzfristige Spekulationen geeignet. Die Grundvoraussetzung, dass eine solche  Strategie aufgehen kann, liegt in einer ausgesprochen starken Prognosefähigkeit, die börsentäglich überprüft werden muss. Unter dem Strich sind diese aggressiven Produkte für langfristige  Anlagen überhaupt nicht interessant, aber für kurzfristiges Handeln eignen sich diese ETF durchaus.


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