Mit Faktor-ETF das Risikoexposure verändern

Die Zahl der Faktor-ETF wächst kontinuierlich, dabei wenden die Anbieter unterschiedliche Strategien an. Jacques-Etienne Doerr, Managing Officer bei Vanguard Investments Switzerland, zeigt die Unterschiede des aktiven Ansatzes von Vanguard auf.

Text: Barbara Kalhammer

Die neuen Faktor-ETF von Vanguard sind an der SIX in einem eigenen Segment gelistet. Worin besteht der Unterschied zu Smart-Beta-ETF und anderen Faktor-ETF?

Smart Beta ist kein Ersatz für das marktkapitalisierungsgewichtete Beta. Smart Beta ist ein regelbasierter, aktiver Investmentansatz. Wir haben uns für eine aktive- Philosophie bei der Verwaltung unserer Fonds entschieden. Wir verwenden quantitative Modelle für die Titelauswahl, um in der Portfoliokonstruktion das gewünschte Faktorexposure zu erzielen. Viele andere Faktor-ETF folgen dagegen einem Index. Faktor-ETF bieten eine kostengünstige Alternative zu den übrigen aktiven Strategien, die vergleichbare Ansätze einsetzen, um eine Outperformance zu erzielen.

Wie sieht dieses aktive Management der ETF genau aus?

Wir verwenden einen regelbasierten Prozess, um die spezifischen Faktoren anzusteuern. Im Rahmen der Portfoliokonstruktion behalten die Portfoliomanager einen gewissen Freiraum beim Handeln einzelner Anlagen. Dabei versuchen die Portfoliomanager zwei Ziele gleichzeitig zu erreichen: die Transaktionskosten zu senken, während sie gleichzeitig das angestrebte Faktorexposure aufrechterhalten. Je nach Marktsituation kann das heissen, dass die Portfoliomanager seltener oder häufiger handeln – immer abhängig von einer Kosten-Nutzen-Analyse. Die zusätzlichen Handelskosten werden dem Nutzen eines zielgerichteten Faktorexposures gegenübergestellt.

Welche Überlegungen sollten sich Anleger bei einem solchen Investment machen?

Anleger sollten die aktive Anlageentscheidung auf der Grundlage von drei Überlegungen machen. Sie sollten angemessene Erwartungen hinsichtlich der Abweichung zum Marktindex, der potenziellen Outperformance beziehungsweise der Risiko-reduktion und der Gesamtkosten der Strategie bilden. Anleger sollen sich auch mit der eigenen Toleranz im Umgang mit den inhärenten Unsicherheiten aktiver Strategien auseinandersetzen. Outperformance ist mit aktivem Management zwar möglich, aber nicht garantiert.

Was sind die Vorteile aktiver ETF gegenüber anderen aktiven Vehikeln?

Verglichen mit traditionelleren Formen des aktiven Managements bieten unsere Faktor-ETF dem Anleger eine höhere Transparenz und bessere Kontrolle. Zudem sind sie deutlich günstiger.

Wie hoch sind die Transaktionskosten?

Alle unsere Faktor-ETF weisen eine Gesamtkostenquote von 0,22 Prozent auf. Die Handelskosten in den ETF dürften sich zwischen den einzelnen Produkten unterscheiden. Portfolioveränderungen werden in Faktor-ETF aber häufiger vorkommen als in den bekannten marktkapitalisierungsgewichteten ETF.

Wie werden die Produkte sinnvoll eingesetzt?

Faktorprodukte können verwendet werden, um das Risikoexposure im Portfolio zu verändern oder um gegenüber dem Referenz-index eine Outperformance zu erzielen. Minimum-Volatility-Produkte werden im Allgemeinen eingesetzt, um die gesamte Portfoliovolatilität zu reduzieren und eine- höhere risikoadjustierte Rendite zu erzielen. Value, Momentum und Liquidity-Produkte werden oft verwendet, um eine höhere effektive Rendite als der Markt zu erreichen.


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