Single-Faktor versus Multi-Faktor

Obwohl der Begriff Smart Beta ziemlich marktreisserisch klingt, haben sich die Strategien bewährt. In Zukunft könnten sie noch mehr Faktoren berücksichtigen.

Text: Rino Borini

Dass Smart-Beta-Produkte auf der Beliebtheitsskala der Anleger weit oben stehen, ist inzwischen bekannt und spiegelt sich in den Nettozuflüssen wieder. Der Ursprung solcher Indexstrategien liegt bei einfachen Dividendenstrategien. In den letzten zwei Jahren haben sich aber viele weitere Strategien etabliert, etwa Minimum-Volatilität, sehr beliebt sind inzwischen Multi-Faktor-Konzepte.

Doch was genau verbirgt sich hinter einem Multi-Faktor-Produkt? Beginnen wir bei einem einfachen Faktor-ETF. Dieser setzt sich aus zwei Bausteinen zusammen. Zuerst wird ein Faktor, beispielsweise Size oder Value, bestimmt, welchem der ETF ausgesetzt sein soll. Gleichzeitig wird die Gewichtungsmethode definiert. Das kann über minimale Volatilität bis hin zur Maximierung der Sharpe Ratio sein. Diese beiden Elemente ergeben dann einen Smart-Beta-Index. Bei einem Index, der nur einen Faktor berücksichtigt, besteht die Gefahr, dass sich die Zyklen der verschiedenen Faktoren unterscheiden, diese also zu unterschiedlichen Marktphasen ihre jeweilige Outperformance erzielen.

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Bei einem Multi-Faktor-ETF werden nun mehrere Faktoren vereint. Das ist von Vorteil, da man ex ante nicht wissen kann, welche Faktoren am besten funktionieren. Um eine Glättung der Performance zu erzielen, kann eine Kombination der Strategien durchaus sinnvoll sein. Dadurch kann in einem gemeinsamen Index der Tracking Error des Gesamtportfolios reduziert werden.

Neben der Performance ergeben sich weitere Vorteile einer gleichzeitigen Berücksichtigung der vier Faktoren in einem gemeinsamen Index. Die einzelnen Strategien müssen regelmässig rebalanced werden, das generiert Kosten. Werden nun mehrere Strategien in einen Index verpackt, können die Transaktionen bei Wiederherstellung der ursprünglichen Gewichtung aufsummiert und nur die Netto-Aufträge ausgeführt werden. So können die Transaktionskosten innerhalb des Fonds gesenkt werden.

Noch ist die Auswahl an Multi-Strategien spärlich. Die grössten Produkte stammen von Source und verwalten ein beachtliches Vermögen. Der Source Goldman Sachs Equity Factor Europe ETF kommt auf 268 Millionen Dollar, sein Pendant auf den Weltaktienmarkt auf 610 Millionen. In naher Zukunft sollten in der Schweiz auch erste Mulit-Asset-ETF zum Handel zugelassen werden.


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