«Smarte» Obligationen-Indizes

Bislang fand der Begriff Smart Beta vor allem in der Welt der Aktienindizes Verwendung. Nun kommt auch bei Obligationen Bewegung in den Markt. Denn auch sie bedienen sich vermehrt alternativer Gewichtungen.

Text: Barbara Kalhammer

Mit Smart Beta hat die ETF-Welt ein neues Wachstumsfeld kreiert. Zusehends kommen Produkte auf den Markt, die beispielsweise eine geringere Volatilität aufweisen oder alle Werte gleich gewichten. Zurückzuführen ist der Trend auf das Manko von Aktienindizes, die Bausteine nach Marktkapitalisierung zu gewichten und damit Unternehmen mit hohem Börsenwert mehr Bedeutung zuzumessen. Diese Problematik besteht sowohl bei Aktien- wie auch bei Obligationenindizes, wo die grössten Schuldner das grösste Gewicht erhalten. Doch ein grosser Schuldner ist nicht automatisch ein guter Schuldner. Wenn die Zinsen irgendwann wieder steigen werden, würden hochverschuldete Emittenten darunter leiden.

Wie bei Aktien-ETF könnten alternative Gewichtungsmethoden auch bei Obligationenprodukten an Bedeutung gewinnen. Den Weg haben Pimco und Source geebnet, indem sie Staatsanleihen-Indizes auf den Markt gebracht haben, deren Bestandteile nach der Grösse des Bruttoinlandprodukts gewichtet werden. Ein Beispiel dafür ist der Pimco EM Advantage Local Bond Index Source ETF. Seit Ende 2014 wird das Angebot durch kurzlaufende Unternehmensanleihen ergänzt. Beim Pimco Low Duration Euro Corporate Bond Source UCITS ETF liegt der Fokus auf Laufzeiten von weniger als fünf Jahren, dabei ist die Duration des Gesamt-Portfolios auf ein Spektrum von vier bis zu weniger als einem Jahr beschränkt. So sollen gezielt Marktchancen genutzt werden.

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Nun betritt mit Lombard Odier ein weiterer Anbieter das Parkett. Zusammen mit ETF Securities hat die Genfer Privatbank Anleihen-ETF lanciert, die nach dem Smart-Beta-Prinzip aufgebaut sind. Dazu zählt beispielsweise der ETFS Lombard Odier IM Euro Corporate Bond Fundamental GO UCITS ETF. Wie der Name bereits andeutet, erfolgt die Gewichtung nach Fundamentaldaten. Die Kreditwürdigkeit wird anhand folgender Kriterien bewertet: Höhe der Umsätze, Bonität, Kapitalfluss, EBITDA-Wachstum und – bei Unternehmen aus der Finanzbranche – die Qualität der Vermögensgegenstände in der Bilanz.

Bei Staaten sind die relevanten Kriterien Grösse, Staatsverschuldung, Höhe der Steuereinnahmen sowie soziale und politische Stabilität. Für Anleger sicherlich eine spannende Alternative, weil sie gezielter auf die aktuelle wirtschaftliche Lage abzielen und eine bessere Diversifikation bieten. Der Nachteil solcher Konstrukte bleibt, dass die Transaktionskosten durch häufige Anpassungen steigen können und das umfangreiche Regelwerk erst einmal verstanden werden muss


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