Kolumne
Ali Masarwah  ist Chefredaktor DACH bei Morningstar

Aktiv oder Passiv?

Warum die Debatte zwischen aktiven und passiven Anlegern wenig sinnvoll ist.

Die Frage «Aktiv versus Passiv» wird unter Investoren seit langer Zeit kontrovers diskutiert. Aktuell befinden sich Indexfonds im Aufwind. Die imaginäre Skala von 0 (totale ETF-Verweigerer) bis 100 (ETF-Fans) neigt sich immer stärker letzterem zu. Und die Debatte spiegelt die Wirklichkeit der Anlagewelt wider: Inzwischen machen Indexfonds mehr als 25 Prozent des in Aktienfonds investierten Vermögens in Europa aus. Tendenz steigend. Bei Obligationen ist es (noch) nicht so weit. Hier machen Indexfonds 12,5 Prozent des Marktes aus. Tendenz stark steigend.

Immer mehr Anleger und Berater blicken auf die Headline-Zahlen – die bescheidene Erfolgsquote aktiv verwalteter Fonds. Galten früher Outperformer-Quoten von rund einem Drittel der aktiv verwalteten Fonds als typisch (und somit hinnehmbar), zeigt sich heute in der Praxis, dass die Erfolgsquote in vielen Fondskategorien deutlich tiefer ist. Wir haben die Bilanz aktiv verwalteter Fonds in 15 Fondskategorien im deutschsprachigen Raum langfristig untersucht und dabei den sogenannten Survivorship-Bias herausgerechnet. Die Erfolgsquote von Aktien- und Obligationenfonds gegenüber passiven Fonds am Markt lag im Schnitt bei 20 beziehungsweise 19 Prozent. Besonders schwach schnitten aktiv verwaltete USA-Aktienfonds mit einer Erfolgsquote von sechs Prozent ab. In der Kategorie der globalen Obligationenfonds waren aktiv verwaltete Fonds noch am erfolgreichsten. Bevor Anleger frustriert die Flinte ins Korn werfen und sich vorbehaltlos den Index-Trackern zuwenden, bietet es sich an, den Fondsmarkt aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Wir haben die Unterschiede zwischen der Erfolgsbilanz der teuersten und der günstigsten aktiv verwalteten Fonds der erwähnten 15 Kategorien ermittelt.

Diese Sicht auf den Markt ergibt eine erstaunliche Diskrepanz. Sie bestätigt das Morningstar-Mantra, wonach Gebühren ein entscheidender Faktor sind, wenn es um die Ermittlung von Erfolgschancen geht. In den vergangenen zehn Jahren haben die teuersten Fonds in jeder Kategorie eine deutlich schlechtere Performance vorzuweisen als die günstigsten Fonds. Besonders eklatant ist das Beispiel bei Deutschland-Aktienfonds. Hier haben 90 Prozent der günstigsten aktiv verwalteten Fonds das Composite der Indexfonds übertroffen. Bei den teuren Fonds lag die Quote nur bei 33 Prozent. In der Kategorie «Aktien Schweiz» liegt die Outperformance-Quote der günstigsten Fonds bei 64 Prozent. Die Gruppe der teuersten hatte dagegen nur eine Quote von 14 Prozent. Bei USA-Aktienfonds ist die Diskrepanz noch grösser: Kein einziger Fonds unter den teuren Produkten hat die passiven Fondskonkurrenten übertroffen. Immerhin hat gut ein Drittel der günstigsten USA-Fonds vergleichbare Indexfonds outperformt.

Halten wir fest, dass die Debatte «Aktiv oder Passiv?» das Ergebnis der unterschiedlichen Kostenstrukturen von Fonds ist und somit keinesfalls die Ausgangsfrage der laufenden Debatte sein sollte. Die grundlegende Frage wäre vielmehr «teuer oder günstig?». Daraus lässt sich die These ableiten, dass die Outperformance von Indexfonds nicht auf deren Überlegenheit per se zurückgeht, sondern darauf, dass sie günstiger sind als die allermeisten aktiv verwalteten Fonds. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Anleger bessere Aussichten haben, wenn sie auf günstige aktive Fonds setzen.


sentifi.com

Top 10 meistdiskutierte Werte



Kommentar schreiben

  • (will not be published)