Billig allein reicht nicht

Die Total Expense Ratio allein reicht als Selektionskriterium nicht. Die Abbildungsgüte bleibt nach wie vor zentral.

Text: Rino Borini

Der Grundtenor der Analysten lautet: Europa hat die Talsohle erreicht, ergo ist ein stärkeres Konjunkturwachstum zu erwarten. Die Bewertungen für europäische Aktien sind darum günstig, die Titel somit attraktiv. Investoren, die sich aus diesen Gründen nun ein Engagement in den europäischen Aktienmarkt überlegen, entscheiden sich oft für den bekanntesten Index im Euroraum, den Euro Stoxx 50. Dieses Barometer bildet die 50 grössten Unternehmen aus dem Euroraum ab und ist einer der liquidesten Indizes in Europa. Doch wie ein Blick auf das hiesige Börsentableau zeigt, haben Anleger die Wahl aus 18 verschiedenen ETF, die den Euro Stoxx 50 abbilden.

Eine grosse Produktvielfalt ist nicht schlecht, hat jedoch ihre Tücken. Der Selektionsprozess wird so schnell zu einer Herkules-aufgabe. Nach dem Indexentscheid gilt es, die Abbildungsmethode zu klären: Wenn ein Anleger keine synthetische Replikation will, fallen bereits die ersten Produkte aus dem Rennen. Dabei fällt auch ein ETF aus der Liste, der eine Total Expense Ratio (TER) von 0 Prozent ausweist. Dies ist kein Druckfehler, der sich bei der Deutschen Bank eingeschlichen hätte: Diesen ETF gibt es tatsächlich sozusagen «gratis».

Entscheidend ist ein kleiner Tracking Error

Doch wie bereits in der Ausgabe März 2013 beschrieben, muss Geiz nicht immer geil sein. Eine ausschliessliche Betrachtung der Kosten ist kein Gütesiegel und sagt nichts über die Abbildungsqualität des Produktes aus. Schliesslich ist das Endziel eines Index-Investors, ein möglichst präzises Tracking des Index zu erhalten. Die Entwicklung des Nettoinventarwerts, in Relation zum Index, ist hier ein effektiveres Mittel. Zweifelsfrei bildet der ETF der Deutschen Bank den Index nahezu perfekt ab, aber Vergleiche mit anderen ETF zeigen Renditeunterschiede auf.

Bezüglich Volumen ist der von Lyxor Asset Management angebotene ETF mit 4,3 Milliarden Euro nach wie vor der Grösste -unter seinesgleichen. Seine TER beträgt 0,2 Prozent – er kostet also verständlicherweise etwas. Er bildet den Index, gemäss den unabhängigen Daten von etfinfo.com, besser ab, obwohl dieser eine Verwaltungsgebühr aufweist: Auf eine Einjahresperiode rentierte das Lyxor-Produkt mit 7 Basispunkten besser.

Auch der viel kleinere Indexfonds der UBS muss eine Gegenüberstellung nicht scheuen: Die jährlichen Kosten belaufen sich bei dem Produkt auf 0,15 Prozent, auf Sicht von zwölf Monaten konnte er sogar den Lyxor-ETF leicht schlagen. Über eine Periode von fünf Jahren schneidet das Deutsche-Bank-Produkt deutlich besser ab als die beiden anderen erwähnten ETF. Das Fazit lautet also: Tatsächlich lohnt sich die genaue Analyse, denn auch kleine Differenzen führen mit der Zeit zu Renditeunterschieden von bis zu 1,15 Prozent.


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