Der ewige Streit

ETF und ihre Kritiker – eine Schlacht, die sich wohl ewig fortsetzen wird.

Text: Pascal Hügli

Der Bullenmarkt der vergangenen Jahre hat das Wachstum der ETF-Branche regelrecht befeuert. Doch der turbulente Oktober dieses Jahres – wortspielerisch auch «Oktobär» genannt – hat einmal mehr die Kritiker auf den Plan gerufen. Deren immer wiederkehrender Warnruf: Den passiven Produkten würde ihr blaues Wunder noch bevorstehen. So hätte der ETF-Markt vor der Finanzmarktkrise von 2008 och kaum jene Bedeutung gehabt, die ihm heute zukommt. Von einer erneuten Misere an den Finanzmärkten würden ETF also viel stärker in Mitleidenschaft gezogen als noch vor zehn Jahren. Problematisch sei insbesondere, dass ETF-Produkte generell eine höhere Marktliquidität vorgaukeln würden, als im Falle einer Krise effektiv vorhanden wäre.

Einige Investoren haben ihren kritischen Worten daher Taten folgen lassen und jünst gegen ETF auf Unternehmensaneleihen Position bezogen. Als Leerverkäufer dieser ETF-Produkte erwarten sie, dass die steigenden Zinsen stark fremdfinanzierten Unternehmen das Genick brechen werden und deren Zahlungsausfälle daher zu Turbulenzen bei den ETF führen werden.

Es gibt aber auch Finanzexperten, die diese Wette für sehr gewagt halten. So geben diese zwar zu, dass, wenn bei den Unternehmensanleihen tatsächlich eine Blase platzen sollte, die ETF davon negativ tangiert würden. Ihre Erwartung ist jedoch, dass ETF weniger Schaden nehmen als Anlagefonds oder Einzelaktien. Denn ETF hätten den Vorteil eines Sekundärmarktes, der Investoren zusätzliche Liquidität biete, ohne die zugrundeliegenden Unternehmenspapiere handeln zu müssen. Gleichzeitig dürfte der Sekundärmarkt einen Preisfindungsprozess liefern, wenn der Primärmarkt temporär stillgelegt ist, argumentieren sie.

Auch wenn es also Gründe gibt, für ETF nicht nur schwarz zu sehen, stellen jene Finanzexperten fest: Werden die ETF den Anlegern immer wieder als tickende Zeitbombe verkauft, könnte diese im Stile einer selbsterfüllenden Prophezeiung dereinst doch noch hochgehen.


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