Der Monat der Rekordhochs

Die Börsenrally hat sich im neuen Jahr fortgesetzt. Ein Grund für die positive Stimmung ist die gute Wirtschaftslage weltweit. Wie geht es weiter an den Finanzmärkten?

Text: Adriano B. Lucatelli

Das neue Börsenjahr fing ebenso vielversprechend an, wie das alte geendet hatte – alle wichtigen Indizes kletterten auf neue Höchststände. Es scheint im Augenblick nichts zu geben, das die Investoren beunruhigt. Nicht einmal der kurze «Government Shutdown» in den USA vom 20. bis 22. Januar vermochte die gute Stimmung zu trüben. Man kann sich fragen, ob sich gegenwärtig an den Märkten allzu grosse Sorglosigkeit verbreitet und ob man sich wegen der hohen Vermögenspreise Sorgen machen muss. Wir denken, dass dies zumindest jetzt noch nicht der Fall ist.

Die Konjunkturindikatoren deuten auf einen unverminderten Wirtschaftsaufschwung hin, und viele Firmen sind in ausgezeichneter Verfassung. Es ist zu erwarten, dass sie weiterhin gute Resultate liefern und attraktive Dividendenrenditen erzielen werden. Es lohnt sich also weiterhin, in den Aktienmärkten investiert zu sein – nicht zuletzt auch deshalb, weil es an überzeugenden Alternativen fehlt. Selbst das erwartete Ansteigen des «Angstbarometers» VIX auf 20 oder eine zwischenzeitliche Korrektur von 5 Prozent sollte die Börsenlokomotive nicht aus dem Gleis werfen.

Bei den Obligationenmärkten hat die Korrektur noch immer nicht richtig eingesetzt, obschon sich der seit 35 Jahren andauernde Bullenmarkt in der Endphase befindet und bei den Schweizer Unternehmensanleihen die Luft draussen ist. Gründe dafür liegen in den immer noch geringen Gefahren, die die zunehmend überhitzte Weltwirtschaft und die hohe Inflation mit sich bringen. Wir warnen aber weiterhin vor einem zu starken Engagement in festverzinslichen Papieren. Es steht ausser Zweifel, dass Neuemissionen mit niedrigen Coupons auf lange Sicht ihre Risiken nicht wert sind.

Entgegen unseren Erwartungen tauchte der US-Dollar gegenüber den wichtigsten Handelswährungen. Offenbar sind die US-Zinserhöhungen bereits eingepreist. Vor diesem Hintergrund dürfte der Greenback weiterhin zur Schwäche neigen – was der Europäischen Zentralbank natürlich überhaupt nicht in den Kram passt, weil die Dollar-Abwertung die Inflationsdynamik im Euroraum dämpft und so eine rasche Zinsnormalisierung verhindert.

Gold hat seinen Aufwärtstrend fortgesetzt. Wir erwarten aber, dass es nach dem jüngsten Kursanstieg vermehrt zu Gewinnmitnahmen kommen dürfte, weshalb wir für die kommenden Wochen von etwas schwächeren Preisen ausgehen.

Der Erdölpreis zum US-Dollar hat in den letzten Tagen aufgrund der boomenden Weltwirtschaft und des Kälteeinbruchs in Nordamerika kräftig zugelegt. Geht der Anstieg weiter? Wohl kaum. Erdöl wird sich in den kommenden Wochen wieder in der Handelsspanne zwischen 60 und 65 US-Dollars bewegen.

 

*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Co-Founder und CEO von Descartes Finance, einem führenden Robo-Advisor in der Schweiz. Zudem hält er verschiedene Verwaltungsratsmandate und ist Dozent an der Universität Zürich. 

Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.


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