Die fünf grössten Anlegerfehler mit ETF

«Investing is simple but not easy» sagte der weltbekannte Investor Warren Buffett. Das gilt ebenso für ETF-Investments. Auf den ersten Blick scheinen die Vehikel «easy» zu sein. Doch welchen ETF soll man nun nehmen? Das ist für viele Anleger nicht so simpel.

ETF haben auch im letzten Jahr wieder Rekordvolumen generiert. Immer mehr Anleger erkennen die Einfachheit dieser effizienten Indexvehikel und insbesondere auch die günstige Kostenstruktur dieser Hüllen, die einen ganzen Wertpapiermarkt abdecken. Dennoch machen immer wieder Anleger bei der Auswahl Fehler. Die fünf grössten Anlegerfehler:

1 Falsche Indexwahl

Bevor sich ein Anleger an die ETF-Selektion wagt, muss er sich Gedanken machen, in welche Märkte er investieren möchte. In einem nächsten Schritt gilt es den passenden Index zu identifizieren der den Markt umfassend abbildet und dem Rendite-/Risiko-Profil des Anlegers entspricht. Ein guter Index ist transparent und Anleger können jederzeit auf das Regelwerk zugreifen. Was ist ein Index eigentlich, das wird hier erklärt.

Wichtig ist die Indexzusammensetzung genauer unter die Lupe zu nehmen. Beispielsweise MSCI World. Glaubt man seinem Namen, dann würde dieser Index die ganze Welt in sich vereinen. Doch weit gefehlt. Denn obwohl im Index über 1600 verschiedene Aktien aus 24 Ländern vertreten sind, entfällt fast 70% der Gewichtung auf US-Aktien und die aufstrebenden Nationen fehlen, dasselbe gilt für die Titel kleinerer Unternehmen (Small Caps). Um wirklich global zu diversifizieren, kommen Anleger somit nicht um den MSCI Emerging Markets herum. Der MSCI ACWI Index hingegen berücksichtigt Small- und Mid-Cap-Aktien und ebenso auch Unternehmen aus Schwellenländer.

Ein weiteres bekanntes Bespiel für einen wenig gut diversifizierten Index ist der Schweizer Leitindex SMI. 50% der Indexrendite wird durch die drei bekannten Grossunternehmen Nestlé, Roche und Novartis bestimmt. Das führt dazu, dass dieses Barometer somit eine starke Abhängigkeit der Pharmawerte hat, rund 40% des gesamten Index machen Titel aus dem Gesundheitswesen aus. Die bessere Alternative wäre der SPI Index.

Tipp: Vor einem Entscheid verschiedene Indizes auf deren Zusammensetzung prüfen. Ebenso wie der Index berechnet wird: Fliessen Erträge wie Dividenden und Zinsen in die Berechnung ein oder nicht. 

2 Bei ETF auf Grösse setzen

Viele ETF-Anleger lassen sich von der Grösse (verwaltetes Vermögen) beeinflussen. Doch die Höhe der investierten Volumen alleine sind noch kein Qualitätssiegel. Es gibt verschiedene Gründe, warum ein volumenmässig grosser ETF nicht der Beste sein muss. Auf der einen Seite kommen immer wieder neue Anbieter auf den Markt und die müssen erstmals Gelder einsammeln, andererseits bauen etablierte Anbieter laufend ihre Produktpalette aus und somit sind Neulancierungen zu Beginn die Volumen noch gering.

Tipp: Bei der Suche nach dem richtigen ETF kann die Grösse ein Indiz für einen attraktiven ETF sein, doch es sollte lediglich ein Indiz bleiben. Für die Suche und Analyse gibt es inzwischen sehr gute Suchfunktionen, beispielsweise die von JustETF.

3 Auf den billigsten setzen

Ein Hauptvorteil bei ETF sind die tiefen Kosten. Grundsätzlich macht ein Anleger keinen Fehler, wenn er auf die günstigsten setzt. Doch nur den Kostenfaktor allein sollte noch kein Kaufargument sein. Es lohnt sich ein Vergleich zwischen der vergangenen Renditeentwicklung des Index und des zugrundeliegenden ETF zu ziehen. Ein guter ETF repliziert möglichst exakt – nach Kosten – die Indexrendite ab.

Um die Qualität der Indexabbildung zu beurteilen, ist ein Vergleich der historischen Renditen also zielführender. Konkret kann ein  Anleger einen börsengehandelten Indexfonds aufgrund der kumulierten relativen Performance gegenüber dem Referenzindex vergleichen. Solche Berechnungen basieren auf dem täglich berechneten und  verfügbaren Nettoinventarwert (NAV). Dieser beinhaltet sämtliche Kosten, die bei der ETF-Replikation anfallen. Ebenso sind im NAV-Dividendeneinkommen oder allfällige Erträge aus der Wertpapierleihe enthalten. Der NAV zeigt also die Wahrheit.

Tipp: Bei der ETF Analyse die Daten des NAV mit den Indexrenditen vergleichen. Die meisten Anbieter bieten auch die Möglichkeit an, die ETF NAV Daten in ein Excel zu importieren. Und die Suchfunktion von JustETF nutzt ebenso in ihren Analysen die NAV-Werte. 

4 Verheissungsvollen Anlagethemen nachrennen

Metaverse, Blockchain, Cannabis, erneuerbare Engerie et cetera. Inzwischen ist fast jedes verheissungsvolle Anlagethema mittels ETF investierbar. Das Problem dabei: Themenfonds können für kurz- bis mittelfristige Portfoliooptimierungen durchaus sinnvoll sein. Doch renditetechnisch schneiden die meisten Vehikel langfristig schlecht ab. Das bedeutet: Taktisch – beispielsweise in einem Core-/Satellite-Portofolioansatz können Themen-ETF als Satellite durchaus für Renditepunkte sorgen, doch für ein Core-Investment sind die meisten Themen-ETF weniger geeignet.

Doch ein Hauptproblem besteht, dass Anleger – meist ungewollt – dadurch auch ein Klumpenrisiko aufbauen. Das gilt vor allem für den Bereich, der am häufigsten aufgegriffen wird und die Hälfte der Themenfonds-Investitionen ausmacht: Technologie. Dieser Sektor ist in den wichtigen Leitindizes in der Regel bereits massiv vertreten, so etwa im US-Leitindex S&P 500. Wer bereits in die breiten Indizes investiert ist, verringert mit einem Technologiefonds die Diversifikation seines Portfolios.

Tipp: Bei einem Engagement in Themen unbedingt die Indexzusammensetzung analysieren und überprüfen, ob nicht allfällige Klumpenrisiken entstehen. Zudem sind Themen-ETF nicht für eine «Buy and hold»-Strategie geeignet. Eine regelmässige Überprüfung über die Aussichten des gewählten Themas lohnt sich, gegebenenfalls sollte man mutig auch aussteigen.

5 Home Bias

Der Home Bias, also die Neigung in den heimischen Aktienmarkt zu investieren, ist nach wie vor bei den meisten Anlegern äusserst ausgeprägt. Das resultiert erneut in einer verminderten Diversifikation und damit gegebenenfalls in Renditeeinbussen. Anleger sollten ihr ganzes finanzielles Engagement langfristig betrachten, dazu gehört beispielsweise auch die berufliche Vorsorge.

Denn auch bei Schweizer Pensionskassen ist ein ausgeprägter Home Bias zu beobachten: Diese Vorsorgeeinrichtungen investieren deutlich mehr in einheimische Anlagen, als dies theoretisch angezeigt wäre. Der durchschnittliche Anteil an Vermögenswerten (Anleihen CHF, Aktien Schweiz, Hypotheken, Immobilien) am Gesamtengagement beträgt knapp 50 Prozent, wie der Pensionskassen-Performance Bericht der UBS zeigt.

Tipp: Anleger sollten ihre ganzen finanziellen Verpflichtungen analysieren, dazu gehören: mögliches Eigenheim, Vorsorgevermögen und eben auch das freie Vermögen, das individuell investiert wird. Dabei gilt es zu achten, dass über das ganze Vermögen eine international-orientierte Diversifikation erreicht wird.


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