Einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen

Die Aktienmärkte notieren auf Rekordständen. Trotz politischen Unsicherheiten dürften Dividendenpapiere auch in der zweiten Jahreshälfte weiter zulegen. Die Federal Reserve könnte dabei helfen.

Text: Adriano B. Lucatelli*

Befürchtungen, dass die US-Wirtschaft ins Stottern geraten oder in eine Rezession abgleiten könnte, haben die US-Notenbank dazu veranlasst, vorerst weitere Zinsschritte auszusetzen. Wir gehen davon aus, dass die Fed im Juli die Zinsen gar senken könnte, und auch die EZB wird wohl wegen der schwächelnden Wirtschaft in Europa die Zinszügel wieder etwas lockern.

Das fundamentale Umfeld für Aktien bleibt somit trotz politischer Unsicherheiten positiv, denn die erwartete Kehrtwende bei der Geldpolitik dürfte eine starke Kurskorrektur nach unten vorerst abwenden und den Aktien auch in der zweiten Jahreshälfte Kursavancen bescheren. Das dürfte Goldlöckchen erfreuen: Die Wirtschaft läuft nicht so schnell, dass eine Überhitzung droht, aber auch nicht so langsam, dass Rezessionsängste berechtigt wären.

Angesichts des sich abzeichnenden Endes der Zinsnormalisierung werden Obligationen erneut unattraktiv. Eine Alternative böten Investitionen in Anleihen mit niedriger Bonität (z. B. Hedgefonds) oder Fremdwährungsobligationen, die wir jedoch beide nicht empfehlen.

Der US-Dollar musste Federn lassen, was nicht zuletzt auf Zinsspekulationen zurückzuführen ist. Auch wenn es tatsächlich zum vermuteten Zinsschritt nach unten kommen sollte, bleibt die Zinsdifferenz zu den wichtigsten Währungen weiterhin gross, und ein weiterer Rücksetzer dürfte kaum folgen. Der Schweizer Franken steigt weiterhin, weil die globalen Investoren in sichere Vermögenswerte flüchten. Dies wird sich in den kommenden Wochen kaum ändern, und deshalb wären wir nicht überrascht, wenn die Schweizerische Nationalbank bald am Markt intervenierte, um den Franken zu schwächen.

Glänzendes Gold

Das Gold erlebt gegenwärtig einen Höhenflug und kostet zum ersten Mal seit Juni 2013 wieder mehr als 1400 US-Dollar. Den Ausschlag zu diesem Preissprung gaben die Zentralbanken mit ihrer Bekanntmachung, auf die schwächelnde Weltkonjunktur mit Zinssenkungen reagieren zu wollen. Niedrige Zinsen sind gut für das gelbe Edelmetall, zumal Obligationen in einem Niedrigzinsumfeld auch keine echte Alternative darstellen.

Das Ölkartell Opec und die mit ihm kooperierenden Förderländer haben an der Sitzung in Wien einer Verlängerung der Produktionsbegrenzungen zugestimmt. Damit dürfte auf dem Ölmarkt wieder etwas Ruhe einkehren. Allerdings ist Vorsicht geboten, denn eine Eskalation im Irankonflikt könnte jederzeit die Märkte destabilisieren.

*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Co-Founder und CEO von Descartes Finance, einem führenden Robo-Advisor in der Schweiz. Zudem hält er verschiedene Verwaltungsratsmandate. 

Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.


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