In Powell We Trust

Die Nervosität auf dem Börsenparkett ist unverändert hoch und die Finanzmärkte warten auf neue geldpolitische Signale der US-Notenbank Fed und der EZB. Wie geht es weiter?

Text: Adriano B. Lucatelli*

Wegen der Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China sind weltweit viele Aktientitel drastisch gefallen, und es ist nicht zu erwarten, dass die Kontrahenten bald wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren werden. Der globale Industriesektor, der anfällig auf diesen Handelskonflikt reagiert, sendet bereits erste Rezessionssignale aus.

Auf den Notenbanken ruht nun die Hoffnung, dass sie auf die konjunkturellen und politischen Unsicherheiten reagieren und den Schaden begrenzen werden. An den Finanzmärkten erwartet man, dass die EZB und die Fed an ihren jeweiligen Sitzungen vom 12. beziehungsweise 18. September mit einer Senkung der Leitzinsen reagieren werden. Vor diesem Hintergrund dürften die Vermögenspreise an den Aktienmärkten stabil bleiben, woraus sich schliessen lässt, dass gegenwärtig eine Verabschiedung von den Aktien falsch oder zumindest verfrüht wäre.

Weil die Renditen von Obligationen in den letzten Wochen nochmals markant gesunken sind, erachten wir Engagements in dieser Anlageklasse als risikoreich. Die Preise sind zum Teil sehr hoch und die Anleihen somit unattraktiv. Ausserdem sind kaum mehr Obligationen von vertretbarer Qualität zu finden. Rund 30 Prozent der weltweiten Anleihen haben inzwischen negative Renditen.

Vor dem Hintergrund der verschiedenen Unruhen dürften der Greenback, der Yen und der Schweizer Franken (wegen ihres Status als «sicherer Hafen») zur Stärke neigen.

Es darf vermutet werden, dass das Gold nun Kurs auf die 1600-Dollar-Marke nehmen wird. Die gegenwärtigen Unsicherheiten haben dem gelben Edelmetall wieder zurück zu seiner Funktion als sichere Anlage verholfen. So macht es für den Anleger durchaus Sinn, dem Gold weiterhin die Treue zu halten.

Der Ölpreis zieht infolge des unerwartet starken Rückgangs der Ölreserven in den USA an, bleibt aber anfällig auf den Handelskonflikt zwischen China und den USA. Ebenfalls könnten sich die Pläne der USA, ihre Ölförderung auszuweiten, belastend auf den Ölpreis auswirken.

 

*Der Ökonom Adriano B. Lucatelli ist Co-Founder und CEO von Descartes Finance, einem führenden Robo-Advisor in der Schweiz. Zudem hält er verschiedene Verwaltungsratsmandate. 

Disclaimer: Die gemachten Prognosen und Aussagen über die Finanzmärkte widerspiegeln die persönliche Meinung von Adriano B. Lucatelli zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich jederzeit verändern. Verweise auf bestimmte Wertpapiere, Vermögensklassen oder Finanzmärkte dienen nur zu Illustrationszwecken und sollten nicht als Beratung oder Empfehlung in Bezug auf den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren verstanden werden.

 


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