Metaverse – zwischen Vision und Wirklichkeit

Das Metaversum ist nicht nur Teil der nächsten Generation des Internets – es verspricht, alles auf den Kopf zu stellen. Doch damit das Metaverse Leben, Arbeit, Shopping und alles andere revolutionieren kann, müssen die notwendigen Entwicklungen gelingen und eine ausreichende Akzeptanz entstehen.

Als Mark Zuckerberg im vergangenen Herbst den US-Techgigant Facebook in Meta umbenannt hat, ist der Begriff «Metaverse» auch in der Breite angekommen. Existieren tut das Metaverse, die nächste Stufe des Internets und das Zentrum des Web 3.0., bereits etwas länger. Und vor allem: Es wächst bereits exponentiell.

Als Decentraland, das erste öffentliche Metaverse, im Februar 2021 gestartet wurde, wurden monatlich etwa 15 000 aktive Benutzer verzeichnet. Heute gibt es etwa 15 aktive öffentliche Metaversen, unter anderem SandBox, Somnium Space, CryptoVoxels, SuperWorld und Axie Infinity. Sie haben insgesamt 1,5 Millionen aktive Nutzer monatlich, was im Vergleich zu vor einem Jahr einem Wachstum von 10 000 Prozent entspricht. Es dürften bald noch mehr werden, denn laut einer Umfrage des VPN-Anbieters NordVPN erwägen 74 Prozent der Erwachsenen in den USA, dem ­Metaversum beizutreten.

Mode und Musik in 3D

Auch die Grundstücksverkäufe im Metaverse wachsen exponentiell. Täglich werden bereits Millionen von Dollar umgesetzt, Fortune-500-Unternehmen wie JP Morgan und Samsung sammeln ihre ersten Metaverse-Erfahrungen.

Auch Musikfestivals und die erste Metaverse Fashion Week wurden bereits durchgeführt. Wie bei den physisch stattfindenden Fashion Weeks in Mailand, Paris oder New York präsentierten Unternehmen Kleidungsstücke in Showrooms, veranstalteten Laufsteg-Shows und Partys. Darunter zahlreiche bekannte Labels wie Etro, Dolce & Gabbana, Tommy Hilfiger und Selfridges.

Eine Schippe drauflegen

Während viele dem Metaverse skeptisch gegenüberstehen, ist die US-Bank Citi von seinem enormen Wachstumspotenzial überzeugt. Das Metaverse habe bis 2030 das Potenzial für fünf Milliarden Nutzer und Umsätze von 8 bis 13 Billionen Dollar, meinte die Investmentbank in einem kürzlich veröffentlichten Bericht. Fast gleich sieht es auch Goldman Sachs, das dem Metaverse bis zum Ende des Jahrzehnts ein Potenzial 12,5 Billionen Dollar attestiert.

Doch um sich breit zu etablieren, müssen die 3D-Welten wie beispielsweise Decentraland noch eine Schippe drauflegen. Bislang wirkt die technische Umsetzung mehr als holprig, die Voraus­setzungen bezüglich Rechenleistung sind offenbar noch nicht erfüllt. Im derzeitigen Zustand ist die Internetinfrastruktur nicht in der Lage, eine Umgebung aufzubauen, die den Nutzern ein nahtloses Erlebnis ermöglicht.

Die Citi-Experten betonen in ihrem Bericht, dass Investitionen in Milliardenhöhe notwendig seien: «Um die Vision von Metaverse Wirklichkeit werden zu lassen, erwarten wir erhebliche Investitionen in die Zusammenführung von Technologien. Eine niedrige Latenz – also die Zeit, die ein ­Datensignal benötigt, um von einem Punkt im Internet zu einem anderen Punkt zu gelangen und dann wieder zurückzukommen – ist entscheidend für den Aufbau einer realistischeren Benutzererfahrung.»

Die Finanzen im Metaverse, so die Citi-Prognose, werden aus einer Kombination von traditionellen Geldformen und Kryptowährungen bestehen. Eine Schlüsselrolle werden NFT (Non Fungible Tokens) spielen, so die Experten weiter. NFT ermöglichen eine Form des souveränen ­Eigentums an digitalen Gegenständen und sind derzeit sehr gefragt. Jeden Tag werden neue Projekte lanciert, das Handelsvolumen 2021 wird. Noch im Jahr zuvor waren es lediglich 0,1 Milliarden US-Dollar.

Kampf der Tech-Riesen

Die Investmentbanking-Gruppe Jeffries ist der Ansicht, dass Investitionen in das Metaversum vergleichbar sind mit Investitionen in der Anfangszeit des Internets. Gemäss Simon Powell, Leiter der thematischen Forschung, sollten sich Investoren zuerst auf Hardwareanbieter konzentrieren, später auf Softwareanbieter und zuletzt auf Unternehmen, die im Metaversums tätig sind.

Die Poleposition gehört den grossen Tech-Konzernen Meta, Microsoft und Apple. Aber auch weniger bekannt Namen haben gute Karten. So etwa das Videospielunternehmen Roblox Corp, das seit seiner Gründung im Jahr 2004 Gaming-Technologien entwickelt. Das Unternehmen verzeichnete 2021 ein massives Wachstum, da sich zahlreiche Metaverse-Nutzer und -Entwickler der Roblox Community angeschlossen haben.

Erste Metaverse-ETF sind da

Viele weitere Unternehmen sind eng mit Meta­verse-Entwicklungen verbunden und könnten ebenfalls profitieren. Beispielsweise der Halbleiterhersteller Nvidia, der Grafikkarten entwickelt und produziert. Grafikkarten sind ein wesentlicher Bestandteil beim Ausführen simulierter digitaler Welten und Umgebungen. An der Metaverse-Entwicklung sind auch Unternehmen wie Autodesk und Unity Technologies beteiligt. Sie werden genutzt, um digitale Modelle zu erstellen.

Auch an den internationalen Börsen spielen die neuen Welten eine Rolle, erste Metaverse-ETF wurden bereits zugelassen. In der Schweiz sind sie noch nicht erhältlich, hiesige Anleger können sich dafür bei Vontobel und Swissquote diversifizierte Lösungen in Form von Tracker-Zertifikaten ins Depot holen.

Vieles rund um das Metaverse klingt nach ­Science Fiction und wird in der Umsetzung Jahre in Anspruch nehmen. Das langfristige Markt­potenzial ist gewaltig, doch wirklich erfolgreich kann das Metaverse nur werden, wenn die Entwicklungen nicht nur Gamern und Geeks einen Mehrwert bieten, sondern der breiten Masse.


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